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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Olsen sie danach aus, wer sie sind oder was sie repräsentieren. Das letzte Opfer war ein für seine Schönheit bekanntes Model, und sie wurde als Dornröschen aufgebahrt. Das erste Mädchen stammte aus einer Familie der untersten Gesellschaftsschicht, also der unterirdischen Leute, die angeblich ihre eigenen Kinder anstelle der von ihnen entführten zurücklassen. Damit bleibt die Frage: Hat Olsen auch das ursprüngliche Mädchen, Paula Ehlers, vor drei Jahren entführt?«
    Klatt, der Beamte aus Norderstedt, erwiderte: »Davon bin ich überzeugt. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Mädchen ist unglaublich. Wer immer Martha Schmidt entführt und ermordet hat, muss auch Paula Ehlers entführt haben.«
    Fabel nickte. Obwohl er keines der beiden Mädchen zu Lebzeiten gesehen hatte, war ihm klar, dass ihre große Ähnlichkeit kein Zufall sein konnte. »Was ist mit den anderen Opfern – Hänsel und Gretel? Wenn Olsen beschlossen hat, seine sexuelle Eifersucht mit seinem ›Mordthema‹ zu verbinden, muss es einen Konflikt gegeben haben. Er wusste schließlich nur zu gut, dass die von ihm gewählten Opfer nicht Bruder und Schwester waren.«
    »Wahrscheinlich hat er nicht das Gefühl, sich buchstäblich an die Brüder Grimm halten zu müssen«, meldete sich Petra Maas, die Kommissarin, die Fabel für das Team rekrutiert hatte, zu Wort. Sie war eine hoch gewachsene, schlanke Frau von Ende dreißig mit mittelbraunem Haar, das ein intelligentes Gesicht umrahmte. »Zum Beispiel entsprach das letzte Opfer mit seiner berühmten Schönheit dem Bild von Dornröschen, aber die Frau war doppelt so alt wie die Gestalt im Märchen. Die meisten Psychopathen haben eine undogmatische Planung. Das Gleiche erleben wir immer wieder bei Sexualdelikten. Serienvergewaltiger und Serienmörder haben ähnliche Zwangsvorstellungen. Wenn Olsen der ›Märchenmörder‹ ist, dann misst er die Tauglichkeit seiner Opfer wahrscheinlich an allgemeinen, nicht an spezifischen Maßstäben.«
    »Aber vielleicht sieht er etwas Spezifisches an den beiden Opfern im Naturpark, das wir nicht erkennen«, meinte Susanne.
    Fabel starrte auf die Tischplatte, während vor seinem inneren Auge die prunkvolle Villa der Schillers, ihr funktionales Büro und Vera Schillers Kälte auftauchte. »Gut, Hanna Grünn hat also in Markus Schillers Betrieb gearbeitet. Oder, genauer, in dem Betrieb seiner Frau Vera. Die Zügel im Unternehmen hält sie in der Hand, da sie es von ihrem Vater geerbt hat. Gibt es etwas, das wir übersehen?«
    »Könnte der Mörder Vera Schiller allegorisch die Rolle der bösen Stiefmutter zugewiesen haben, mit Hanna und Markus als Hänsel und Gretel?«, fragte Hans Rödger, der andere Beamte aus dem LKA 42.
    »Das ist nicht sehr plausibel«, widersprach Henk Hermann, der Schutzpolizei-Kommissar. »Aber wenn es stimmt, dann wusste der Mörder etwas über die Lebensumstände der Opfer. Womit wir wieder bei Olsen sind.«
    »Die Frage ist, wie viel der Mörder über die anderen Opfer wusste«, sinnierte Fabel. »Welche Beziehung hatte er zu ihnen?«
    Susanne drehte ihren Stuhl in Fabels Richtung und sah ihm direkt in die Augen. »Dass er ihre Umstände kannte, bedeutet nicht, dass er irgendeinen nennenswerten Kontakt zu ihnen hatte. Wenn wir Olsen für einen Moment außen vor lassen, könnte der Mörder einfach auf ein Liebespaar – irgendein Liebespaar – gewartet haben, das die Stelle zu einem Rendezvous benutzte, um die beiden dann zu töten, etwa so, wie Son of Sam es in den USA tat.«
    Fabel blickte aus dem Fenster zum Winterhuder Stadtpark und auf die dahinter liegende Stadt. »Was mir hauptsächlich Sorgen macht, ist die Tatsache, dass er unverschämter wird.«
    »Aber das heißt auch, dass er eventuell unvorsichtiger wird.« Die Stimme kam von der Tür. Eine junge, hübsche Frau mit kurzem schwarzem Haar und zu rotem Lippenstift, die eine ziemlich ramponierte Lederjacke trug, trat an den Tisch. Sie bewegte sich mit einer übertriebenen Leichtigkeit, doch Fabel merkte, dass sie ein wenig zusammenzuckte, als sie sich hinsetzte.
    »Du solltest dich erholen«, sagte er.
    »Es geht mir gut, Chef«, erwiderte Anna Wolff, und da Fabel die Augenbrauen hochgezogen hatte, fuhr sie fort: »Und ich bin gesund genug, um an die Arbeit zurückzukehren.«
    Nach der Besprechung rief Fabel Anna und Maria in sein Büro. Er bezweifelte, dass Anna für irgendetwas außer den leichtesten Arbeiten tauglich war. Aber er musste zugeben, dass er sich über ihre

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