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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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Rentierfell niedergelassen. Vor sich hat er aus Reisig ein großes Lagerfeuer entzündet. Durch das beständige Pfeifen des Windes dringt ein monotoner, leicht klagender Gesang zu Jane Goodall herüber. Angesichts dieses eher archaischen Bildes ist kaum vorstellbar, dass derselbe Angaangaq, der dort einsam an seinem Feuer singt, einen großen Teil des Jahres in eine völlig andere Rolle schlüpft. Genau wie Jane Goodall reist er dann durch die Metropolen der Welt, hält Vorträge, nimmt an Konferenzen teil und spricht vor verschiedenen UNO-Ausschüssen. Denn Angaangaq, der Inuit, hat für sein Volk die Aufgabe übernommen, die katastrophalen Folgen der globalen Erwärmung, die in der Hauptsache auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist, in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.
    Die Auswirkungen der sich erwärmenden Erdatmosphäre waren für die Inuit bereits in den späten 1960er-Jahren erkennbar, als woanders noch niemand davon sprach. Der auf einem großen Teil von Grönland lastende und bis zu drei Kilometer starke Eisschild, der sich seit Menschengedenken kaum verändert hatte, begann plötzlich immer schneller abzuschmelzen. Gegenwärtig nimmt dieser Eisschild dreimal schneller ab als noch vor fünf Jahren, und wenn sich der Prozess in dieser Geschwindigkeit fortsetzt, wird der Meeresspiegel erheblich ansteigen und ganze Küstenstriche unter Wasser setzen; die sich ändernden Meeresströmungen werden in weiten Gebieten des Planeten Klimaveränderungen bewirken, deren Folgen derzeit niemand einschätzen kann.
    Angaangaq schildert Jane Goodall, dass die Eiswand in seiner Jugendzeit etwa tausend Meter hoch war, heute seien es gerade noch dreihundert Meter und die Höhe nehme ständig ab. Und noch während sich die beiden unterhalten, bricht drüben von der »Wand aus Eis« wie zur Bestätigung der drohenden Gefahr ein Stück des Eises ab, groß wie ein Einfamilienhaus, und stürzt donnernd in die Tiefe. Bei seinem Aufprall auf dem felsigen Boden zerbricht es in Millionen kleiner Teile, die sofort von dem das ganze Jahr hindurch vor der Wand dahinfließenden Schmelzwasserfluss aufgenommen und Richtung Ozean fortgeschwemmt werden. Und so ist auch an diesem Tag hier, wie an vielen anderen Stellen auf Grönland, wieder ein Teil des Eisschildes, der sich in den vergangenen Hunderttausend Jahren aufgebaut hat, unwiederbringlich verloren gegangen. Niemand weiß, was die nächsten Jahrzehnte bringen werden, aber zurzeit sieht es so aus, als sei das »ewige« Eis der Arktis irgendwann Geschichte.

Kapitel 17
    Bournemouth, England
    Nur an wenigen Tagen im Jahr ist es Jane Goodall vergönnt, in The Birches zu sein, dem Haus, in dem sie und ihre Schwester Judy groß geworden sind. Dann nutzt sie die Zeit, um tagsüber mit Judy und deren drei Hunden lange Strandspaziergänge an der Kanalküste entlang zu machen; und abends, am gemütlichen Kaminfeuer, lässt sie sich im Kreise ihrer Lieben verwöhnen.

    »Wenn ich zwischen den Reisen heim nach Bournemouth komme, ist Judy da. Sie ist wirklich eine Heilige. Sie zündet immer ein Feuer für mich an, hat immer Whisky und meine Lieblingsspeisen da. Naturkost, Käse und so weiter.« br> Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«<

    Aber auch hier in Bournemouth lässt die Arbeit Jane Goodall nicht los. Dann zieht sie sich in ihr Zimmer oben im Giebel zurück, legt sich auf ihr Bett, schreibt an ihrem neuesten Buch weiter und beantwortet E-Mails über ihren Laptop, während »Mr. H.« ihr von seinem Stammplatz auf der Fensterbank aus zuschaut. Auf diese Weise hält sie auch von The Birches aus Kontakt zu den vielen Menschen, die weltweit genau wie sie täglich für die gute Sache tätig sind.

    »Wir alle versuchen, ihr möglichst viel Entspannung zu verschaffen, wenn sie hier ist. Manchmal tut sie mir richtig leid. Wenn sie kommt, ist sie total erschöpft, aber sie macht trotzdem weiter. Sie hört nie auf. Das kann sie nicht. Sie weiß gar nicht, wie das geht. Wenn der Arzt sie untersucht, sagt er: ›Sie sind kerngesund. Zäh wie ein Ochse. Erstaunlich!‹ Dennoch mache ich mir Sorgen. Ich sage: ›Tritt kürzer!‹
Aber inzwischen hab ich´s aufgegeben, denn sie hört ja doch nicht. Und die Leute können sich ihr Leben gar nicht vorstellen. ›Sie muss doch Urlaub haben.‹ Nein, hat sie nicht. ›Aber was ist mit Weihnachten?‹ Da telefoniert sie die ganze Zeit. Sie ist immer in Fahrt.« Judy Waters, Janes Schwester, im Film »Jane´s Journey«

    Und dann, nach kurzer

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