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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Akte. »Und Kraus beschrieb den zweiten, jüngeren Mann, der den Schuss abgab, als eine Art Bodybuilder. Ich könnte mir keine bessere Kennzeichnung dieses Mannes vorstellen.«
    »Das kommt mir alles noch sehr an den Haaren herbeigezogen vor«, meinte van Heiden.
    »Das ist es auch. Bis wir triftige Beweise vorlegen können«, sagte Fabel. »Wir fangen mit einer vollständigen Spurensicherung am Tatort an. Die Ortspolizei weiß, dass wir die Sache als Mordfall behandeln, und ich bin sicher, dass unsere beiden Freunde hier inzwischen unterrichtet sind. Aber das überzeugendste - wenn auch zugegebenermaßen subjektive - Indiz ist Kraus' Reaktion in der Kantine des Präsidiums.« Fabel warf Werner einen Blick zu.
    »Ich habe versucht, mich an den genauen Moment zu erinnern, in dem Kraus die Nerven verlor«, erläuterte Werner. »Dann fiel mir ein, dass diese beiden« - er zeigte auf die Akten - »hereinkamen und sich in unserer Nähe hinsetzten. Plötzlich benahm sich Kraus, als hätte er ein Stromkabel im Hintern. Er fragte mich sogar, wer der große Kerl mit den Muskeln sei. Ich sagte es ihm.«
    »Sie haben mich gefragt, ob ich mir sicher bin. Ja, ich bin mir sicher, dass dies die Täter sind.« Fabel nickte zu den beiden geöffneten Akten hinüber, aus denen die beiden Gesichter ihre Beschuldiger ausdruckslos anschauten. »Sie sind in der richtigen Position, um extrem wertvolle Detailinformationen verkaufen zu können, sie haben den passenden Rang und arbeiten in der richtigen Abteilung.« Er blickte van Heiden freimütig in die Augen. »Bin ich sicher, dass wir es beweisen können? Nein. Material für eine Anklage zu sammeln ist schließlich nicht so einfach.«
    Alle schwiegen eine Zeit lang und musterten die Fotos von Kriminalhauptkommissar Manfred Buchholz und Kriminalkommissar Lothar Kolski von der Abteilung Organisierte Kriminalität. 
     

 
    Speicherstadt, Hamburg,
    Samstag, den 21. Juni, 20.00 Uhr
      Fabel parkte erneut in der Deichstraße, bevor er zur Speicherstadt hinüberging. Wieder hoben sich die riesigen Lagerhäuser vor dem dunkel werdenden Himmel ab, und das rote Mauerwerk glomm in dem nachlassenden Licht. Er näherte sich dem früheren Klimenko-Lagerhaus und riss die schwere Tür auf. Es war noch dunkler als bei seinem letzten Besuch. Der mächtige Raum schien die Nacht in sich aufgesogen und dann jeden Lichtstrahl von den fernen Fenstern und der offenen Tür verschluckt zu haben. Fabel ärgerte sich, dass er keine Taschenlampe mitgebracht hatte. Zwar hingen überall im Lagerhaus Neonröhren wie Trapezstangen von der hohen Decke herab - der Ukrainer hatte sie nach ihrem letzten Treffen angeknipst, damit Fabel und Mahmoot den Weg nach draußen finden konnten -, aber der Schalter befand sich in der Bürokabine. Vermutlich gab es einen weiteren in der Nähe der Tür, doch Fabel fand ihn nicht.
    »Major Witrenko!« Seine Stimme hallte von den Wänden wider, bevor sie von der Dunkelheit verschlungen wurde. Er murmelte eine Verwünschung vor sich hin, bevor er noch einmal »Witrenko!« rief. Trotz seines Ärgers entging Fabel die Ironie der Situation nicht. Es war fast eine Parallele zu seiner Ermittlung: die Jagd auf ein monströses Gespenst in der Dunkelheit. Keine Antwort. Fabel kniff die Augen zusammen und streckte den Hals vor, als könne er dadurch einen Teil der Finsternis ausfiltern. Er glaubte, ein trübe glühendes Rechteck tief im Dunkeln zu erkennen. Wahrscheinlich kam das bleiche Licht aus einem der schmalen Fenster des Containers. Noch ein Ruf. Schweigen.
    Etwas stimmte nicht. Fabel schaute auf das leuchtende Zifferblatt seiner Armbanduhr. Es war nach zwanzig Uhr, und er wusste, dass ein Mann, der so sehr an militärische Präzision gewöhnt war wie der Ukrainer, sich bestimmt nicht verspäten würde. Fabel zog seine Walther aus dem Halfter unter der Jacke. Er verfluchte seinen Mangel an Voraussicht, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass es gefährlich sein könnte, sich erneut mit dem Ukrainer zu treffen. Niemand wusste, dass Fabel hier war. Er ließ seine linke Handfläche an der Wand neben der Tür hinuntergleiten, doch er konnte den Schalter noch immer nicht finden.
    Ein Geräusch. Irgendwo in der schwarzen Höhle war ein schwacher Ton zu hören, den Fabel nicht identifizieren konnte. Er blieb stehen und streckte die Walther in die vage Richtung des Geräusches aus. Aber obwohl er angestrengt lauschte, war nichts mehr zu hören. Er orientierte sich an dem matten Glühen des

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