Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
dort lebenden Tiere gute Geschäfte erhofften.
Am Ziel ihrer Fahrt, einem von vielen großen und kleineren Seen und Teichen durchzogenen Waldgebiet, werden sie von einem großen, drahtigen Mann mittleren Alters erwartet. Sein Name ist Yahaia, aber besser bekannt ist er als der »Hippo-Flüsterer «. Schweigend führt er die Besucher hinein in den Schatten der Bäume, und von einem Moment auf den anderen fühlen sich Jane Goodall, ihr Sohn und seine beiden Kinder in eine andere Welt versetzt. Der weiche Waldboden, auf den die wenigen, durch das Blätterdach dringenden Sonnenstrahlen kleine tanzende Lichtreflexe zaubern, dämpft das Geräusch ihrer Schritte, und je weiter sie Yahaia in den Wald hinein folgen, umso mehr werden sie von dem eigentümlichen Reiz umfangen, der diesen Ort umgibt.
Still ist es hier, und unter den Bäumen scheint sich nichts zu regen. Ein sanfter, warmer Wind kräuselt die Oberfläche der kleinen Waldteiche und treibt dabei winzige, wie schneeweiße Daunen anmutende Blüten vor sich her, die von den Bäumen am Rand herabgeweht werden. Die Vegetation ist üppig, aber der Bewuchs lässt ausreichend Platz, sodass die kleine Besuchergruppe ungehindert vorwärtskommt. An einer Stelle müssen sie über ein dichtes Geflecht aus bloßliegenden Baumwurzeln steigen, und der zwischen den Wurzeln wie blankpoliert wirkende Waldboden lässt ahnen, dass hier eine ständige Bewegung von Lebewesen stattfindet. Und tatsächlich gibt es reichlich Leben im Wald. Am Rand eines ausgedehnten Wasserlochs liegen zwei große Krokodile nebeneinander und lassen sich von der Sonne wärmen. Während das eine von ihnen die Eindringlinge nicht weiter beachtet und unbeeindruckt weiterdöst, beschließt das andere, sich lieber unter Wasser unsichtbar zu machen. Nur einige kleine Wellen verraten noch ein paar Sekunden lang die Stelle, an der sein massiger Körper abgetaucht ist. Einige Meter weiter erhebt sich ein Schreiseeadler mit mächtigen Flügelschlägen von seinem Ast, als sich die Menschen nähern, und an einer anderen Stelle lauert ein buntschillernder Eisvogel am Ufer darauf, dass seine Beutetiere, winzige Fischchen, in seine Reichweite geraten, sodass ein Tauchgang lohnenswert erscheint.
Als ganz in der Nähe ein sonores, langgezogenes Grunzen ertönt, hält Yahaia leicht geduckt inne und bedeutet den anderen mit Gesten, stehen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Langsam bewegt er sich zu einer Lücke zwischen den Bäumen, die einen weiten Blick auf die vor ihm liegende Wasserfläche erlaubt, und zeigt hinaus auf den See. Was da draußen auf den ersten Blick wie eine kleine Insel aussieht, ist das mächtige Haupt eines Flusspferds, von dem nur die Ohren und die seltsam nach oben ausgestülpten Augen über die Wasseroberfläche ragen. So leise sich die Menschen auch genähert haben, das Tier hat sie mit seinen scharfen Sinnen längst bemerkt, denn einen Augenblick später ist sein Kopf untergetaucht, und nur ein paar Luftblasen zeugen von seiner vorherigen Anwesenheit.
Yahaia bleibt gelassen, denn er weiß, seine Gäste werden gleich genug Flusspferde zu sehen bekommen. Er richtet sich am Ufer auf und beginnt, in seinem Heimatdialekt halblaut einen angenehm klingenden, melodischen Sprechgesang über die jetzt regungslose Wasseroberfläche zu schicken. Und dann erleben Jane Goodall, ihr Sohn und ihre Enkel hautnah, warum Yahaia den Beinamen »Hippo-Flüsterer« trägt, und warum dieser Ort der »Hippo-Pool« genannt wird. Wie durch einen Zauber tauchen auf Yahaias gedämpfte Rufe hin fast geräuschlos immer mehr Flusspferdköpfe aus dem Wasser auf und wenden sich den Menschen am Ufer zu. Fast scheint es, als würden die Tiere ihre Ohren spitzen, nachdem sie das nach dem Tauchen darin verbliebene Wasser herausgeschüttelt haben, um Yahaias Rede besonders aufmerksam verfolgen zu können. Fasziniert nehmen Jane Goodall und ihre Familie das Naturschauspiel, das da vor ihren Augen stattfindet, in sich auf. Ein gutes Dutzend der tonnenschweren Giganten ist es schließlich, die noch kurz zuvor unter Wasser allen Blicken entzogen waren und deren Ohren, Augen und Nasenlöcher jetzt über der Oberfläche zu schweben scheinen. Keiner aus der am Ufer ehrfürchtig verharrenden Gruppe kann sich des Gefühls erwehren, soeben etwas Unwirkliches und Übernatürliches erlebt zu haben, etwas, das sich jeglichem Versuch entzieht, es rational oder sogar wissenschaftlich erklären zu wollen.
»Ich war erst vor gut einem Jahr zum
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