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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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völlig andere Übung als die Darstellung eines Falles auf einer Schautafel. Sie hatte nichts mit den Bemühungen des Teams zu tun, sondern diente zur Veranschaulichung seiner Denkprozesse. Diese lee­ren Seiten würden sich mit Namen, Zeiten und Orten füllen, die nach und nach alle durch ein Netz von Linien miteinander verbunden wurden. Neben ihnen würden Sätze, Texte von Zei­tungsausschnitten und Zitate aus verschiedenen Aussagen ste­hen. Dazu Ideen: widerliche, finstere Ideen. Einmal, bei der Untersuchung einer Mordserie, war Fabel auf das Notizbuch des Täters gestoßen: zwanghaft sauber, doch mit verworrenen Verbindungsfäden; Wörter waren unterstrichen, durchgestri­chen, von einem Kreis umgeben und mit dreifachen Fragezei­chen versehen worden. Es hatte Fabel bis ins Mark frösteln las­sen, wie sehr die Methodik des Mörders seiner eigenen ähnelte.
    Fabel schrieb mit einem Filzstift den Namen ENGEL mit Blockbuchstaben an den Kopf der Seite und setzte drei Frage­zeichen dahinter. Dann notierte er, einander gegenüber, die Na­men der beiden Opfer aus St. Pauli. Auf die Fallakten und sein Notizbuch zurückgreifend, brachte er die Schlüsselelemente der Verbrechen zu Papier. Doch dabei drängte sich immer wieder ein anderer Fall in sein Bewusstsein: der des toten dänischen Polizisten. Er versuchte, ihn aus seinen Gedanken zu verban­nen, denn es war im Grunde noch gar kein Fall, wiewohl Möl­ler, der Gerichtsmediziner im Butenfeld, widerwillig verspro­chen hatte, dass die Autopsieergebnisse bis Mittag vorliegen würden. Fabel dachte an Karin Vestergaard und erinnerte sich an ihre Schönheit, ohne sich jedoch an ihre Gesichtszüge ent­sinnen zu können.
    Seine Überlegungen wurden durch das Erscheinen von Anna Wolff und Werner in seinem Büro unterbrochen. Er klappte den Skizzenblock zu, ließ ihn wieder in der Schreibtischschub­lade verschwinden und forderte Anna und Werner auf, Platz zu nehmen.
    »Okay«, sagte er. »Wie ist der Stand?«
    »Ich habe mit Viola Dahlkes Mann gesprochen«, berich­tete Werner. »Es war schwierig. Netter Kerl, gewöhnliche Fa­milie. Hatte keine Ahnung, dass seine Frau ein geheimes Le­ben führt.«
    »Ich hoffe, du hast ihn nicht über die Einzelheiten dieses Lebens aufgeklärt?«
    Werner runzelte die Stirn. »Das darfst du mir schon zu­trauen. Aber sie ist ihm einige Erklärungen schuldig. Jedenfalls bestätigt ihr Mann, dass sie am Abend von Westlands Ermor­dung zu Hause war. Damit können wir sie wohl entlassen.«
    »Ein vom Ehegatten geliefertes Alibi reicht, für sich genom­men, noch nicht«, erklärte Fabel. »Aber wir haben nicht genug in der Hand, um ihre Haft zu verlängern. Außerdem bin ich überzeugt, dass die beiden St.-Pauli-Morde von derselben Per­son verübt wurden, und wir wissen mit Sicherheit, dass Viola Dahlke den zweiten nicht begangen haben kann.«
    »Ich habe alle Taxifahrer überprüft, die in der Nacht von Lenschs Ermordung in St. Pauli gearbeitet haben. Drei davon waren Frauen. Keine nahm ihn mit oder erinnert sich, ihn an einem Taxistand oder beim Anhalten eines Taxis bemerkt zu haben. Also dürfte unsere Täterin die Frau in dem Mercedes gewesen sein.«
    »Man könnte glauben, sie hätte es auf Lensch oder jeman­den wie ihn abgesehen gehabt«, sagte Fabel.
    »Aber das ergibt keinen Sinn«, meinte Anna. »Ihre Wahl der Opfer ist bis jetzt ganz unterschiedlich. Westland war eine Be­rühmtheit, Ausländer und in den Fünfzigern. Lensch war ein Niemand, ein deutscher Staatsbürger und neunundzwanzig Jahre alt. Ihre einzigen Gemeinsamkeiten dürften gewesen sein, dass beide Männer waren und sich zufällig auf dem Kiez auf­hielten.«
    »Vielleicht genügte ihr das schon. Aber die Sache mit dem Taxi ist sonderbar. Kaum jemand, der nicht im Taxigeschäft ist, besitzt ein Auto in dieser Farbe, schon gar nicht einen Mercedes der E-Klasse. Dies ist eine sehr gezielt vorgehende Mörderin. Warum macht sie sich all die Mühe, um dann ein beliebiges Opfer auszusuchen?« Fabel schüttelte den Kopf. »Was ist mit den CCTVs - irgendein Ergebnis?«
    »Bis jetzt nicht. Ich habe den knackigen Schutzpolizisten von der Davidwache beauftragt, alles durchzusehen.«
    »Warum?«, fragte Fabel. »Solltest du dich nicht selbst darum kümmern?«
    »Wirklich, ich drücke mich nicht. Aber Wangler arbeitet schon seit vier Jahren in dem Revier. Er kennt jeden Zentime­ter davon und weiß genau, wo jede Kamera ist. Der Mercedes muss irgendwo beim Herein- oder

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