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Jan Weiler Antonio im Wunderland

Jan Weiler Antonio im Wunderland

Titel: Jan Weiler Antonio im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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und nahm ihrem Vater so die Möglichkeit, ihre Fami-lienplanung zu beeinflussen.
    Nachdem ihre Schwester so erfolgreich gewesen war, ließ auch Lorella sich die Pille verschreiben, und ganz allmählich verebbten die Mahnungen des Vaters. Antonio beschränkte sich nun darauf, die äußere Erscheinung seiner Töchter zu geißeln und deren Freunde fürchterlichen Prüfungen zu unterziehen. Als erster war Rolf an der Reihe.
    Ein abendlicher Besuch bei den Marcipanes führte einen Jungen niemals direkt in das Allerheiligste von Saras Zimmer, sondern immer und unweigerlich zunächst ins Wohnzimmer, wo Antonio ihm auf den Zahn fühlte.
    Rolf war ein Fußballtalent, reich gesegnet mit dunklem Haar und Pickeln, unter der unebenen Haut aber scheinbar rein und 80
    ohne Arg und vor allem ausgestattet mit einer mühsam gezü-
    gelten Libido, die bei Sechzehnjährigen einfach ausbricht und rnachen will, wozu sie da ist. Rolf und Sara hatten schon eine Weile etwas miteinander, es war zu Nahkämpfen gekommen, in deren Verlauf er einige wichtige strategische Stellen bei Sara erobert hatte. Letztlich hatte sie die Schlachten aber im-rner für sich entschieden und ihre Jungfräulichkeit verteidigt.
    Als sie ihm nun eröffnete, dass sie die Pille bekommen hatte, suchten sie nach einer passenden Gelegenheit, dem richtigen Ort, der perfekten Stimmung. Aber immer störte irgendwas, es lief nicht richtig, es funktionierte einfach nicht, und bald wurde Rolf ungeduldig. Eines Abends entschloss er sich, Sara abends zu besuchen und – die Sache nötigenfalls zu beenden.
    Kuss oder Schluss.
    Er rief an, um sich mit ihr zu verabreden, und erschien gegen 20 Uhr. Sara war blitzschnell an der Tür. Sie bat ihn leise hinein, aber natürlich hatte Antonio die Türglocke gehört, nicht umsonst hatte er sie vor einiger Zeit auf höchste Lautstärke gestellt.
    «Saaaraaaa», hörten sie ihn aus dem Wohnzimmer rufen.
    Und nochmal: «Saaaraaaa!»
    Sara nahm ihren Rolf an die Hand und ging ins Wohnzim-rner, wo die Nachrichten liefen. Antonio saß mit einer geöffneten Flasche Bier 1 auf der Couch und lächelte Sara an.
    Ursula saß auf einem Sessel und ließ die Zeitschrift sinken. Sie sah Rolf an wie ein Bund unreifer Bananen.
    «Oooh, wir aben Besuch.»
    «Das ist Rolf. Rolf – meine Eltern.»
    1 Es handelt sich dabei bis heute um Altbier, wie man es am Niederrhein trinkt. Antonio ist kein Pilstrinker. Bier heißt bei ihm immer «ein lecker Bierken».
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    Rolf, der nicht vorhatte, länger zu bleiben als nötig, hob die Hand und grüßte läppisch, öffnete zwar den Mund, sagte aber nichts.
    «Iste der arme Jung stumm? Stumm vor Gluck? Äh?»
    Rolf trat einen Schritt vor und wiegte den Oberkörper nach links und rechts wie eine Pappel im Wind.
    «Hallo. Ich bin der Rolf», sagte Rolf.
    «Weißi schon. Setze dimal her.»
    Rolf sah erschrocken Richtung Sara, die mit flehendem Blick zu ihrer Mutter hinübersah. Aber die zuckte bloß mit den Schultern. Irgendwie schien es ihr sogar recht zu sein, dass Antonio Rolf auf den Grill legte. Rolf setzte sich und legte seinen Mofahelm neben sich auf den Boden.
    «Was willste du mit meine Tochter anfangen, da oben in Zimmer?»
    «Anfangen? Nichts!»
    «Nix? Luge!»
    «Also nichts Schlimmes.»
    Sara bekam rote Flecken. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass Rolf mit ihr anstellte, was ihr Vater als schlimm bezeichnete.
    «Abtier gekusst?»
    «Ja, natürlich.»
    «Und? Gut?»
    Um Himmels willen! Papa!
    «Ja, war super.»
    Um Himmels willen! Rolf!
    «Ah, war super, ja? Du haste meine Kind gekusst und nun willste du mehr, was?
    «Nein, nicht unbedingt.» Was hätte Rolf denn auch sonst darauf sagen können? Er schlug sich so, wie sich ein Sechzehnjähriger in solchen Situationen eben schlägt: miserabel.
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    «Was heißte nein? Gefällt dir nicht meine Tochter? Iste zu hässelick?»
    «Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde sie toll.»
    «Wenn du sie tolle finds, dann musst du der Offensive gehen, mein Jung.»
    «Danke für den Tipp.» Antonio hob missbilligend die Augenbrauen.
    «So. Anderer Thema. Was machte der Vater?»
    «Mein Vater?» Rolf sah sich schutzsuchend nach Sara um, die die Hände vors Gesicht hielt. «Wir haben eine Bäckerei.»
    «Ah, die backen kleine Brötchen zu Haus, was», rief Antonio und stimmte ein sirenenartiges Geheul von einem Gelächter an. Rolfstand auf.
    «Ich muss jetzt gehen», sagte er. «Es ist ja schon spät.»
    Antonio winkte ihm zu und sagte: «Is gut, geh du mal.
    Ciao.»
    «Auf

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