Jan Fabel 01 - Blutadler
und ein paar strategisch platzierte Kübel mit brennbaren Chemikalien leisteten ganze Arbeit. Sehr professionell und sehr gründlich. Sämtliches Beweismaterial wurde zerstört. Seitdem sind wir nicht mehr in der Lage, Redtschenko zu einer bestimmten Adresse zu verfolgen. Immerhin haben wir ein oder zwei Treffpunkte, die er regelmäßig aufsucht. Jedes Mal lassen wir ihn beschatten, und jedes Mal schüttelt er unseren Mann ab. Diese Leute könnten nicht besser ausgebildet sein. Nehmen Sie Witrenko selbst. Es ist nicht leicht, Details aus den Ukrainern herauszubekommen, aber wir haben ermittelt, dass er nicht nur in der Division Kondor des sowjetischen Innenministeriums, sondern auch, wie einige andere seiner Gruppe, in der Wyssotniki-Brigade gedient hat. Die Wyssotniki waren - und sind - nach dem Vorbild des britischen Special Air Service aus kleinen Einheiten von jeweils elf Mann zusammengesetzt. Nach dem, was wir aus unserem Informanten herausholen konnten, baute Witrenko eine solche Einheit in Afghanistan und dann in Tschetschenien auf. Aber statt elf hatte sie dreizehn Mann. Wir glauben, dass seine Gruppe hier die gleiche Stärke hat.«
»Das entspricht unseren Erkenntnissen«, sagte Maria.
Volker legte die Hände hinter dem Kopf zusammen und schaute Fabel einen Moment lang mit ausdrucksloser Miene an. »Klugmann und Tina Kramer hatten den Auftrag, Informationen über Witrenko zu sammeln. In dieser Hinsicht habe ich Sie nie irregeführt, Fabel. Allerdings gebe ich zu, dass es unser letztliches Ziel war, ihm ein Tauschgeschäft anzubieten: Immunität vor Strafverfolgung wegen seiner organisierten Verbrechen unter der Bedingung, dass er mit den Amerikanern kooperiert und natürlich sofort alle ungesetzlichen Aktivitäten einstellt. Allerdings ist es schwierig, die Immunität vor Strafverfolgung verlockend klingen zu lassen, solange es nicht gelingt, den Betreffenden zu finden oder gar zu verhaften und genug Beweismaterial für einen Prozess zusammenzukratzen. Aber wie gesagt: Wenn Witrenko wirklich hinter den Morden steckt, dann ist jeder Deal natürlich vom Tisch.« Er ließ die Arme sinken und beugte sich auf seinem Sessel vor. »Das glauben Sie mir doch, Herr Fabel?«
»Wenn Sie mir versichern, dass es die Wahrheit ist, Herr Volker«, sagte Fabel.
Volker legte sämtliche Fotos und Papiere zurück in die Akte und schob sie über den Tisch. »Die unredigierte, ungekürzte Fassung. Die dürfen Sie auf keinen Fall verlieren.«
Eine an Werner adressierte E-Mail des FBI war eingetroffen, als Fabel und Maria in die Mordkommission zurückkehrten. Maria druckte den Text aus und brachte ihn in Fabels Büro.
»Hör dir das an.« Sie nahm vor Fabels Schreibtisch Platz. »Du erinnerst dich an John Sturchak, den amerikanischen Geschäftspartner der Eitels?« Fabel nickte, und Maria überflog den Text, während sie ihren Vorgesetzten über den Inhalt unterrichtete. »Das FBI ist sehr interessiert an allem, was wir über John Sturchak und seine Geschäfte in Erfahrung bringen. Anscheinend ist er der Sohn von Roman Sturchak, der zur selben Zeit wie Wolfgang Eitel in der SS-Division Galizien diente. Sturchak war einer der Ukrainer, die sich am Ende des Krieges nach Österreich durchschlugen, um sich den Amerikanern zu ergeben. Wenn die Rote Armee ihn erwischt hätte, wäre er erschossen worden. Roman durfte in die USA emigrieren, wo er ein Importunternehmen gründete. Offenbar ist dieses neueste Projekt nicht das erste zwischen den Familien Eitel und Sturchak. Die Firma Sturchak hat ihren Sitz in New York, und das FBI verdächtigt Roman Sturchak, Verbindungen zur organisierten Kriminalität zu haben, aber er wurde nie angeklagt. John Sturchak übernahm die Leitung des Konzerns, als sein Vater 1992 starb. Nach dem Fall der Berliner Mauer strömten zahlreiche illegale und legale ukrainische Einwanderer in die USA. In dieser E-Mail heißt es, John Sturchak habe einigen geholfen, ohne Visum oder gültigen Pass einzureisen. Und nun haben die Amerikaner ein ernstes Problem mit der Odessa-Mafia, die in Brighton Beach in Brooklyn aktiv ist.« Maria schaute hoch. »Davon habe ich gehört - es sind nicht nur Ukrainer, sondern auch Russen. Neben ihnen wirkt die italienische Mafia geradezu kultiviert.« Sie wandte sich wieder dem Text zu. »John Sturchak wird verdächtigt, eng mit dem organisierten russischen und ukrainischen Verbrechertum zusammenzuarbeiten.«
Fabel lächelte breit. »So etwas möchte Wolfgang Eitel, der
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