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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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ein Wucherer bin, der sein Geld sicher in Ländereien anlegen möchte? Viel lieber möchte ich Ihr ganzes Vertrauen besitzen. Wenn Sie mich an Ihr Herz nehmen, werden Sie mich doch nicht von Ihrem Vertrauen ausschließen?«
    »Nimm mein ganzes Vertrauen, Jane, aber um Gottes willen, lade keine unerträgliche Bürde auf dich! Verlange nicht nach Gift – werde mir nicht zu einer typischen Eva!«
    »Weshalb nicht, Sir? Sie haben mir eben erst gesagt, wie gern Sie sich besiegen lassen, und wie sehr Sie es lieben, überredet zu werden. Meinen Sie nicht, dass es gut wäre, wenn ich mir dies Bekenntnis zunutze machte und anfinge zu schmeicheln und zu bitten, ja, wenn es notwendig wäre, sogar zu weinen und zu schmollen – nur um es auf einen Versuch meiner Macht ankommen zu lassen?«
    »Versuch nur ein Experiment dieser Art! Überziehst du aber, so ist das Spiel zu Ende.«
    »Wirklich, Sir? Sie geben aber schnell nach. Wie ernst Sie jetzt aussehen! Ihre Augenbrauen sind so dick wie meine Finger geworden, und Ihre Stirn gleicht dem, was ich in einem erstaunlichen Gedicht einst als ›bläulich-blitzenden Donnerschlag‹ bezeichnet fand. Vermutlich, Sir, werden Sie diese Miene stets zur Schau tragen, wenn Sie verheiratet sind?«
    »Und wenn dies
deine
Miene als Ehefrau sein wird, werde ich als guter Christ bald die Meinung aufgeben, nur mit einer bloßen Seele oder einem Salamander zu verkehren. Aber, liebes Ding, was wolltest du erfragen, heraus damit!«
    »Nun, da haben wir’s! Jetzt sind Sie wirklich weniger als höflich. Aber mir ist die Unhöflichkeit lieber als Schmeichelei.Ich will lieber ein
Ding
sein als ein Engel. Dies war es, was ich fragen wollte: Weshalb gaben Sie sich so viel Mühe, mich glauben zu machen, dass Sie Miss Ingram heiraten wollten?«
    »War das alles? Gott sei gelobt, dass es nichts Schlimmeres war!«
    Und jetzt glättete sich seine Stirn; er blickte auf mich herab, lächelte mir zu, streichelte mein Haar, als empfände er eine innige Freude darüber, eine Gefahr abgewendet zu sehen.
    »Ich glaube, ich darf es dir beichten«, fuhr er fort, »selbst auf die Gefahr hin, dass du ein wenig zornig bist. Jane, ich habe ja gesehen, welch ein Feuergeist du sein kannst, wenn du gereizt bist. Selbst in dem kalten Mondlicht sah ich dich gestern Abend erglühen, als du dich gegen das Schicksal auflehntest und beanspruchtest, von mir als gleichrangig betrachtet zu werden. Janet, nebenbei gesagt, warst du es, die mir den Antrag machte.«
    »Natürlich tat ich das. Aber zur Sache, wenn es Ihnen beliebt, Sir – Miss Ingram?«
    »Nun, ich machte Miss Ingram scheinbar den Hof, weil ich wünschte, dich ebenso wahnsinnig verliebt in mich zu machen, wie ich in dich verliebt war; und ich wusste, dass Eifersucht die beste Verbündete sein würde, welche ich zu diesem Zweck zu Hilfe rufen könne!«
    »Ausgezeichnet! – Jetzt sind Sie klein, nicht um ein Jota größer als die Spitze meines kleinen Fingers. Es war ein himmelschreiendes Unrecht und eine große Schande, in dieser Weise zu handeln. Dachten Sie denn gar nicht an Miss Ingrams Gefühle, Sir?«
    »Ihre Gefühle konzentrieren sich einzig in ihrem Stolz, und dieser verlangte nach einer Demütigung. Warst du eifersüchtig, Jane?«
    »Lassen wir das, Mr. Rochester. Es ist nicht von Belang für Sie, das zu wissen. Antworten Sie mir aber noch einmal aufrichtig: Glauben Sie nicht, dass Miss Ingram unter Ihrerunehrlichen Koketterie leiden wird? Wird sie sich nicht verlassen und verraten vorkommen?«
    »Unmöglich! – Ich habe dir doch erzählt, wie sie im Gegenteil mich verlassen hat: Die Flamme ihrer Liebe wurde durch das Gerücht meiner Insolvenz augenblicklich abgekühlt oder vielmehr gelöscht.«
    »Sie haben einen seltsamen, ränkevollen Sinn, Mr. Rochester. Ich fürchte, dass Sie in manchen Dingen sehr exzentrische Grundsätze haben.«
    »Meine Prinzipien sind nie recht geformt worden, Jane. Sie mögen aus Sehnsucht nach Beachtung ein wenig schief gewachsen sein.«
    »Noch einmal und in vollem Ernst: Darf ich das große Glück, das mir geworden ist, ohne die Furcht genießen, dass jetzt nicht eine andere den bitteren Schmerz durchkostet, den ich selbst noch vor kurzem empfand?«
    »Das darfst du, mein kleines Mädchen. Auf der ganzen Welt gibt es kein zweites Wesen, das dieselbe reine Liebe für mich hegt wie du. Und der Glaube an deine Liebe, Jane, ist der Balsam, den ich für meine Seele brauche.«
    Ich drückte meine Lippen auf die Hand, welche auf meiner

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