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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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geschlossene Tür und das dunkle Zimmer stieß, war ihm instinktiv klar, dass er sie hier finden würde. Trotzdem hatte er das Gefühl, von einem Lastwagen überrollt zu werden.
    »O Gott ...« Es war, als wäre der Atem aus Fabels Brust gesogen worden. Übelkeit brandete in ihm auf. »Du lieber Gott ...«
    Der Raum, ursprünglich als Schlafzimmer gedacht, war zu einem Arbeitszimmer umgestaltet worden. An drei Wänden hingen mit Büchern und Akten gefüllte Regale. Die vierte Wand enthielt das Fenster, das fast die gesamte Länge des Zimmers einnahm und nun von geschlossenen Vorhängen verborgen wurde. Ein breiter Buchentisch mit einem Laptop stand dem Fenster gegenüber. Wie in der übrigen Wohnung war das Dekor zurückhaltend, geschmackvoll und elegant.
    In der Mitte des Zimmers hatte eine Explosion von Fleisch, Blut und Knochen stattgefunden. Ein Frauenkörper mit dem Gesicht nach unten. Der Rücken war parallel zur Wirbelsäule aufgeschlitzt worden. Man hatte die Rippen auseinander gestemmt, die Lungen ausgegraben und nach außen geworfen. Sie war nackt, abgesehen von einem Paar Frotteepantoffeln mit geriffelten Sohlen. Ein zu den Pantoffeln passender Frotteebademantel war in eine Ecke geschleudert worden. Sonst gab es keine Kleidungsstücke in dem Zimmer.
    Fabel bemerkte außer der Zerstörung des Rumpfes eine große, vom Kopf ausgehende Blutfahne, die sich über den Kieferholzboden ausbreitete. Ihr Hinterkopf war eine verfilzte Masse aus Blut und kastanienbraunem Haar.
    »Ach, Scheiße.« Werner stand nun neben Fabel und keuchte, um seine Übelkeit zu unterdrücken. »Ach, Scheiße.«
    Maria Klee und Anna Wolff kamen ebenfalls herein. Anna machte ein würgendes Geräusch und rannte zurück durch die Diele. Fabel konnte hören, wie sie sich in Angelika Blüms Badezimmer in die Toilettenschüssel erbrach. Das Tatort-Team würde begeistert sein: Kontaminierung des Hauptschauplatzes eines Mordes. Fabel konnte der zähen kleinen Anna keine Vorwürfe machen. Er musste selbst die Augen einen Moment lang schließen, um das Bild von seiner Netzhaut zu verbannen, bevor er die Fassung wiedergewann. Ihm zuckte der Gedanke, ob Anna die Toilette verlassen hatte, durch den Kopf, und er atmete langsam durch. Die Notwendigkeit, den Haupttatort unangetastet zu lassen, bewog ihn, nicht näher an die Leiche heranzutreten, und als sich andere in der Tür drängten, befahl er ihnen, sich aus der Wohnung zu entfernen.
    Innerhalb einer Stunde wimmelte es im gesamten Gebäude von Menschen. Fabel hatte den Uhlenhorster Kommissar gebeten, mehr Beamte anzufordern, die die Anwohner befragen sollten. Außerdem war das von Holger Brauner geleitete Spurensicherungsteam eingetroffen, ebenso wie Dr. Möller, der Gerichtsmediziner. Fabel kannte Brauner von etlichen früheren Ermittlungen und schätzte ihn sehr. Das einzige Problem war, dass der arrogante Blödmann Möller immer den Drang verspürte, sich mit Brauner zu messen. Allerdings gestand Fabel widerwillig ein, dass Möller ein ausgezeichneter Gerichtsmediziner war und einen rasiermesserscharfen Verstand besaß.
    Fabel hatte den Tatort absperren lassen und ihn dem Spurensicherungsteam übergeben. Die Vorschriften besagten, dass Brauner den Schauplatz als Erster untersuchte, ohne die Leiche anzurühren. Erst wenn sein Team und er fertig waren, konnte Dr. Möller seine Arbeit beginnen. Das bedeutete, dass Möller vor Wut kochend an der Wohnungstür warten musste. Für Fabel war es der einzige Höhepunkt des Tages.
    Nach einiger Zeit tauchte Holger Brauner auf. Er ignorierte Dr. Möller und bat Fabel, ihn in die Wohnung zu begleiten. »Es gibt da etwas, das Sie sehen sollten, bevor wir es zur Untersuchung im Labor einpacken.« 
    Brauner führte ihn zum Mordschauplatz. Fabel musste sich an zwei mit Overalls bekleideten Kriminaltechnikern vorbeiquetschen, um hinter die Leiche treten zu können. Der Fotograf des Teams packte gerade seine Geräte zusammen, und im Zimmer herrschte eine drangvolle Enge. Brauner ging zum Schreibtisch hinüber und zeigte auf den Laptop. Auf dem Schirm war eine unlängst abgeschickte E-Mail zu sehen. Es war die Mitteilung, die das Präsidium knapp nach dreiundzwanzig Uhr erhalten und die die Polizei hierher geführt hatte. Der Mörder hatte sie nicht nur von Angelika Blüms eigenem Laptop abgesandt, sondern sie auch erneut geöffnet, damit die Polizisten bei ihrer Ankunft darauf stießen.
    »Der perverse Dreckskerl!« Fabel spürte, wie sich tief in seinem Innern

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