Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
in eine große Plastiktüte.
»Los, Mädels, ihr könnt mir helfen«, sagte er und gab jeder von ihnen einen Müllbeutel.
Janey versuchte zu ignorieren, dass er Olivia zuerst eine Tüte gegeben hatte. Sie eilte durch den Pferch und sammelte die Wolle ein. »Was haben die Schafe denn?«, fragte sie.
»Nichts!«, antwortete Abe scharf. Janey sah überrascht hoch, doch Abe schaute sie bereits entschuldigend an und kam ihr entgegen. »Aus irgendeinem Grund verlieren sie ihre Wolle, aber das ist nichts, was ich nicht in den Griff bekommen kann. Es ist alles sehr kompliziert, Janey. Du hast ja in dem Zeitungsartikel gelesen, wie ich das Merinoschaf gekreuzt habe mit ...«
»... dem Andalusischen Bergschaf«, beendete Janey seinen Satz. »Ja, das hörte sich sehr clever an.«
Abe grinste. »In Wirklichkeit ist es noch viel besser. Ich habe nämlich das Merinoschaf mit seiner preisgekrönten Wolle gar nicht mit einem anderen Schaf gekreuzt. Der Angora-Effekt stammt ... von einem Hasen.«
»Von einem Hasen?« Janey starrte die hochgelobten Schafe an und erwartete fast, dass sie jetzt davonhoppelten. Mittlerweile hatten sie jedoch so viel Wolle verloren, dass sie auf dem Rücken bereits kahl waren. Einen Preis würden sie bestimmt nicht mehr gewinnen. Eines der Schafe schaute sie so traurig und erbärmlich an, dass Janey am liebsten zu ihm hinübergelaufen wäre und es in den Arm genommen hätte. »Es ist also halb Schaf und halb Hase?«
Ihr Vater hatte in der jüngeren Vergangenheit bereits Frösche in Mäuse, Menschen in Eisskulpturen und Personen in andere Personen verwandelt, deshalb erschien ihr diese neue Verwandlung nicht unmöglich zu sein. Abe schüttelte jedoch seinen Kopf. »Nein, ich habe einfach das Angora-Gen abgespalten und es an die Schafgene gekoppelt. Eine meiner besten Erfindungen, finde ich! Jetzt habe ich diese preisgekrönten Schafe, die mir ein Vermögen einbringen werden. Davon können wir alle bequem leben, und ich muss nicht mehr als SPIon arbeiten.«
Seitdem Olivia erwähnt hatte, dass Abe seine Spionagetätigkeiten aufgeben wollte, hatte Janey sich Sorgen gemacht. Ein SPIon zu sein, war all ihren Familienmitgliedern in die Wiege gelegt worden, und doch schien es plötzlich, als könnte bald niemand von ihnen mehr einer sein. Denn eines war sicher: Wenn ihr Vater kein Agent mehr war, dann würde die Solomon Polywissenschaftliche Institution ihren Mittelpunkt verlieren. Die SPIon-Organisation würde ohne Abe nicht mehr das sein, was sie gewesen war. Janey seufzte. »Bist du dir da wirklich sicher, Pa? Ein SPIon zu sein ist doch dein Leben!«
Ein kurzes Leuchten flackerte in seinen Augen auf und erlosch genauso schnell wieder. »Das dachte ich auch immer, Janey. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Aber andere Dinge sind mir mittlerweile wichtiger. Meine Familie zum Beispiel. Und ich möchte mein Leben nicht bei irgendwelchen waghalsigen Missionen aufs Spiel setzen. Ich möchte dich und Olivia beide um mich haben und mit euch zusammen leben, wie ein normaler Vater. Das ist es, was für mich zählt. Hier draußen in Australien, zwischen all den Schafen, das wäre wirklich möglich.«
So toll sich das mit dem gemeinsamen Familienleben anhörte, so war Janey gleichzeitig auch traurig oder sogar unbehaglich bei dem Gedanken, dass sie alle das SPIonieren aufgeben würden. Sie drückte Abe die Tüte mit der Wolle in die Hand und ging zurück, um das Gatter hinter den außergewöhnlichen Schafen zu schließen. Ein merkwürdiger und doch bekannter Geruch lag in der Luft. Janey sah nach unten und entdeckte direkt vor ihrem ausgestreckten Fuß einen kleinen Haufen Erbrochenes. Es sah exakt genauso aus wie das, was Olivia auf Big Rosies Treppe hinterlassen hatte. Janey sah ihre Schwester beunruhigt an.
»Olivia, geht's dir gut?«
Olivia schob eine Handvoll Wolle in ihren Sack. »Bestens! Warum?«
»Ach, nur so«, antwortete Janey schnell. Sie wollte niemanden auf einen Haufen Erbrochenes hinweisen, der es nicht zugeben wollte.
»Hey, meinst du das?«, rief Abe, zeigte auf den Boden und kam zu Janey herüber. »Olivia, ich glaube, Janey hat sich gerade gefragt, ob dir übel war. Mach dir keine Sorgen, Janey. Das ist bloß ein spezielles Futter für die Schafe. In der Hitze hier schmilzt es und sieht dann so aus.«
»Warum gebt ihr ihnen dann nicht ein anderes Futter?«
»Ich arbeite daran«, antwortete Abe knapp. Die Hitze hier draußen schien auch ihm langsam zu schaffen zu machen.
»Okay«,
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