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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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wohl recht tüchtig. Und er scheint die Arbeit in der Mordkommission aufregend zu finden.« Sie schlug eine Akte auf und fuhr fort: »Jedenfalls haben wir uns noch einmal mit Fendrich beschäftigt. Erinnerst du dich? Heinrich Fendrich, Paulas Deutschlehrer?«
    Fabel nickte knapp. Anna hatte ihn auf der Fahrt zur Familie Ehlers im Rasthof über den Mann informiert.
    »Tja, wie du weißt, hatte Klatt ihn in Verdacht. Aber er gibt zu, dass er keinerlei Beweise gegen Fendrich besaß. Es war eher eine Verbindung aus Intuition, Vorurteil und einem Mangel an Indizien.«
    Fabel runzelte die Stirn. »Vorurteil?«
    »Fendrich ist ein etwas seltsamer Einzelgänger. Mitte dreißig… Inzwischen wohl eher Ende dreißig, immer noch alleinstehend, und er wohnt mit seiner alten Mutter zusammen. Allerdings schien er damals eine mehr oder weniger feste Freundin zu haben. Aber offenbar haben sie sich ungefähr zum Zeitpunkt von Paulas Verschwinden getrennt.«
    »Kommissar Klatt wollte also unbedingt einen Verdächtigen finden, und er entdeckte jemanden nach Art von Norman Bates«, sagte Fabel. Anna setzte eine verwirrte Miene auf. »Aus dem amerikanischen Film Psycho .«
    »Ach ja, natürlich. Du hast wohl bis zu einem gewissen Grad Recht. Aber wer kann Klatt Vorwürfe machen? Ein Mädchen war verschollen und mittlerweile wahrscheinlich tot, und es gab einen Lehrer, zu dem sie eine enge Beziehung hatte und der keine normalen Verbindungen anzuknüpfen schien. Hinzu kamen Behauptungen von Paulas Freundinnen, dass Fendrich ihr unverhältnismäßig viel Zeit im Klassenzimmer widmete. Bestimmt hätten auch wir Fendrich ein wenig in die Zange genommen.«
    »Mag sein. Aber Paulas Entführer und vermutlicher Mörder könnte genauso gut ein typischer Familienvater sein. Wie steht Klatt denn inzwischen zu Fendrich?«
    »Tja…« Anna dehnte das Wort und betonte dadurch ihre Unsicherheit. »Ich habe das Gefühl, dass er meint, sich geirrt zu haben. Schließlich hat Fendrich ein überzeugendes Alibi für den Zeitpunkt von Paula Ehlers’ Verschwinden.«
    »Aber?«
    »Aber Klatt sagt, dass er immer noch ein ›ungutes Gefühl‹ gegenüber Fendrich hat. Seiner Meinung nach hatte er als Lehrer eine unangemessene Beziehung zu Paula. Klatt schlägt vor, Fendrich noch einmal zu verhören. Allerdings möchte er nicht mitkommen, da Fendrich ihm mit einer einstweiligen Verfügung und einer Klage wegen Schikanierung gedroht hat.«
    »Wo können wir Fendrich finden? Ist er noch an der Schule?«
    »Nein«, antwortete Anna, »er hat sich an eine andere Schule versetzen lassen. Auch in Hamburg…« Anna blätterte in der Akte. »…in Rahlstedt. Aber anscheinend wohnt er noch in demselben Haus wie vor drei Jahren. Das liegt ebenfalls in Rahlstedt.«
    »Okay.« Fabel warf einen Blick auf seine Uhr und stand auf. »Herr Fendrich dürfte längst Feierabend haben. Ich würde gern erfahren, ob er auch für den Mord des Mädchens am Strand ein Alibi hat. Statten wir ihm einen Besuch ab.«
    Fendrichs Haus in Rahlstedt war eine ziemlich große, robuste Vorkriegsvilla. Sie stand in einer Reihe aus fünf ähnlichen Gebäuden, die sich von den übrigen Häusern in der Straße deutlich unterschieden. Früher mochten sie nach einem Bruchteil des Prestiges gestrebt haben, das die eindrucksvolleren Häuser in Rotherbaum und Eppendorf genossen, doch nun, da sie die britischen Bombenangriffe des Krieges und die Städteplaner der Fünfzigerjahre überlebt hatten, wirkten sie zwischen den Sozialwohnungen der Nachkriegszeit schlicht fehl am Platze. Rahlstedt war hastig geplant und entwickelt worden, um die in die Obdachlosigkeit gebombte Bevölkerung von Hamburg-Mitte aufzunehmen.
    Fabel parkte auf der anderen Straßenseite. Während Anna und er sich der Villenreihe näherten, merkte er, dass man die anderen Häuser zu zwei oder mehr Wohnungen umgebaut hatte, während das Haus der Fendrichs weiterhin nur eine Familie beherbergte. Das Gebäude war durch eine melancholische Düsterkeit gekennzeichnet, und in dem kleinen, ungepflegten Vorgarten häuften sich die unerwünschten Hinterlassenschaften von Passanten.
    Fabel legte die Hand auf Annas Arm, als sie das halbe Dutzend Stufen zur Vordertür hinaufsteigen wollte. Er deutete aufdie Stelle, wo die Hauswand auf den überwucherten Garten traf. Dort waren zwei kleine, verschmutzte Fenster zu erkennen. Hinter jedem der Fenster war die undeutliche Silhouette von drei Gittern zu sehen.
    »Ein Kellergeschoss…«, sagte Anna.
    »Dort

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