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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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herrlich würdelos aus, und ich musste grinsen. Sie verdiente es, würdelos auszusehen, schon allein weil sie so eine schreckliche Wichsschleuder
fuhr. Und natürlich, weil sie ein richtig fieses Miststück war.
    Als sie den Wagen anließ, erhoben sich die Harpyien und breiteten ihre langen Schwingen aus. Ich spürte ihre Elementarkraft um mich herum aufwirbeln, als sie sich in die Lüfte erhoben. Ich hatte das komische Gefühl, dass auch sie nicht ihrer Herrin, sondern uns folgen würden.
    Ryu wandte sich zu mir, nahm mich bei der Hand und führte mich zu seinem Auto. Als ich sicher in Ryus Obhut war, traten Caleb und Daoud vor, nahmen den Spriggan und Graeme in ihre Mitte und führten sie fort. Letzterer wirkte sichtlich erleichtert, von Anyan wegzukommen, der den Elben die ganze Zeit angestarrt hatte, als sei er Frischfleisch. Oder in Anyans Fall wohl eher ein White-Castle-Burger.
    Als wir in Ryus Auto saßen, fing er an zu fluchen. Im Fluchen war mein Vampir ein wahrer Meister, und ich lauschte voll Ehrfurcht, wie er seine Kunst in ungeahnte Höhen trieb. Bis jetzt hatte ich keine Ahnung gehabt, dass jemand einen so raffinierten Gebrauch von Cocktailgabeln, Trampolinen, »kleinen Alfar-Miststücken« und Benzin ersinnen konnte.
    Als er fertig war, raufte er sich die Haare und warf sich zurück in den Sitz. Die anderen warteten bereits auf uns, und es dauerte nicht lang, bis es an unser Wagenfenster klopfte.
    Es war Anyan im totalen Kommandanten-Modus. Er wirkte sehr einschüchternd, und sobald Ryu die Scheibe heruntergefahren hatte, bellte er Befehle.
    »Ich lasse nicht zu, dass Jane in Graemes Nähe ist, wenn
sie nicht voll bei Kräften ist. Bring sie zum Schwimmen. Sofort. «
    »Anyan, das sind meine Ermittlungen«, schnauzte Ryu ihn an, aber der Barghest ließ sich nicht beeindrucken.
    »Gut. Dann übernehme ich sie. Steig aus. Wir treffen uns dann am Haus von Wethersby, in zwei Stunden.«
    Ryu starrte ihn wütend an, sichtlich hin- und hergerissen. Schließlich antwortete er, indem er das Fenster hochfahren ließ und den Motor startete.
    Ich legte die Hand auf seinen Arm. Ich musste wirklich eine Runde schwimmen, aber ich mochte es gar nicht, wenn ich mir wie eine Belastung vorkam.
    »Ryu, wir müssen nicht…«
    Er schüttelte verärgert den Kopf. »Nein«, unterbrach er mich. »Anyan hat Recht.«
    Ich ließ meine Hand wieder in den Schoß fallen, wohlwissend, dass ich nichts einwenden konnte.
    »Er hat verdammt nochmal immer Recht«, fügte Ryu verärgert hinzu, und ich fragte mich mal wieder, was geschehen war, dass er einen solchen Groll gegen den Barghest hegte.

    Da wir in Southie waren, fuhr Ryu mich zum Carson Beach. Nach einem kurzen, aber intensiven Bad sprudelte ich geradezu über vor Elementarkraft. Außerdem war ich ganz salzig, aber es war keine Zeit, für eine Dusche nach Hause zu fahren, bevor wir uns aufmachen mussten, um die anderen wiederzutreffen.
    Unsere angespannte Erwartung auf der Fahrt zu Felicia Wethersbys Wohnung war geradezu greifbar. Es war seit
einer ganzen Weile unsere erste richtige Spur, der erste neue Hinweis. Hoffentlich würde es auch das, was in Chicago vorging, mit den Morden hier in Boston in Zusammenhang bringen. Schließlich war es gut möglich, dass auch Felicia sich wie ihr Boss Dr. Donovan in beiden Welten bewegte.
    Felicia wohnte am Davis Square auf der anderen Seite des Charles River in einem kleinen Apartment ohne Aufzug, das dem von Tally Bender auf gruselige Weise ähnelte. Ich hoffte inständig, dass bei unseren heutigen Aktivitäten keine halb eingeäscherten Leichen vorkommen würden.
    »Bleib immer dicht bei mir, Jane«, ermahnte Ryu mich, als er den BMW verriegelte. Aus gutem Grund gab es keinerlei Diskussion mehr darüber, dass ich besser beim Auto bleiben sollte.
    Ryu und ich stiegen die Stufen zu Felicias Wohnhaus hinauf. Wir waren eingehüllt in übernatürliche Kräfte – allerlei magische Fühler und Sonden umschwirrten meinen Vampir, während ich unser Bollwerk aus Schilden stabil hielt. Ich konnte unsere vereinten Energien auf der Haut spüren, fühlte, wie sich die Härchen auf meinen Armen aufstellten, während die Kräfte uns umwehten wie eine kühle Brise.
    Er bewegte seine Hand über das Bolzenschloss der Eingangstür, und es sprang klickend auf. Ich schüttelte den Kopf, denn ich wurde wieder einmal daran erinnert, dass das, was wir Menschen »Sicherheit« nannten, für die übernatürlichen Wesen um mich herum nur »gib mir eine Sekunde«

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