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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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kommentierte Maria mit einem bitteren Lächeln. Hermann richtete sich auf und zuckte die Achseln.
    »Sie haben den Modus operandi des Mordes beschrieben«, sagte Fabel. »Aber Sie haben noch nicht erklärt, warum Sie der Meinung waren, dass ausgerechnet mein Team die Ermittlungen übernehmen sollte.«
    Hermann trat zurück und neigte den Kopf ein wenig, während er den Schauplatz betrachtete, als stünde er vor einem Gemälde oder einem anderen Ausstellungsstück, das er einschätzen sollte.
    »Deshalb«, sagte er. »Sehen Sie sich’s an.«
    »Was?«, fragte Fabel.
    »Na ja… Dies ist nicht einfach irgendeine Stelle, wo der Mörder beschlossen hat, die Leichen zurückzulassen. Er hätte sie zwanzig Meter weiter im Waldesinneren verstecken können, und wir hätten vielleicht Wochen oder Monate gebraucht, um sie zu finden. Das hier ist eine Botschaft. Er teilt uns etwas mit. Die Wahl des Ortes, die Anordnung der Leichen, das Taschentuch, die Brotkrumen – all das ist für uns gedacht. Es ist eine Pose.«
    Fabel nickte zu Holger Brauner hinüber, der verständnisvoll lächelte.
    »Eine Pose«, wiederholte Hermann offensichtlich frustriert. »Alles ist sorgfältig arrangiert. Und das bedeutet, dass diesen Morden ein krankhafter Plan zugrunde liegt, was wiederum heißt, dass wir es möglicherweise mit einem Serienmörder zu tun haben. Und darum habe ich es für richtig gehalten, Sie direkt und unverzüglich zu benachrichtigen, Herr Erster Hauptkommissar.« Er wandte sich Holger Brauner zu. »Und derGrund dafür, dass ich Kontakt mit Ihnen aufgenommen habe, Herr Brauner, ist der, dass Sie an diesem Schauplatz vielleicht etwas finden werden, was unserem Team entgehen würde. Ich verfolge Ihre Arbeit mit Interesse und habe mehrere Ihrer Seminare besucht.«
    Brauner strahlte gut gelaunt und nickte mit gekünstelter Bescheidenheit. »Und Sie haben offenkundig gut aufgepasst, Herr Kommissar.«
    Auch Fabel grinste. »Entschuldigen Sie, Herr Hermann; ich wollte nicht andeuten, dass Sie unsere Zeit verschwenden. Alles, was Sie über diese Szene gesagt haben, trifft zu… auch Ihre Vermutung, dass es sich hier nicht um den Tatort, sondern lediglich um den Fundort handelt. Ich wollte nur Ihre Argumentation hören.«
    Hermanns Miene lockerte sich ein wenig, doch die Schärfe in seinen hellgrauen Augen blieb unverändert.
    »Die Frage, mit der wir uns nun befassen müssen«, fuhr Fabel fort, »ist die, wo sich der Tatort befindet… wo sich der Mord ereignet haben könnte.«
    »Auch dazu habe ich eine Theorie, Herr Hauptkommissar«, schaltete sich Hermann ein, bevor jemand anders einen Kommentar abgeben konnte.
    Brauner lachte. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Wie gesagt, ich glaube, dass die Leichen hierher getragen wurden. Es gibt Fußspuren auf dem Pfad. Große Fußspuren, die wahrscheinlich von einem hoch gewachsenen Mann stammen. Sie haben tiefe Eindrücke in dem Boden hinterlassen, der hier und da ein wenig feucht, aber nicht matschig ist. Daraus schließe ich, dass die Fußabdrücke von jemandem stammen, der etwas Schweres getragen hat.«
    »Vielleicht war er einfach nur übergewichtig«, meinte Brauner. »Die Spuren können auch von jemandem herrühren, der im Wald spazieren gegangen ist, um ein paar Kalorien zu verbrauchen.«
    »Dann war seine Methode sehr effizient«, erwiderte Hermann, »denn wir haben zwei Arten von Spuren. Die einen kommen, und die anderen gehen. Die Spuren, die zum Parkplatz zurückführen, weisen weniger tiefe Eindrücke auf. Daraus folgere ich, dass er – wenigstens einmal – etwas Schweres zu dieser Stelle getragen hat und dann unbeladen zum Parkbereich zurückgekehrt ist.«
    »Sie meinen also, dass die Tat auf dem Parkplatz durchgeführt wurde?«, fragte Fabel.
    »Nein, nicht unbedingt. Er könnte sie dort ermordet haben, aber bisher haben wir noch keine entsprechenden Hinweise gefunden. Deshalb habe ich die Hälfte des Parkplatzes vor dem Wanderweg absperren lassen. Ich glaube, die Opfer wurden woanders ermordet und mit dem Auto hierher transportiert. Vielleicht wurden sie auch in einem Auto ermordet, das auf dem Parkplatz stand. Wenn er sie jedoch hierher gebracht hat, würde ich meinen, dass er sein Auto vor dem Pfad geparkt hat.«
    Fabel nickte anerkennend. Brauner lachte bellend und gab Hermann einen wohlmeinenden Schlag auf die Schulter. Doch offenbar freute sich der Kommissar nicht über diese Geste. »Ich stimme Ihnen zu, Herr Kollege«, meinte Brauner. »Allerdings müssen wir

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