Jane Christo - Blanche - 01
sich fühlte.
„Ich … du … wir …“, begann sie. „Hast du …?“
„Dich geküsst? Ich war versucht, hielt es jedoch für unangebracht, deinen Schlaf zu stören.“
Das waren ja ganz neue Töne.
„Aber mich auszuziehen, scheint dir keine Gewissensbisse bereitet zu haben“, murmelte sie und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen.
„Natürlich nicht“, raunte er und sie verfluchte ihren Körper für die Gänsehaut. „Schließlich habe ich meine Kleider ebenfalls abgelegt.“
„Soll mich das beruhigen?“
„Ich dachte, du bestehst auf Gleichberechtigung.“
Mit diesen Worten küsste er ihren Mundwinkel, der sich gegen ihren Willen zu einem Lächeln verzog. Seine Lippen zogen eine zarte Bahn über ihr Gesicht, bis sie auf ihrem Mund liegenblieben. Von jemandem, der so Furcht einflößend aussah, hätte sie niemals so viel Gefühl erwartet. Sie erschauderte unter seiner Liebkosung und versuchte, sich abermals von ihm zu lösen.
Nicht schwach werden! Nicht fühlen!
Gefühle waren gefährlich, sie trübten den Kampfgeist und sie brauchte einen klaren Kopf, um zu überleben.
Fokussiere dich!
Und dann küsste er sie. Erst vorsichtig, als wollte er ihre Reaktion abwarten, doch als sich ihr verräterischer Mund für ihn öffnete, vertiefte er den Kuss, wurde leidenschaftlicher. Ein zartbitteres Espressoaroma mit einem Hauch Zimt erfüllte sie, vermengt mit etwas anderem, Dunklerem, für das sie keine Worte fand. Er schmeckte gleichzeitig nach Himmel und Hölle, würzig und süß. Kleine Schauder ließen ihr Herz schneller schlagen und sie krallte ihre Hände in sein ungezähmtes Haar. Sie presste ihren Körper gegen seinen und fühlte den unwiderlegbaren Beweis seiner Erregung.
Das hätte sie zur Besinnung bringen müssen. Stattdessen drängte sie sich ihm entgegen, küsste ihn, als wollte sie ihn mit Haut und Haaren verschlingen. Jahrelang hatte sie ihre Emotionen an die kurze Leine gelegt und nun zahlte sie den Preis dafür, dass sie ihnen nicht ab und zu freien Lauf ließ. Ihre Erregung wuchs mit jedem Herzschlag, mischte sich mit Beliars Lust, und wirbelte wie ein entfesselter Orkan zwischen ihnen, bis er sie vollständig einschloss. Ihre Haut schien in Flammen zu stehen, gleichzeitig hatte sie das Gefühl, von innen heraus zu brennen. Als sich Beliars Mund von ihren Lippen löste und ihre Brust fand, stöhnte sie vor Verlangen auf. Ein ungeheurer Druck zog sich in ihrer Mitte zusammen, ihr ganzes Sein schien sich auf diesen einen Punkt zu reduzieren.
Der Dämon atmete schwer, dann sog er die Luft ein, nahm ihre Leidenschaft in sich auf und erzitterte. Blanche zuckte zusammen, als hätte er sie mit Eiswasser begossen. Oh Gott, sie war sein Frühstück! Er hatte Hunger und heizte gerade sein Essen auf! Während sie sich wie eine rollige Katze auf dem Laken wälzte, schlug er sich den Bauch voll. Und das, nachdem er gestern Nacht wie ein Vampir ihre Energien aufgesaugt hatte, um sie ins Bett zu bekommen. Was hatte sie sich dabei gedacht? Er war ein Dämon, sie konnte ihm nicht trauen. Andererseits hatte er sie aus Zoeys Lagerraum gerettet.
Warum wohl. Weil er Waynes Seele brauchte, um sich wieder bei Saetan einzuschleimen, der ihm eine zweite Chance gab. Worum es bei diesem Ultimatum ging, lag auf der Hand. Bring mir Waynes Seele oder du kannst in Zukunft die Latrinen der Großfürsten mit der Zahnbürste reinigen.
Und hier lag sie, wie eine blutige Anfängerin und gab der Bezeichnung Kost und Logis eine ganz neue Bedeutung.
Dumme, dumme Idiotin!
Beliar war nicht entgangen, dass sie plötzlich wie versteinert dalag. „Was brütest du wieder aus?“, knurrte er und zog sie näher zu sich, während seine Lippen über ihren Hals fuhren.
Doch seine Zärtlichkeiten waren ihr nicht mehr willkommen. Sie fühlte sich gedemütigt und war stocksauer. Er hatte sie ausgezogen, sie verletzlich gemacht. Nachdem sie schwach geworden war, hatte er das ausgenutzt und ihre Lust von den Lippen geschleckt, als wäre sie Honig – was in seinem Fall wahrscheinlich auch zutraf. Als Nächstes würde er versuchen, ihr seinen Willen aufzuschwatzen, den er ihr als ihren eigenen verkaufen würde.
Sie musste hier raus. Blanche befreite sich aus seinen Armen und rückte von ihm ab, was das Gefühl der Verletzlichkeit verstärkte. Dazu mischte sich Ärger, weil er sie in diese Lage gebracht hatte. Schlimmer jedoch verfluchte sie sich selbst, immerhin hatte sie sich ihm praktisch an den Hals geworfen. Nun
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