Jane Christo - Blanche - 01
erwischt.“
Blanche hob einen Mundwinkel und ahmte damit Beliar nach, nur dass es bei ihm viel cooler aussah. Was soll’s. Dafür konnte sie besser fluchen.
„Um das mal klarzustellen: Enzos Interessen sind mir schnurz. Seine und meine Geschäfte berühren sich nicht. Wenn er Zoey will, soll er ihn gefälligst selbst fangen, aber da muss er sich ’ne Nummer ziehen und hinten anstellen, denn Zoey gehört mir! Er hat mir jetzt schon zweimal in die Suppe gespuckt und dafür muss er zweimal sterben.“ Sie war dicht an Nella herangetreten, mittlerweile regnete es in Strömen, sodass Regentropfen über ihr Gesicht perlten. „Ich werde dieses Arschloch abschlachten, ausweiden und in seinem Blut baden, bis meine Finger runzelig sind. Danach kann Enzo ihn von mir aus haben und sich ausstopfen lassen.“
Nella starrte sie mit offenem Mund an. Sie sah aus, als hätte sie keinen Zweifel daran, dass Blanche ihre Pläne für Zoey in die Tat umsetzen würde.
„Aber Enzo könnte dir helfen. Er schätzt dich und …“
„Er kennt mich nicht mal!“
„Aber er kannte Wayne“, sagte Nella leise. „Und er hat ihm vertraut. Wayne hat zwanzig Jahre für Enzo gearbeitet. Glaubst du, das hätte er getan, wenn Enzo ein Schwein wie dieser Zoey gewesen wäre? Denk mal darüber nach.“
„Wayne hat mir nichts davon gesagt, dass er Enzo vertraut.“ Enzo wollte Wayne schon vor Jahren stärker an die Famiglia binden. Darum war er froh gewesen, als Blanche auf der Bildfläche erschienen war. Endlich hatte er ein Druckmittel gegen Wayne, dem bis dahin alles egal zu sein schien.
„Wayne hat niemandem vertraut“, bemerkte Nella schlicht und das verschlug Blanche für einen Augenblick die Sprache.
Fakt war, dass Wayne selbst ihr wichtige Einzelheiten seines Lebens verschwiegen hatte. Dinge, die Leo über ihn wusste – sie jedoch nicht. Wo sie gerade bei diesem verräterischen Drecksack war: „Leo hat Enzo ebenfalls vertraut und sieh dir an, was aus ihm und Renée geworden ist“, konterte sie herausfordernd.
Nella atmete tief durch. „Leo geht es … hoffentlich bald wieder gut. Er ist jetzt in Sicherheit. Außerdem lässt Enzo nach Renée suchen. Ich war dabei, als er den Befehl gab, ein Lagerhaus aufzubrechen. Einer von den Jungs hat gesehen, wie ein Frauenkörper da reingeschleppt wurde. Aber außer Spuren von einem Kampf haben Enzos Männer nichts gefunden.“
Das erklärte die Schießerei kurz vor ihrer Flucht aus dem Warenlager.
„Enzo glaubt, dass sie Renée in Zoeys Hauptquartier gebracht haben und er ist auf hundertachtzig, weil er es nicht findet. Aber mittlerweile ist nicht nur er, sondern auch Sergej hinter Zoey her. Lange kann der sich nicht mehr verstecken.“
„Was will Enzo eigentlich von mir, außer dass ich den Lockvogel für ihn spiele – was ich nicht tun werde.“
„Er will wissen, was Zoey vorhat. Warum riskiert er so viel – du kannst kaum der Grund dafür sein. Nimm es nicht persönlich, aber so wichtig bist du nicht. Dass er einen Hass auf Wayne hatte, kann ich ja noch nachvollziehen, aber du hast mit der ganzen Sache nichts zu tun. Das war etwas zwischen Zoey und Wayne. Leo hat Enzo gesagt, dass Zoey etwas sucht, aber Leo wusste nicht, was das sein soll.“
Zum ersten Mal reagierte Beliar. Seine Augen wurden schmal und Blanche war sich sicher, dass Nella seine ungeteilte Aufmerksamkeit besaß.
Schon wieder dieser Abberufer, was immer das sein sollte. So wie sich Zoey ausgedrückt hatte, klang es nach einer Maschine. Wayne hatte etwas, das jetzt ihr gehört, und da sie keine Ahnung hatte, was man mit ihm anstellen konnte, wusste sie sowieso nichts damit anzufangen, das waren seine Worte gewesen. Der Beschreibung nach konnte das alles sein, vom Eierkocher bis zum Sputnik, wäre da nicht dieser schräge Name. Blanche hätte Nella gern gefragt, ob sie schon mal von einem Abberufer gehört hatte. Aber sie würde sofort zu Enzo laufen und das Risiko wollte sie nicht eingehen.
Leo wäre der Richtige für diese Art Fragen, doch Blanche hatte etwas Besseres vor, als in Enzos Palazzo aufzukreuzen und sich vom Mafiaboss ausfragen und anschließend als Köder benutzen zu lassen. Vielen Dank auch. Sie würde schon noch selbst darauf kommen.
Blanche strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Also wenn das alles war …“ Sie wollte sich abwenden, als Nella ihren Arm ergriff. Beliar trat vor, doch Blanche hielt ihn mit einem warnenden Blick zurück.
„Sachte“, murmelte sie so leise, dass es im
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