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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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nicht haben wollte.
    Die ruhige Wohnung war kein gutes Zeichen. Sollte nicht irgendwo ein Fernseher laufen oder zumindest ein Radio? Geschirrgeklapper? Nikotingeruch? Fehlanzeige. Nella hielt die Luft an, als sie die letzte Tür öffnete, die ins Schlafzimmer führte.
    Und da war er. Ausgestreckt auf dem Bett, die Hände links und rechts neben sich, im Schlaf zu Fäusten geballt.
    „Leo?“ Sie flüsterte beinah, denn irgendetwas stimmte an dem Bild nicht. Er lag vollständig bekleidet auf der Tagesdecke, als hätte er sich nicht wohlgefühlt. Nella knipste die Nachttischlampe an und stieß den angehaltenen Atem aus. Auf dem Nachtschränkchen lagen sein Revolver und ein leeres Gläschen Schlaftabletten.
    Heilige Maria Muttergottes!
    Vorsichtig tastete sie nach seinem Handgelenk, doch sie war so aufgeregt, dass sie drei Anläufe brauchte, bis sie schließlich einen schwachen Puls ausmachen konnte. Mit zitternden Fingern fischte sie ihr Handy aus der Innentasche des Parkas und wählte den Notarzt. Nachdem sie aufgelegt hatte, hinterließ sie eine Nachricht für Enzo. Anschließend ging sie ins Bad, befeuchtete ein Handtuch und versuchte, Leo zu wecken, während Tränen über ihre Wangen liefen. Es brauchte keinen Experten, um zu erkennen, dass er auf Leben und Tod lag. Sie betete, dass der Krankenwagen gleich eintreffen würde.
    Nicht auch noch er.

    Blanche hatte davon gehört, dass bei der Explosion mehrere Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden, aber es mit eigenen Augen zu sehen, war etwas anderes. Was sie noch mehr entsetzte als die Zerstörung, waren die Art des Schadens sowie der Zustand der angrenzenden Gebäude. Ein runder Krater befand sich an der Stelle, wo Waynes Hotel gestanden hatte. Die Häuser links und rechts davon waren zur Hälfte verschwunden. Es sah aus, als hätte jemand ein riesiges Stück herausgebissen. Auffällig war zudem, dass es keinerlei Trümmer gab – nichts. Das Gebäude war mitsamt seinem Schutt wie von Geisterhand verschwunden. Zurück geblieben waren offene Rohrleitungen und durchtrennte Kabel sowie drei halbe Häuser.
    Bei diesem Anblick lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Wer konnte so etwas getan haben – Zoey? Keine Chance, der konnte nicht mal seinen Namen in den Schnee pinkeln. Welche Art Waffe war in der Lage, ein ganzes Gebäude zu schlucken? Wo waren die Leichen abgeblieben, wo die Trümmer? Sollte das alles einfach verpufft sein? Mit wem hatte sich Wayne angelegt, der ihn so gründlich von der Bildfläche verschwinden lassen wollte? Und was zur Hölle hatte er vor dem Syndikat versteckt, das die Russen so dringend haben wollten? Zoey nannte es den Abberufer. Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu der Sonderanfertigung in Waynes Schließfach. Wenn eine derart kleine Waffe solche Krater hinterließ, war es kein Wunder, dass jeder Gauner dieser Stadt hinter dem Ding herjagte. Auf der anderen Seite wäre sie in diesem Fall zusammen mit Wayne verschwunden, statt wohlbehalten im Schließfach zu liegen.
    Als sie zu zittern begann, legte Beliar ihr von hinten seine Arme um und drückte sie sachte an sich. Da ihre innere Kälte den Grad des Erträglichen überschritten hatte, ließ sie es zu. Seine Wärme tat gut.
    „Lass uns zurückgehen“, sagte er bestimmt. „Jetzt hast du es gesehen.“
    Seinen Befehlston ignorierend nickte sie geistesabwesend. Beliar führte sie Richtung Metrostation, als jemand ihren Namen rief. Es war Nella. Blanche hätte sie fast nicht erkannt, weil sie sie bisher immer nur in ihrer Arbeitskluft gesehen hatte. Statt des aufreizenden Latexoutfits und den High Heels trug sie ausgelatschte Turnschuhe, Bluejeans und einen alten Parka, unter dem ein roter Rollkragenpullover hervorlugte. Das karamellfarbene Haar hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden und sie trug fast kein Make-up. Nella hob die Hand und winkte ihr zögernd zu. Als sie näher kam, bemerkte Blanche, dass sie bleich aussah. Ihre grünen Augen waren riesig und sie wirkte erschöpft. Dennoch strahlte sie eine Ruhe aus, die Blanche bisher noch nie an ihr gesehen hatte. Zugegeben, sie war eine Zeit lang fort gewesen, aber in der Regel wurde der Blick der Straßenmädchen mit den Jahren gehetzter, nicht gelassener.
    „Ich hatte gehofft, dich hier zu finden“, sagte sie atemlos, nachdem sie sie erreicht hatte.
    Blanche versteifte sich „Du hast mich gesucht?“
    „Schon seit Stunden. Wo hast du nur gesteckt, ich habe jedes verdammte Hotel in Paris angerufen und mich

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