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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Pyramiden von Gizeh und wurden von unseren Vorfahren schon vor mehr als fünftausend Jahren angelegt. Und sie bleiben der beste Schutz gegen die Wind- und Flusserosion in dieser Landschaft.« Müller-Voigt lachte leise. »Sehen Sie sich die Abermillionen Euro an, die für die Hamburger Flutabwehr ausgegeben werden. Verstehen Sie mich nicht falsch, sie werden benötigt, um Menschen und Eigentum zu schützen, aber wenn Sie die historischen Hamburger Flutmuster etwa des letzten Jahrhunderts betrachten, finden Sie all die Bereiche, die unversehrt geblieben sind. Und stellen Sie sich vor, es sind ausschließlich die ältesten besiedelten Stadtteile an den Hamburger Geesthängen. Genau das haben wir verloren, Herr Fabel. Die Verbindung.«
    »Ich verstehe, Herr Senator. Aber ich nehme an, dass Sie mich nicht deshalb hierherbestellt haben.«
    »Nein? Ob Sie es glauben oder nicht, meine Worte sind für das, worüber ich mit Ihnen sprechen muss, wichtig. In den Medien wird heute viel über die Umwelt geschrieben, und das Thema hat sich allmählich auf der Leiter der politischen Prioritäten emporgearbeitet, aber es wird immer noch nicht wichtig genug genommen. Uns erwartet schon bald eine Katastrophe, Herr Fabel, und zahlreiche Menschen glauben, dass jetzt extreme Maßnahmen ergriffen werden müssen. Sehr extreme Maßnahmen.« Müller-Voigt stand auf und ging zur Vitrine. »Etwas zu trinken?«
    »Nein, danke«, sagte Fabel.
    »Natürlich. Niemals im Dienst …« Müller-Voigt lächelte halbherzig.
    »Nie, wenn ich Auto fahre. Ich bin ja nicht im Dienst, weil Sie mich um eine inoffizielle Unterredung baten.«
    »Selbstverständlich. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich …?«
    »Bitte sehr«, erwiderte Fabel. Ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass Müller-Voigt normalerweise keine Stärkung brauchen würde, um über ein Problem zu sprechen.
    Eis klirrte an teures Kristall, als Müller-Voigt mit seinem Maltwhisky zurückkam und sich wieder zu Fabel setzte. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie so kurzfristig zu mir gekommen sind.« Müller-Voigt lehnte sich im Sofa zurück und starrte eine Weile auf sein Whiskyglas, bevor er fortfuhr. »Natürlich werde ich über alle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten, wenn Hamburg etwas so Gefährliches wie die gerade vergangene Sturmflut heimsucht. Unwetter und der von ihnen verursachte Schaden gehören schließlich in mein Ressort. Daher macht man mir auch sofort über alle damit verbundenen Todesfälle und Verletzungen Meldung. Zum Beispiel über die Leiche, die am Fischmarkt angeschwemmt wurde und über die ich heute schon mit Ihnen gesprochen habe.«
    »Und wie bereits erwähnt, Herr Senator, war die am Fischmarkt angeschwemmte Frau keiner der ›damit verbundenen Todesfälle‹. Die Frau wurde nicht durch den Sturm oder die Flut getötet.«
    »Und woher wissen Sie, dass die Frau nicht infolge des Sturms gestorben ist? Und weshalb glauben Sie, dass sie kein Opfer dieses Network-Killers war?«
    »Herr Senator, ich habe Verständnis für Ihr Interesse, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Opfer nicht durch den Sturm umgekommen ist. Der Rest ist vorläufig Sache der Polizei.«
    »Sache der Mordkommission, meinen Sie …«
    »Herr Senator …« Fabel ließ eine Warnung durchklingen.
    Müller-Voigt stellte sein Whiskyglas ab. »Ich will die Leiche sehen«, sagte er entschlossen.
    »Wie bitte?«
    »Ich will die Leiche der Frau sehen, die am Fischmarkt angetrieben wurde. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, sie zu identifizieren.«
    »Das bezweifle ich. Die Leiche befindet sich in einem Zustand, der eine Identifizierung schwer macht. Aber Sie wollen mir offensichtlich etwas mitteilen, Herr Senator. Was denn? Warum haben Sie mich hierher gebeten?«
    Müller-Voigt trank einen weiteren Schluck Whisky. »Sie kennen meinen Ruf, Herr Fabel, was Frauen angeht. Die Hamburger Presse versucht, mich als einen prinzipienlosen sexuellen Abenteurer darzustellen. Nun, mein Privatleben ist mein Privatleben. Ich bin ledig und habe das Glück, die Gesellschaft schöner und intelligenter Frauen genießen zu dürfen. Das war nie anders. Und aus irgendeinem Grund, den ich nicht begreifen kann, genießen auch sie meine Gesellschaft. Da ich jedoch nicht verheiratet bin und es auch nie war, begehe ich keinen Ehebruch. Im Unterschied, wie ich nicht verschweigen will, zu mehr als der Hälfte meiner aufrechten verheirateten Kollegen im Hamburger Senat. Auch locke ich keine Unschuld vom Lande ins

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