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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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auf. Was hatte das mit ihrer Abmachung zu tun? Jeder kannte Enzos Familienverhältnisse. Seine Frau hatte ihn mit einem Waffenschieber aus Kalabrien betrogen und ihn vor aller Welt bloßgestellt. Nella war sicher, dass Enzo ihr eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte, wäre nicht ihr fünfjähriger Sohn gewesen. Dafür hatte Enzo den Waffenschieber umlegen lassen und sein Geschäft übernommen, das heute sein Cousin führte. Von seiner Frau wurde er ganz zivilisiert geschieden, was in seinen Kreisen nicht gerade üblich war. Doch er hatte sie ohne einen Cent aus der Stadt werfen lassen. Ihren Sohn durfte sie nie wieder sehen. Nella hatte keine Ahnung, was aus ihr wurde, und niemand bei Verstand würde Enzo danach fragen.
    „Nicht?“, riss er sie aus ihren Gedanken. „Weißt du, eine öffentliche Schule kommt für ihn nicht infrage, das wäre zu riskant. Darum habe ich einen emeritierten Professor der Sorbonne beauftragt, sich um seine Ausbildung zu kümmern. Er unterrichtet nicht nur meinen Enzo, sondern alle Kinder der engeren Famiglia – insgesamt acht.“
    Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Nervös zupfte sie an ihrem Laken, als sich seine Lippen auf ihren Hals legten, während er leise flüsterte: „Und du, preferita mia, wirst eine von ihnen sein.“
    Nellas Mund klappte auf. Sie sollte mit klein Enzo die Schulbank drücken? Enzo warf den Kopf in den Nacken und lachte ausgelassen. So entspannt hatte sie ihn noch nie gesehen.
    „Oh pulcina, du solltest dein Gesicht sehen. So schlimm ist das doch nicht.“
    „Aber … aber er ist doch erst …“ Wie alt war Enzo Junior noch gleich?
    „Dreizehn.“
    Oh Gott! Sie sollte mit einem Dreizehnjährigen und dessen Zwergen-Gang Vokabeln lernen und Mathe büffeln? Nella tastete nach dem kleinen goldenen Kreuz ihrer Kette, die sie nie ablegte. Heilige Maria Muttergottes, so war das aber nicht gemeint. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Enzo drückte sie wieder an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
    „Du hast es selbst gesagt, für eine öffentliche Schule bist du zu alt. Und Professor Chevalier ist ein ausgezeichneter Lehrer, ich habe selbst einmal in einer von Enzos Stunden gesessen. Ein sehr gebildeter Mann.“
    Die Vorstellung, dass er dem Unterricht seines Sohnes beigewohnt hatte, entlockte ihr ein Lächeln. Plötzlich wurde ihr klar, was er ihr anbot. Enzo, der dafür bekannt war, den engsten Kreis seiner Familie abzuschotten wie ein U-Boot, reichte ihr die Hand und nahm sie in die Famiglia auf. Würde sie sogar in die Nähe seines einzigen Sohns lassen. Sie hob den Kopf und ihre Blicke verschmolzen ineinander. Womit hatte sie seine Freundlichkeit verdient? Warum schenkte er ihr sein Vertrauen? Und wen um alles in der Welt sah er in ihr? Er seufzte und küsste ihre Nasenspitze.
    „Was sagst du dazu, Antonella?“
    Nella nahm ihren ganzen Mut zusammen und holte tief Luft. „Wenn du sagst, dass ich Dinge für dich erledigen soll, die du deinen Männern nicht anvertrauen möchtest – um was für einen Job handelt es sich dabei?“
    Sein warmes Lächeln ließ sie in seinen Armen schmelzen. Er tippte mit seinem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „So ist es recht, gattina mia. Sage niemals etwas zu, bevor dir nicht alle Fakten bekannt sind. Du bist ein kluges Mädchen, das habe ich von Anfang an gewusst.“

7
    B
lanche atmete tief ein und stieß einen wohligen Seufzer aus. Einige Herzschläge lang lag sie zwischen Schlafen und Wachen, während sie das warme Gefühl von Geborgenheit in sich aufnahm.
    Auf dem Balkon saß eine Amsel, die sich die Seele aus dem Leib trällerte. Die Melodie war so sehr im Einklang mit Blanches Glücksgefühl, dass der Gesang mit ihrer Stimmung zu verschmelzen schien und ein Teil von ihr wurde. Eine Weile gab sie sich damit zufrieden, dem Vogel zuzuhören, dann rekelte sie sich und nahm ein belebendes Prickeln wahr, das sie zusammen mit dem Gefühl von Sicherheit durchflutete. Wann hatte sie sich das letzte Mal so gelöst gefühlt? Noch einmal nahm sie einen tiefen Atemzug. Hm, Kaffeeduft. Sie streckte sich wie eine Katze. Ah, das war gut.
    Plötzlich erstarrte sie und riss die Augen auf. Sie lag nackt in Beliars Armen, der ebenfalls keinen Faden am Leib trug. Seine Flügel waren um sie gewickelt, sodass es aussah, als würden sie zusammen zelten. Als sie den Mund zum Protest öffnen wollte, schenkte er ihr eines seiner seltenen Lächeln.
    „Du bist wach.“ Er klang so heiser, wie sie

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