Jane Reloaded - Roman
der mitochondrialen DNA ( → Genom ) beweisen. Das Genprofil, erstellt von Forschern des MPI EVA ( → EVA ), weist doppelt so viel Unterschiede auf, wie sie zwischen Homo sapiens und Neandertaler existieren. Gefunden wurde der fossile Fingerknochen im südlichen Sibirien in der Denisova-Höhle.
NACHWORT UND QUELLEN
Im Herbst 2007 reiste ich mit meiner Familie nach Tansania, Ostafrika. Wir besuchten die Serengeti, schauten in den Ngorongoro-Krater und die Olduvai-Schlucht, wo ich in einem kleinen Museum die Abdrücke der berühmten Fußspuren von Laetoli bestaunte. Der Anfang der Menschheit wehte mich an, ein unglaubliches Gefühl, das mein Interesse an der Paläoanthropologie neu aufleben ließ.
Ein Interview auf spiegel-online mit dem streitbaren Evolutionsbiologen Richard Dawkins, das die Überschrift »Plädoyer für den ultimativen Tabubruch« trug, las ich einige Zeit später. Dawkins hält es für »unevolutionär«, dass die absolute Trennung zwischen tierischem und menschlichem Leben immer noch aufrechterhalten wird oder in Zukunft bewahrt werden kann. Schließlich sei schon bald die »Konstruktion von Mischerbgut« möglich, und es könne irgendwann sicher gelingen, »den Vorfahr von Mensch und Schimpanse« wieder zum Leben zu erwecken – auch einen »neuen« Urmenschen hielt er in der Zukunft für machbar. Das ganze Gespräch ist unter folgendem Link nachzulesen: www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,614357,00.html.
Im Jahr 2009 schließlich meldete das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, EVA, in Leipzig (siehe auch Glossar, EVA) erste Fortschritte in der Entschlüsselung des Neandertaler-Erbgutes, das ein Jahr später tatsächlich dekodiert vorlag. Den Forschern gelang kurz darauf zum ersten Mal der Nachweis, dass etwas Neandertaler in jedem von uns steckt, weil sich die zwei letzten unterschiedlichen Arten der Gattung Homo noch gepaart haben. In der Zeitschrift Archeology (Volume 62, Nr. 2) stellte Zach Zorich bereits im März / April 2010 die Frage Should We Clone Neanderthals? – Sollte man Neandertaler klonen? – und diskutierte nicht nur die »wissenschaftlichen, rechtlichen und ethischen Hindernisse«, sondern benannte auch klar die Erwartungen an unsere Ahnen und die Chancen einer solchen Neuzüchtung. Die Romanfiguren Jane III und Gregor Bao Li übernehmen daraus die frei übersetzten Argumente in dem erfundenen Interview (S. 127 – 128). Anfang 2013 erklärte der US-Genforscher George Church in der Zeitschrift Der Spiegel , wie die Wiedergeburt des Neandertalers mithilfe der synthetischen Biologie und einer »abenteuerlustigen Leihmutter« gelingen könnte.
Das alles sind die wichtigsten wissenschaftlichen Entwicklungen, auf denen der Roman »Jane reloaded« gründet.
Das Laos-Labor des Romans nahm im Dezember 2009 auf einer Fahrt auf dem oberen Lauf des Mekong Gestalt an. Während der Arbeit an dem Buch verfestigte sich auch der Wunsch, einmal die Galapagos-Inseln, dieses »Labor der Evolution«, zu sehen, die mit dem Namen Charles Darwin so eng verbunden sind, dem Begründer der bahnbrechenden Evolutionslehre, deren 150. Geburtstag im Jahr 2009 auf der ganzen Welt groß gefeiert wurde. Eine Reise auf den Archipel im Frühjahr 2011 hinterließ im Buch ebenfalls seine Spuren.
Nicht nur bis zum Neandertaler bin ich zurückgegangen, sondern bis zum Homo erectus . Die Bücher zur Geschichte der Menschheit sind Legion, aber viele Fragen werden immer noch kontrovers diskutiert. Als Hauptquelle für die Fakten diente der Katalog zur Ausstellung »Safari zum Urmenschen«, der den neuesten wissenschaftlichen Stand zuverlässig widerspiegelt (Thorolf Hardt, Bernd Herkner, Ulrike Menz: Safari zum Urmenschen. Kleine-Senckenberg-Reihe 51. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2009). Trotzdem gilt: Die Auswahl der Forschungsergebnisse, die im Roman verarbeitet sind, ist persönlich und subjektiv und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Anregende und neue Gedanken zur »Evolution des menschlichen Geistes« und der Sprache, gerade bei den Ur- und Frühmenschen, lieferte Merlin Donald in seinem Buch »Triumph des Bewusstseins« (Klett Cotta, Stuttgart 2008), aber ebenso das Dossier gehirn&geist »Darwins Erbe – Evolution und Genetik des menschlichen Geistes« ( Spektrum der Wissenschaft 1/2009). Bei Guy Deutscher: »Du Jane, ich Goethe – Eine Geschichte der Sprache« (C. H. Beck, München 2008) fand ich den Begriff »Ich-Tarzan-Stadium«
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