Jane Christo - Blanche - 01
erstmal auf den neusten Stand der Dinge bringen. Außerdem …“
„Du hast vierundzwanzig Stunden.“
Blanche war für einen kurzen Moment überrascht, dann erwiderte sie schnell: „Vier Tage!“
„Zwei.“
„Drei!“
„Abgemacht.“
Sie hob die Brauen. Hatte er gerade zugestimmt, dass sie sich auf die Suche nach Waynes Mörder begab?
„Heute ist dein erster Tag“, ergänzte er, „denn außer in Waynes Vergangenheit herumzustochern hast du nichts getan. Und du wirst keinen Schritt ohne mich unternehmen, ansonsten ist unser Deal geplatzt.“
„Dabei kann ich dich wirklich nicht brauchen, schon gar nicht, wenn du mir einen weiteren Tag stiehlst.“
„Du kannst einschlagen oder es lassen, es liegt ganz bei dir.“ Beliar streckte eine Hand aus, die sie irritiert betrachtete.
„Ich arbeite allein, du störst mich nur bei meiner Verfol… äh, Recherche.“
„Warum sollte dich meine Anwesenheit stören, wenn mich niemand außer dir sehen kann?“
Eins zu null für ihn. Blieb noch das Argument, dass seine Nähe sie nervös machte, aber das würde sie ihm nicht auf die Nase binden. Zögernd ergriff sie seine Hand, die sich um ihre Rechte schloss. Eine angenehme Wärme durchflutete sie, breitete sich in ihrem Körper aus und besänftigte ihre verkrampfte Muskulatur. Allerdings vertrieb sie auch die innere Kälte, darum schrak sie zurück, als hätte sie sich verbrannt. Einen Atemzug lang begegneten sich ihre Blicke, doch sein Ausdruck war unergründlich.
Also schön, sie hatte soeben zwei Tage gewonnen und die würde sie nutzen. Sobald ihre Zeit abgelaufen war, wären Zoey und seine Brut entweder tot und Blanche auf der Flucht oder diese Drecksäcke hätten sie erledigt. Falls sie wie durch ein Wunder lebend aus dieser Sache rauskommen sollte, wäre das gesamte russische Syndikat hinter ihr her. Und selbst wenn es ihr gelingen würde, auch ihnen zu entkommen, blieb immer noch Beliar. Der Typ hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn er darauf vertraute, dass sie ihm bei der Suche nach Waynes Seele half. Was für ein Quatsch. Sie wusste ja nicht einmal, was genau dieses dubiose Zwischenreich sein sollte. Davon abgesehen hatte sie für diesen esoterischen Hokuspokus keine Ader, obwohl sie zugeben musste, dass sie weder Beliars Anwesenheit erklären konnte noch verstand, warum andere nicht in der Lage waren, ihn zu sehen. Ihn und seine Flügel, die nun wieder unsichtbar irgendwo verborgen waren. Seltsam waren auch die Sache mit dem Feuer und die Tatsache, dass er ihre Kugeln mit einer Handbewegung gestoppt hatte. Also abgesehen von alldem glaubte sie nicht an übernatürlichen Kram.
An diesem Abend zog sie sich früh zurück, wobei sie sich fragte, ob der Dämon überhaupt schlief. Er hatte ihr anstandslos das Schlafzimmer überlassen und es sich in einem Sessel im Wohnraum bequem gemacht, der ihm einen guten Überblick über das winzige Appartement bot.
Als sie die Augen aufschlug, war es kurz nach fünf am Nachmittag. Sie hatte den ganzen Tag verschlafen. Aber das war nicht das Schlimmste, denn das Erste, das sie nach dem Wachwerden sah, war Beliars vernarbtes Gesicht, das sich über sie beugte. Er saß auf einem Küchenstuhl neben dem Bett und blickte sie mit einem ungewöhnlich weichen, fast verletzlichen Ausdruck an. Sein Mienenspiel war eine Mischung aus Sehnsucht, Bedauern und Trauer. Ihr war klar, dass er wollte, dass sie es sah, auch wenn sie nicht verstand, warum. War das wieder ein Trick, um sie in falscher Sicherheit zu wiegen? Ein Ablenkungsmanöver, damit sie unaufmerksam wurde und er sie manipulieren konnte? Wollte er ihr auf diese Weise diesen lausigen Job aufdrücken, den Wayne angeblich verbockt hatte?
Pech für ihn, denn sie war bestimmt nicht so blöd, ihn zu unterschätzen. Wenn sie ihre Aufgabe erledigt hätte, würde er sie ohne zu zögern umlegen. Und wenn sie es nicht tat, ebenfalls. Sie machte sich keine Illusionen über Beliar, da konnten seine Augen sie anschmachten, wie sie wollten. Sie war ein Profi, kein blutiger Anfänger. Verärgert wich sie vor ihm zurück und funkelte ihn an.
„Alle Eingänge waren verrammelt, wie kommst du hier rein?“ Sie hatte ihre üblichen Sicherheitsmechanismen installiert, die sie sofort alarmiert hätten, wenn jemand bei ihr eingedrungen wäre. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass er weder die Tür noch das Fenster benutzt hatte, denn alle Drähte befanden sich an ihrem Platz. Wie zum Teufel hatte er das angestellt?
„Du
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