Jane Christo - Blanche - 01
ihr das Blut von den Lippen leckte.
Sie richtete die Klinge aus und drückte sie mit aller Kraft in Zoeys Eingeweide. Zu ihrem Schrecken zuckte er nur kurz zusammen, ohne seinen Griff um ihren Hals zu lockern.
Im Gang wurde das Gebrüll immer lauter, drängender. Es klang verzerrt, falsch, als würden hundert verzweifelte Biester um ihr Leben kreischen. Immer wieder flammten Feuerzungen auf, leckten in den Kellerraum und tauchten ihn in ein diabolisches Licht. Noch nie hatte sie sich der Hölle so nah gefühlt wie in diesem Augenblick.
Sie drehte das Messer, bis die Klinge nordwärts deutete, und schnitt Zoey der Länge nach auf, während sie nach Luft rang wie ein Fisch auf dem Trockenen. Doch anstatt zu sterben, drückte er ihre Kehle immer weiter zu. Bei diesem Bastard war anscheinend nichts wie bei anderen.
„Ja“, sagte er und schloss kurz die Augen, als würde er den Schmerz willkommen heißen. „Du bist wie ich. Wir beide könnten die Stadt übernehmen. Erst den siebzehnten Bezirk und danach die restlichen Arrondissements.“
Abermals leckte er über ihr Gesicht. Warum zur Hölle brach er nicht endlich zusammen? Mittlerweile hatte sie eine gut dreißig Zentimeter lange Schneise durch seinen Bauch gezogen und er tat nichts weiter, als sie mit seinen kalten Augen zu fixieren, während ihr Betriebssystem allmählich abschaltete.
„Was sagst du?“
Als sich ihr Blickfeld verengte und sie kraftlos das Messer fallen ließ, beugte er sich wieder zu ihr und raunte: „Du und ich. Wir zwei gehören zusammen, kannst du es fühlen?“
Er drückte sie mit seinem Körper fester gegen die Wand, sodass sie Bekanntschaft mit seiner Erektion machte. Warum fühlten sich eigentlich immer nur Psychopathen zu ihr hingezogen? Ihre Lider flatterten, sie hatte nicht mal mehr die Kraft, sich abgestoßen zu fühlen, als Zoeys Lippen über ihr Ohr glitten.
„Wenn du willst, überlasse ich dir den Abberufer, kleine Jägerin. Dann kannst du den Schwarzen Gott selbst zur Strecke bringen. Danach werden wir unbesiegbar sein“, wisperte er und presste sich dichter an sie. „Was sagst du dazu?“
Als er seinen Griff lockerte, schnappte sie nach Luft und krächzte: „Fick. Dich. Selbst.“
Das Letzte, das sie wahrnahm, war ein durchdringendes Brüllen, das die Wände erzittern ließ. Das Triumphgeschrei einer Bestie. Der Druck um ihren Hals verschwand, als sich Zoey mit einer geschmeidigen Bewegung zurückzog. Sie rutschte röchelnd die Wand entlang auf den Boden. Kurz bevor ihre Lichter ausgingen, sah sie den Todesengel wie einen Schatten mit der Dunkelheit verschmelzen, dann wurde es Nacht.
Sie war nur wenige Sekunden bewusstlos, maximal eine halbe Minute. Als sie die Augen aufschlug, kniete Beliar vor ihr, und er sah schlimm aus. Sein Mantel qualmte, die Flügel waren zerfetzt und sein vernarbtes Gesicht vom Rauch geschwärzt. Der angespannte Ausdruck um seinen Mund verriet, dass er Schmerzen litt. Ihr Verdacht bestätigte sich, als sie sein Zittern spürte, während er sie hochhob und auf die Beine stellte.
„Was zum Teufel ist da draußen eigentlich los?“, flüsterte sie heiser und rieb sich die Kehle.
„Saetan steckt all seine Kraft in die Großfürsten, darum lassen sie sich nicht auf dem üblichen Weg vernichten.“
Probleme über Probleme. „Hast du Zoey erwischt?“
Beliar schüttelte den Kopf. „Er hat den Rest seiner Männer genommen und ist in einem Seitentunnel verschwunden.“
„Du hast ihn gehen lassen?“, schnappte sie.
„Ich habe dich gesucht.“
Die Enttäuschung brachte sie ins Wanken, und als sie Halt suchend nach seinem Ellenbogen griff, legte er ihr seinen Arm um. Mit der freien Hand hob er ihr Kinn an und sah, dass sie gegen Tränen ankämpfte. Zoey war verschwunden. Schon wieder. Sie hatte das Gefühl, an ihrer Wut zu ersticken, bis Beliar sie mit einem Atemzug davon befreite. Das Grollen einer entfernten Detonation ließ die Erde erzittern und erzeugte einen blitzförmigen Riss, der sich quer durch das Mauerwerk zog.
„Du musst sofort hier raus.“
„Ich? Du meinst wohl wir.“
„Hier wird gleich alles in die Luft fliegen und ich muss mich um die Großfürsten kümmern, sie erholen sich immer schneller.“
„Aber wenn du sie nicht besiegen kannst …“
Beliar nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Tu, was ich dir sage, nur dieses eine Mal. Bitte.“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich auf dem Absatz um und scannte mit den Augen die Wände, bis er fand, wonach er
Weitere Kostenlose Bücher