Jane Christo - Blanche - 01
Dämon unter Saetan wird von niemandem beherrscht. Er bietet seine Dienste freiwillig an. Weder der Teufel noch ein Gott kann den Herrn des Nordens zwingen, ihm zu dienen.“
„Dennoch hast du es getan und dich Saetan unterworfen. Dafür hat er dir deine Flügel zurückgegeben.“
„Das war keine Gunst Saetans. Meine Schwingen habe ich mir in den tausend Jahren als sein Warlord verdient.“
„So ist es, mein Freund. Warum also willst du nun mit ihm brechen? War er nicht immer gut zu dir?“
Beliar warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Saetan ist gut zu Saetan.“
Darauf nickte Arziel langsam. „Das ist wahr. Doch ist es nicht sein Recht?“
„Wer bin ich, Saetan Rechte abzusprechen? Und wer ist Saetan, mir die Freiheit zu verweigern, mir einen neuen Herrn zu suchen?“
„Saetan ist … beunruhigt darüber. Er möchte sich mit dir … aussprechen. Er versteht nicht, was dich gegen ihn aufgebracht hat.“
Beliars Mundwinkel hob sich. „Das kann ich mir vorstellen.“
Der Großfürst zog an seinem Zigarillo, dessen Ende kurz aufglühte. Nachdem er den Rauch mit einem sanften Ausatmen ausgestoßen hatte, seufzte er leise. „Wie wollen wir nun verbleiben, mein Freund? Du kannst uns nicht besiegen und wir dich anscheinend auch nicht. Eine klassische Pattsituation, würde ich sagen.“
Mit dem Unterschied, dass Saetan den längeren Atem hätte, dachte Beliar bitter. Während seine eigenen Ressourcen sich früher oder später verbrauchen würden, konnte Saetan auf Legionen von Dämonen und ihren Familiares zurückgreifen – menschliche Diener, die ihre Seele verkauft hatten. Saetan würde sie so lange als Energiequelle benutzen, bis der rebellische Erzdämon besiegt wäre. Beliar wusste das genau wie Arziel.
„Deinetwegen hat Saetan einen Teil seiner Macht verloren“, fuhr der Fürst fort. „Du kennst das Gesetz.“
Das kannte jeder in der Unterwelt. Pacta sunt servanda. Leben für Leben. Seele für Seele. Pakt für Pakt.
„Du schuldest unserem Herrscher eine Seele. Seine Entscheidung ist auf Waynes Mündel gefallen, doch du hast sein Ultimatum fruchtlos verstreichen lassen. Wenn du ihm das Mädchen bringst und diese unselige Tchort-Geschichte aus der Welt schaffst, wirst du mit allen Rechten und Pflichten wieder in dein Amt eingesetzt.“ Arziel zog abermals an seinem Zigarillo und wartete. Als sich die Stille ausdehnte, stieß er langsam den schwarzen Dunst aus, ohne Beliar aus den Augen zu lassen. „Wie lautet deine Antwort, mein Freund?“
„Ich habe Saetan meine Antwort bereits gegeben“, gab Beliar leise zurück. Er spürte, dass sich Blanche nicht mehr in der Gefahrenzone befand. Genug Small Talk. Es war an der Zeit, diese Farce zu beenden. Er kannte Saetan wie einen Bruder und wusste, dass er niemals einen Fehler verzieh. Wer sich einmal gegen ihn wandte, war Dämonenfutter. Das war ihm von Anfang an klar gewesen und er bereute seine Entscheidung nicht.
Arziel seufzte abermals. „Dann wirst du uns also nicht begleiten?“
Beliar lächelte herablassend. „Im Gegenteil, Fürst. Du und deine Freunde werdet mich begleiten.“ Damit öffnete er seinen Mantel und schlug ihn zurück. Darunter trug er nur eine schwarze Armeehose, deren Enden in dunklen Panama Stiefeln steckten. Doch es war nicht seine vernarbte Kriegerbrust, die Arziel versteinern ließ. Das Zigarillo fiel ihm aus der Hand, während die beiden anderen Fürsten fauchend zurückstolperten.
„Wir vier“, begann Beliar mit samtweicher Stimme, „werden jetzt einen kleinen Spaziergang unternehmen.“
Arziel starrte ihn ungläubig an. „Bist du sicher, dass du das tun willst?“
„Todsicher.“
„Wenn wir gehen, gehst du mit uns, das ist dir doch klar.“
„Glasklar.“
„Und dennoch willst du dir das antun?“ Der Unglaube stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du gehst ebenso wie wir durch die Hölle“.
Beliar beugte sich zu Arziel und flüsterte: „Angst?“
Der Großfürst fauchte und wich zurück. Beliars Mundwinkel hob sich. „Ja, ich gehe auch. Doch im Gegensatz zu euch bereue ich.“
„Was nützt dir deine Reue, wenn du wieder genau dort landen wirst, wo du hergekommen bist?“, fuhr Arziel ihn an, der sich von seinem Schock erholt hatte. Seine Wut ließ Barfaels Feuer auflodern.
Beliar schüttelte ungerührt den Kopf. „Ihr werdet dort landen. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich mich nie von Saetan habe beherrschen lassen. Mein Dienst an ihm war Teil meiner Loyalität. Ich tat es aus freien
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