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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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Stücken. Doch das ist vorbei. Ich habe, wenn du so willst, gekündigt.“
    „Du bist gefeuert worden und nun willst du uns mit in den Abgrund reißen!“, schrie der rothaarige Barfael.
    „Ich habe euch nicht gebeten zu kommen.“
    „Das ist Hochverrat!“, kreischte Barfael außer sich und streckte seinen Zeigefinger aus. „Wenn du den nächsten Schritt gehst, bist du Freiwild! Erst ein Gefallener, dann ein Abtrünniger! Wie tief willst du noch sinken? Saetan wird seine Legionen aussenden, um dich zu vernichten!“
    Wenn sein Plan funktionierte, würde Saetan nicht viel ausrichten können, außer ihm hier und da einen dämonischen Assassinen hinterherzujagen. Dabei musste er allerdings diskret vorgehen, ein allzu offensichtliches Eingreifen würde der Herr der Finsternis bereuen. Selbst der Teufel kannte seinen Platz im Universum. Pacta sunt servanda, das galt auch für den Herrscher der Hölle. Wenn Beliar den Handel abschließen konnte, der ihm vorschwebte, wären Saetan die Hände gebunden. Falls er ein Abkommen aushandeln konnte, was überaus fraglich war. Miceal war für ihn schon immer unlesbar gewesen, seine Entscheidung stand buchstäblich in den Sternen.
    „Das Risiko gehe ich ein.“
    Bevor einer der Dämonen reagieren konnte, zog Beliar die beiden Fiolen aus dem Gürtel seiner Armeehose. Er hielt in jeder Hand eines der zerbrechlichen Glasröhrchen, in denen jeweils ein metallisch-schwarzes Kügelchen in einer transparenten Flüssigkeit schwamm. Sie drehten sich langsam um ihre Achse wie Planeten in einem portablen Universum – dunkle Materie.
    Er hatte die beiden Projektile dem Recaller entnommen, der Waffe, die Blanche in der Klimaanlage ihres Schlafzimmers versteckt hielt. Wie bei jeder Waffe ging die eigentliche Gefahr von der Munition aus. Diese hier war dazu gemacht, mächtige Dämonen wie den Schwarzen Gott einzufangen. Ein durch den Recaller abberufener Dämon wurde zurück zu seinem Herrn geschickt, dem Fürsten, dem er seine Treue gelobt hatte. Doch der Sinn und Zweck dieser Waffe lag nicht allein darin, flüchtige Dämonen ihrem Gebieter zurückzuführen. Zuvor sollten sie noch bestraft werden.
    Wurde ein Dämon durch den Recaller zu seinem Herrscher gerufen, musste er auf dem Weg zu ihm das Höllentor durchqueren. Und das bedeutete drei Tage unsägliche Pein und unbeschreibliche Qualen. Nicht von der Art, die man kleinen Kindern erzählte, damit sie ihren Eltern gehorchten. Wer das Portal passierte, verlor seine persönlichen Einschränkungen und Filter, und sah – quasi aus der Gods View Perspektive – auf sein Leben zurück. Dabei spielte Zeit keine Rolle. Einem Wesen konnte innerhalb eines Sekundenbruchteils so viel Leid zugefügt werden, dass die Möglichkeit bestand, es zu zerbrechen. Die drei Tage waren vielmehr symbolischer Natur, denn Gott jonglierte mit Äonen, dehnte sie oder presste sie zusammen, wie es ihm beliebte. Bei Dämonen nahm er sich in der Regel besonders viel Zeit, immerhin hatten sie ein Sündenregister, das von der Erde bis zum Mars reichte. Im alles durchdringenden Licht der Wahrheit trat all das Leid zutage, das Gottes Geschöpfen angetan wurde. Der Schmerz von Generationen. Ganze Familien, die durch den Einfluss eines Dämons zerstört wurden. Die Qualen, die Saetans Diener ihnen bereitet haben, durchfuhr die Delinquenten wie ein Stromschlag und es gab nichts, das ihre Schmerzen hätte lindern können.
    Nichts, außer aufrichtiger Reue.
    Doch wie sollte ein Dämon bereuen, wenn er kein Gewissen besaß? Nur wenige hatten sich dieses kostbare Gut bewahrt, die innere Stimme nicht ganz verstummen lassen und sich einen Rest von Bedauern erhalten, das sie hin und wieder daran erinnerte, wer sie waren und woher sie ursprünglich kamen. Reue war am Effektivsten, wenn man sie zeigte, bevor man starb, obwohl es dafür nie zu spät war.
    Beliar hatte bereut und die Weichen gestellt. Nun lag es nicht mehr in seiner Hand. Sein Schicksal war einer größeren Macht anvertraut, einer, von der er sich vor langer, langer Zeit abgewandt hatte.
    Mit einem letzten Blick auf Arziel zerdrückte er die Fiolen – dann brach die Hölle los.

    Blanche fühlte das Grollen unter sich, bevor sie es hörte. Das Dach erzitterte, darunter stöhnte und ächzte die Erde, als würde sie sich winden. Breite Risse spalteten den Asphalt, aus denen roter Rauch hervorquoll, als würde die Fahrbahn bluten. Die Polizisten unter ihr schrien sich Warnungen zu und drängten die Schaulustigen weiter

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