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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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ich verstehe. Nun glaubst du also auch, dass ich das Problemkind der Familie bin.«
    »Anna, nimm's mir nicht krumm, aber manchmal kannst du einem ganz schön auf den Wecker gehen. Früher habe ich mich immer gefragt, weshalb du dauernd deine schwere Lederjacke trägst. - Sie dient wohl dazu, all die Komplexe zusammenzuhal­ten, die du mit dir rumträgst. Ich habe vorgeschlagen, dass wir ein Team bilden, weil ich dachte, wir würden gut zusammen­arbeiten. Ehrlich gesagt, ich möchte, dass du in der Mord­kommission bleibst. Und ich glaube, dass Jan im Grunde auch dafür ist...«
    »Ach so«, sagte Anna mit sarkastischem Ernst. »Deshalb also hat er mich gefeuert.«
    »Hör mal, Anna, ein bisschen weniger Pampigkeit würde dir besser stehen. Und du bist nicht gefeuert. Noch nicht.«
    »Du meinst also, wir könnten gut zusammenarbeiten ...« Anna grinste.
    »Das war, bevor ich etwas von der Furzerei wusste.«
    »Guck mal ... Dort drüben ...« Anna legte die Hand auf Werners Unterarm und nickte zur Straßenecke hinüber. Eine hochgewachsene Frau mit blondem, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar, die einen langen schwarzen oder dunkel­blauen Mantel trug, bewegte sich rasch die Straße entlang und blieb dabei vorwiegend im Schatten. Sie kam an der Bar an der Ecke vorbei und ging auf die Silbersacktwiete zu. »Das sieht vielversprechend aus.«
    Wie an jedem Abend in der Woche seit der Ermordung von Jake Westland waren sechs Zivilfahrzeuge der Polizei über den Kiez verstreut. Ihre Insassen beobachteten unbeleuchtete Höfe oder, wie Werner und Anna, die wenigen offenen Flächen, die von Büschen und Bäumen beschattet waren. Die Frau verrin­gerte ihr Tempo, blickte um sich und verschwand in einem gro­ßen Dreieck aus Brachland.
    »Ich glaube, das könnte interessant werden«, flüsterte Anna. Sie schaltete die Innenbeleuchtung aus, damit das Auto nicht erhellt wurde, wenn Werner die Tür öffnete.
    »Ich gehe in die andere Richtung und kehre dann um«, sagte er, stieg aus dem Polo und schloss behutsam den Schlag. In der Dunkelheit zog Anna ihre SIG-Sauer Automatik aus dem Halfter, überprüfte das Magazin und schob den Sicherheitsrie­gel mit dem Daumen zurück.
     
    Werner ging an dem Auto auf der anderen Straßenseite vorbei. Er bewegte sich in gleichmäßigem Tempo und schaute gerade­aus, obwohl ihm nicht entgangen war, dass die Frau, ein Schat­ten in einem Schatten, sich links vor ihm bewegt hatte. Jetzt war er nur dreißig Meter von ihrem Versteck entfernt. Vermutlich war Anna nun ebenfalls aus dem Auto gestiegen, um sich hin­ter den anderen geparkten Fahrzeugen zu verbergen und ihm Deckung zu geben. Er hatte die Schultern hochgezogen und die Hände in die Taschen seines dicken Caban-Wollmantels gestopft, als müsse er sich vor der kalten Nacht schützen. Aber seine Hand umklammerte die Automatik in seiner rechten Ta­sche. Ohne der Frau einen Hinweis darauf zu liefern, dass er wusste, wo sie war, entfernte er sich schräg von der Mauer, die bald von Büschen und Bäumen ersetzt werden würde, und schlenderte auf dem Kopfsteinpflaster weiter. Niemand sonst war in der Nähe. Wenn er es mit der Mörderin zu tun hatte, würde sie bald aktiv werden.
    Er heuchelte Überraschung, als sie vor ihm aus dem Schat­ten trat.
    »Hallo.« Werner hörte Spannung, wenn nicht gar Nervosität in ihrer Stimme. »Möchtest du Spaß haben?« Die große blonde Frau war stark geschminkt. Zuerst dachte Werner, sie sei An­fang dreißig, doch als er sich ihr einen weiteren Schritt näherte, konnte er erkennen, dass die Bemalung eine Haut verdecken sollte, die etliche Sommer mehr erlebt hatte.
    »Das kommt darauf an«, sagte er. »Wie viel?«
    »Ich bin nicht geldgierig«, erwiderte sie. »Außerdem sollte ich hier eigentlich nicht arbeiten. Du kannst es billig haben, aber wir müssen es hier machen, hinter den Bäumen.« Ihre scharlachroten Lippen lächelten, und sie wich wieder zurück in den Schatten.
    »Na schön ...« Werner folgte ihr, ohne den Blick durch die Straße schweifen zu lassen, die Augen unverwandt auf sie ge­richtet, damit sie nicht auf die inzwischen bestimmt heran­schleichende Anna aufmerksam wurde.
    »Wie viel?«, wiederholte er und gab sich den Anschein, nach seiner Brieftasche zu greifen, während er in Wirklichkeit die Automatik langsam aus seiner Manteltasche zog.
    »Darüber sprechen wir später.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Komm schon.«
    »Ich dachte, ihr Mädchen wollt euer Geld immer vorweg

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