Jane True 02 - Meeresblitzen
fühlte.
Eine Etage tiefer konnte ich noch immer das Murmeln von Ryus Stimme hören. Mit geschlossenen Augen ließ ich die Wärme von Ryus Bett langsam in meine Haut dringen, auch wenn mir tief drin immer noch kalt war. Ich wünschte, ich könnte einfach einschlafen, aber ich war niemand, der tagsüber schlief, obwohl ich ziemlich erledigt war von der langen Reise, vom frühen Aufstehen und vom späten Schwimmen am Abend zuvor. Ganz zu schweigen davon, dass ich in diesem Moment alles für das süße Vergessen des Schlafes gegeben hätte, das mich von meinen fieberhaften Gedanken erlösen könnte.
Ironischerweise war das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, dass ich mir wünschte, tagsüber schlafen zu können.
Ich versuchte die Maus zu verjagen, die auf meinem Bauch herumkletterte, aber sie war hartnäckig. Und dann fing das Vieh auch noch an, mein Oberteil hochzuziehen, und plötzlich
merkte ich, dass ich mich nicht mehr in Rockabill befand, in meinem weißen Holzbett aus Kindertagen und der tadellosen Baumwollbettwäsche, sondern in einem Boudoir aus schwarzer Seide voller vampirischer Möglichkeiten.
Und besagter Vampir beugte sich über mich, fuhr mit seiner Hand über die sanfte Wölbung meines schlafenden Bauches und schob mir das T-Shirt über den Busen hoch. Seine warme Zunge fand meinen Nabel und wanderte weiter nach oben, zog mich mit sich ins volle Bewusstsein. Meine Nippel reckten sich ihm entgegen, als er schließlich die Körbchen meines BHs beiseiteschob. Liebevoll erwiderten seine Lippen ihren Gruß, indem er nacheinander an ihnen saugte und mich damit zum Keuchen brachte.
»…viel besser als ein Wecker«, seufzte ich, während mein Hirn sich noch bemühte, mit meinem Körper Schritt zu halten.
Ryu löste sich von meinen Brüsten, die sich ihm bereitwillig entgegenbäumten, und schmiegte sich eng an mich, seine Lippen dicht an meinem Ohr.
»Hast du gut geschlafen?«, raunte er.
»Mmm«, war alles, was ich darauf erwidern konnte, und ich kuschelte mich an seine muskulöse Brust. »Wie lange habe ich geschlafen?«
»Zwei Stunden«, sagte er. »Du sahst zu süß aus, da wollte ich dich nicht wecken.«
»Wow, sorry. Ich schlafe eigentlich nie tagsüber. Du hättest mich wecken sollen.«
Er wollte eigentlich leise kichern, doch da er Ryu war, klang es eher wie ein wiehernder Esel. Ich schmolz sofort dahin – Ryus Lachen war das einzig nicht Weltmännische
an ihm, und ich liebte es. Dann fiel mir das kleine schwarze Büchlein wieder ein, das wie eine Zeitbombe unter dem Telefon gleich neben mir lauerte, und mein Bauch zog sich krampfartig zusammen.
»Ich will, dass du für heute Abend gut ausgeruht bist, Miss True«, sagte Ryu schelmisch. Ich konzentrierte meinen Blick auf seinen schönen Mund, rief mir in Erinnerung, dass ich von vornherein gewusst hatte, was er war; sagte mir, dass ich ziemlich sicher sein konnte, was wir füreinander waren, und machte mir klar, dass es nicht fair wäre, wenn ich jetzt durchdrehte, nur weil er Blut saugte. Das wäre schließlich so, als würde ich ausflippen, weil ein Diabetiker sich Insulin spritzte.
Nur dass Insulin nicht frech wird , wies mich meine innere Zynikerin mit ihrer trockensten Stimme hin.
Ich brachte meine passiv-aggressive Ader zum Schweigen, indem ich mir klarmachte, dass ich nun zwei Möglichkeiten hatte: Ich konnte Ryu entweder damit konfrontieren und ein Gespräch vom Zaun brechen, von dem ich nicht sicher war, ob ich es führen wollte, oder ich konnte mir diese Diskussion für einen anderen Zeitpunkt aufheben. Vorzugsweise einen, der nicht mit dem Valentinstag zusammenfiel.
» Entspann dich, Süße «, befahl mir meine Libido. Sie wollte ganz offensichtlich nicht, dass irgendetwas ihr romantisches Wochenende störte.
»Und außerdem, wenn ich dich schlafen sehe, steht bei mir immer etwas auf…«, sagte Ryu, als hätte er die geheimen Wünsche meiner Libido gehört. Also versuchte ich es beiden Parteien recht zu machen, indem ich meine Hüfte
probeweise an Ryus Leistengegend hin und her bewegte, nur um die Reaktion zu testen. Ich wurde nicht enttäuscht.
»… aber wir haben eine Reservierung zum Abendessen und müssen uns beide noch umziehen. Also hör damit auf, aargh«, sagte er und benutzte für den letzten Satz seine Piratenstimme. Ryu gab einen großartigen Piraten ab und brachte mich damit immer zum Kichern.
»Können wir die Reservierung nicht verschieben?«, fragte ich und weigerte mich, mit meinen Verführungsversuchen
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