Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
ich die Frauen besuche, die Mikrokredite in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel Gertruda, ist es meine Aufgabe, mir ihre Geschichten anzuhören, damit ich weiß, was sie tun und es weitergebe. Diese Geschichten sind eine Botschaft für die Außenwelt.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Während Jane Goodalls Anwesenheit in Gombe ist fast täglich eine kleine, aus drei Geländewagen des Jane Goodall Instituts von Tansania bestehende Karawane zu den Ortschaften der Region unterwegs. Die Bewohnerin eines der Dörfer, Gertruda, führt die Besucher voller Stolz durch ihre Plantage, die sie mithilfe der von TACARE vermittelten Kredite verwirklichen konnte. Sie hat den Sinn ihrer Investition und ihrer täglichen Arbeit verstanden. »Wenn es keine Umwelt mehr gibt, gibt es auch keine Menschen mehr«, erklärt sie im Kreise ihrer Familie sitzend, »ohne Umwelt können wir nicht überleben.«
»Ich höre mir also ihre Geschichten an, aber gleichzeitig prüft man auch, ob das Programm funktioniert, und man stellt Fragen.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«
Der junge Luziro Shaonansia pflanzt Bäume an, deren Holz er nach einigen Jahren, wenn sie groß genug geworden sind, mit Gewinn verkaufen kann. Er weiß, dass er damit auch ein gutes Werk für die Umwelt vollbringt, indem er die Erosion des Bodens verhindert. Denn wo früher die bloße Erde an den Hängen bei Regen ins Rutschen geriet, wird sie heute von den Wurzeln der Bäume gehalten, die Luziro als kleine Stecklinge in den Boden eingebracht hat. Inzwischen bilden diese einstigen Stecklinge schon einen richtigen Wald, dessen Blätterdach Schutz vor der Sonne spendet, während Luziro der Besuchergruppe bei einem Rundgang mit weit ausholenden Armbewegungen das Ergebnis seiner Arbeit der letzten Jahre zeigt.
Einer der Bäume, an denen ihr Weg vorbeiführt, hat einen Durchmesser von sicherlich schon 25 Zentimetern. Jane Goodall berührt seine Rinde mit den Händen und fragt: »Luziro, wann hast du den Baum gepflanzt?« – »Vor fünf Jahren!«, antwortet der nicht ohne Stolz. »Wirklich?«, staunt Jane Goodall. »Erst vor fünf Jahren?« Luziro weiß: Wenn er diesen Baum noch ein paar Jahre wachsen lässt, ihn dann fällt und sein Holz sorgfältig zuschneidet und verkauft, dann kann er mit dem Erlös die Schulbildung eines seiner Kinder bezahlen. Mit dieser Gewissheit kann er zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Die kleine Gruppe wandert weiter durch Luziros Wald. »Als ihr hier angefangen habt, waren da überhaupt keine Bäume da?«, will Jane Goodall wissen. »Kein einziger Baum«, bestätigt Luziro, »nur Kaffeepflanzen.« Jane Goodall deutet auf einen der Bäume, der die anderen deutlich überragt. »Es wäre schön«, schlägt sie vor, »diesem großen, alten Baum einen Namen zu geben.« – »Dann nenne ich ihn«, lacht Luziro, »Jane Goodall!« – »Gut«, meint die frischgebackene Baum-Taufpatin ebenfalls lachend, »wir bringen beim nächsten Besuch eine kleine Gedenktafel mit, auf der ›Jane Goodall‹ steht.«
Der Tag neigt sich seinem Ende zu, als Jane Goodall gemeinsam mit Emmanuel Mtiti, einem Mitarbeiter des Jane Goodall Instituts in Tansania, auf einem Berg im Hinterland von Gombe steht. Von hier oben geht der Blick weit über die jetzt schon wieder mit einer zaghaften Strauchvegetation überzogene Landschaft. Es besteht wieder Hoffnung für die Natur rund um den Nationalpark von Gombe und den Tanganjikasee und auch für die Menschen, die in ihr leben. Genau das drückt Jane Goodall in einem Brief aus, den sie am Abend an ihre Schwester Judy im fernen England richtet.
Kapitel 15
Makangaga, Tansania, 2009
Die staubige Piste, die fast schnurgerade durch die tansanische Savanne nach Süden führt, ist schmal, gerade breit genug für den großen weißen Landrover, den Grub steuert. Immer wieder muss er auf den Grasstreifen ausweichen, weil rechts oder links Fußgänger und Mopedfahrer unterwegs sind. Den Platz neben Grub hat seine Mutter eingenommen, auf der Rückbank sitzen seine Tochter Angel und sein ältester Sohn Merlin.
Jane Goodalls Sohn will mit seiner Familie an diesem Tag zu einem Ort in Tansania fahren, der auf seine Besucher eine ganz besondere Magie ausstrahlt. Die Region, in der er liegt, galt über Jahrzehnte als vergessener, weil gänzlich unerschlossener Teil des Landes. Doch in den letzten Jahren hatten für dieses Gebiet immer mehr Safari-Veranstalter Anträge auf Jagdlizenzen gestellt, weil sie sich wegen der vielen
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