Jane Christo - Blanche - 01
nun stolze Besitzerin eines Dämons, den niemand außer ihr sehen konnte. Das erklärte dann wohl das Höllenfeuer in ihrer Küche, die Schwebenummer sowie den geflügelten Goliath ihr gegenüber, der sie mit den Augen auszog. Ihre Hormone hatten sich mit ihren Neuronen zusammengetan und feierten eine Riesenparty.
Hab ich ein Glück, dachte sie grimmig, dann gab sie sich im Geiste eine saftige Ohrfeige, bevor sie ihre Aufmerksamkeit der Bedienung zuwandte.
Während sie ihre Bestellung aufgaben, bediente Massimo sich an Nellas Latexbuffet, das, wie Blanche überrascht feststellte, Beliar keinen Blick wert war. Kaum hatte sich der Kellner zurückgezogen, beugte sich Nella zu ihr und fragte leise: „Hast du das von Leo und Renée gehört?“
Da sie das Gefühl hatte, Sägespäne geschluckt zu haben, nickte sie nur. Vorsichtig warf sie Beliar einen Seitenblick zu, den er mit einem Kopfnicken quittierte. Blödmann.
„Eine Riesensauerei ist das“, zischte Nella wütend. „Sie war eine von uns und nun haben diese Russenschweine sie. Und was macht Pierre? Nichts! Sagt, es wäre Louis’ Job. Als ob das den Schwager vom Oberboss interessieren würde. Die sind doch alle gleich. Das Geld, das wir ihnen einbringen, ist gut genug, aber wir sind es nicht. Dass die uns beschützen, hab ich noch nicht bemerkt.“
Blanche machte eine wegwerfende Handbewegung. „Leo ist auf sich allein gestellt, genau wie wir anderen. Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern.“ Eine kurze Pause entstand, in der sie sich zwang, nicht in Beliars Richtung zu sehen.
„Was willst du wissen?“, erkundigte sich Nella kurz angebunden.
Blanche rückte näher zu ihr und sprach so leise, dass nur Nella und der Dämon sie hören konnten. „Alles, was du über das Russensyndikat und einen Joey oder Zoey weißt.“
Nella schnaubte. „Du hast Nerven. Kreuzt hier nach fünf Jahren wieder auf und fragst mich so was!“
„Ich zahl das Doppelte des üblichen Kurses.“
„Das Dreifache, Schätzchen, und zwar sofort.“
Mit dem Ellenbogen stieß sie ihre Gabel auf den Boden, bückte sich und zog das Geld aus ihrem Stiefel, das sie in Nellas ausgestreckte Hand drückte. Kurz darauf verschwand es im Bund ihres Minirocks, der die Breite eines Stirnbands hatte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte Nellas Lippen, als sie sich vorbeugte und leise begann.
„Die Itaker aus San Luca haben den Sankt-Petersburgern vor ein paar Wochen den Krieg erklärt. Die bekriegen sich seit Jahren, aber nun ist es ernst, weil die Typen das siebzehnte Arrondissement übernehmen wollen. Diese Kaviarfresser sind wie Ratten und stecken in ihren Löchern. Dagegen kommen die Spaghettis nicht an und das stinkt denen gewaltig.“
Wie auf ein Stichwort wurde die Pasta serviert. Blanches Blick wanderte wie von selbst zum Dämon. Ihn nicht zu beachten war ungefähr so leicht wie einen rosa Bi-Ba-Butzebär mit goldenem Horn und lila Flügeln zu ignorieren. Er beobachtete schweigend, wie sie die Nudeln umständlich um die Gabel wickelte. Sie biss sich auf die Lippe. Dieser Typ war real. Sie neigte weder zur Hysterie noch verfügte sie über genügend Fantasie, sich so jemanden einzubilden. Wenn sie schon halluzinierte, dann bitteschön von Andrej – oder Wayne. Aber nicht von so einem selbstgefälligen Blender, der sie nicht aus den Augen ließ.
Blieb die Frage, wer oder was er war und warum Nella und die anderen Gäste ihn nicht sehen konnten. Wie hatte er einen Flächenbrand aus dem Hut zaubern und ihre Kugeln abfangen können, als wären sie aus Papier?
„Wayne war auch hinter ihnen her“, fuhr Nella fort, nachdem Massimo wieder gegangen war. „Du weißt ja, wie er diese Wodka saufenden Hurenböcke gehasst hat.“
Tja, seit ungefähr fünfzehn Minuten, dachte sie gereizt, schwieg jedoch.
„Wenn es ging, haben wir ihm geholfen, du weißt schon, Infos gesteckt – für lau versteht sich. Wayne war in Ordnung“, betonte Nella und stopfte sich eine Gabel voll Lasagne in den Mund.
Das bedeutete wohl, dass Blanche nicht in Ordnung war, denn sie hatte gerade dreihundert Mäuse für etwas bezahlt, das sie an jedem Kiosk erfahren konnte.
„Aber er hatte es schwer, diese Schweine im Alleingang kaltzumachen. Für jeden abgeschlagenen Kopf sind zwei nachgewachsen. Trotzdem hat er nicht aufgehört. Echt schade um ihn, er war …“
„… in Ordnung, schon klar. Was weißt du über Joey?“
„Zoey? Lass bloß die Finger von dem, der ist völlig durchgeknallt. Steht
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