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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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eine wilde Raserei Bahn zu brechen suchte. Er hatte sich immer etwas darauf zugute gehalten, ruhig bleiben und die Kontrolle behalten zu können, aber dieser Mörder hatte sich so tief unter seine Haut gebohrt, dass Fabels übliche Schutzmechanismen völlig ausgeschaltet waren. »Dieses Ungeheuer verhöhnt uns. Es ist genau das, was es wollte, die Szene, die es im Kopf hatte: Ich bin in diesem Zimmer mit ihrer Leiche und muss diese verfluchte E-Mail zum zweiten Mal lesen!« Fabel drehte sich zu Brauner um. »War er also gegen dreiundzwanzig Uhr hier?«
    »Nicht unbedingt. Die E-Mail wurde per Timer verschickt. Aber das ist noch nicht alles.« Brauner benutzte vorsichtig einen einzigen mit Latex überzogenen Finger, wählte »Anwendung ausblenden«, und der Desktop des Computers erschien. Brauner klickte auf eine Reihe von Ordnern. Alle waren leer.
    »Das ist seltsam«, sagte Brauner. »Was für ein Serienmörder geht hin und löscht den gesamten Computerinhalt seines Opfers?«
    »Darf ich den Laptop mitnehmen, damit die Techniker ihn sich anschauen können?«
    »Nein, noch nicht. Wir haben ihn schon nach Fingerabdrücken eingestaubt, aber ich möchte ihn aufmachen. Computer-Keyboards haben genauso viele Spalten wie Tasten. Darunter setzt sich alles mögliche Zeug fest. Mit etwas Glück finden wir ein Haar oder ein paar Stücke Epithelium des Mörders.«
    »Das bezweifle ich sehr«, sagte Fabel bedrückt. »Dieser Bursche macht keine Fehler. Trotz seiner brachialen Mordmethode scheint er geradezu steril zu töten. Er lässt keine Spuren von sich selbst zurück.«
    »Einen Versuch ist es wert«, meinte Brauner und versuchte vergeblich, einen ermutigenden Tonfall anzuschlagen. »Vielleicht haben wir trotz allem Glück.«
    »Bestimmt nicht. Kann ich Dr. Möller sagen, dass er jetzt reinkommen darf?«
    Brauner lächelte. »Meinetwegen.«
    Auf dem Weg in die Diele schaute Fabel nach Anna Wolff, die unter ihrem stacheligen schwarzen Haar, der üblichen Wimperntusche und dem flammendroten Lippenstift gelblich aussah. »Schon in Ordnung, Chef. Entschuldigung. Diesmal hat's mich einfach erwischt.«
    Fabel lächelte beruhigend. »Kein Grund, sich zu entschuldigen, Anna. Das passiert jedem von uns mal. Außerdem wird deine Buße schlimm genug sein. Brauner und sein Team werden es dich nie vergessen lassen.«
    Werner tippte Fabel an der Schulter an. »Du wirst es nicht glauben, Jan, wir haben eine Ankunftszeit und eine Zeugin.«
    »Haben wir auch eine Beschreibung?«
    »Keine großartige, aber immerhin.«
    Fabel machte ein ungeduldiges Gesicht. »Es ist eine Frau in der Etage unter uns«, fuhr Werner fort. »Sie ist ungefähr dreißig Jahre alt und arbeitet für eine Werbeagentur oder etwas genauso Bedeutungsvolles. Egal, sie hat einen neuen Freund. Die beiden waren zum Trainieren in einem Fitness-Club und trafen gegen einundzwanzig Uhr hier ein. Ich habe den Eindruck, dass ihr Freund das Training fortsetzen wollte, auf horizontale Art, aber sie kennt ihn noch nicht lange genug, um ihn in ihre Wohnung einzuladen. Jedenfalls hat er um halb neun auf der anderen Straßenseite geparkt. Seine Scheinwerfer waren ausgeschaltet, und er gab sich offensichtlich Mühe, sie umzustimmen. Plötzlich sahen sie einen Mann, der sich zu Fuß näherte. Da sie kein Auto bemerkt haben, parkte er wohl, wenn er eines hatte, in einiger Entfernung. Der Mann fiel ihnen deshalb auf, weil er die Straße in beide Richtungen gründlich musterte, bevor er auf eine der Wohnungsklingeln drückte. Anscheinend guckte er sich sogar die Eingangshalle durch die Glastüren an.«
    »Also konnte sie ihn sich genau ansehen?«
    »So genau, wie es zu der Tageszeit und aus einer solchen Entfernung möglich war.« Werner klappte sein Notizbuch auf. »Hoch gewachsen und muskulös. Sie erwähnte vor allem seine breiten Schultern. Er schien in dieser Gegend nicht fehl am Platz zu sein und war gut gekleidet. Trug einen dunkelgrauen Anzug.«
    Also nicht mein kleiner, stämmiger Slawe mit den grünen Augen, dachte Fabel.
    »Seine Haare waren blond und recht kurz geschnitten«, fuhr Werner fort. »Aber hier ist etwas Seltsames. Sie sagt, er habe eine große Sporttasche, über die ein hellgrauer Regenmantel gelegt war, in der Hand gehabt.«     
    »Sein Handwerkszeug«, kommentierte Fabel mit leiser, bitterer Stimme.
    »Die Frau ist sich sicher, dass sie ihm vor heute Abend nie begegnet ist, und der Hausmeister hatte nur eine einzige Vermutung, welcher Mieter es gewesen sein

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