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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Paragliding hatte. Sie malte ein krummes Herz auf ihr Notizpapier.
    »Ich würde gerne mit Ihnen und Mariele sprechen.«
    »Mariele kommt erst morgen Abend nach Bamberg. Sie studiert in Leipzig.«
    »Haben Sie vorher Zeit?« Katinka wollte lieber mit beiden alleine sprechen. Schwiegerkinder sahen andere Dinge als Kinder.
    »Schon! Ich habe bis zwölf eine Vorlesung. Im Orlando ?«
    »Optimal.« Katinka mochte das Lokal gleich bei ihr um die Ecke. »Bis dann.«
    Sie rief Charlotte an, bekam die Adresse von Ewalds Ärztin, meldete sich dort und verabredete sich mit Dr. Liz Thompson zum Mittagessen. Zufrieden betrachtete sie ihren aufgeräumten Schreibtisch. Am liebsten würde sie Carla anrufen und berichten, wie gut der freie Wille funktioniert hatte. Als sie die Hand nach dem Telefon ausstreckte, ging die Tür auf. Sie blickte hoch.
    Aufgerichtet wie ein Grizzly stand Kroll vor ihr.
    »Guten Morgen«, sagte Katinka. »Worum geht es?«
    »Ich muss mit Ihnen reden!« Kroll sah erregt aus. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Er ließ sich in einen der Besuchersessel fallen. »Sie müssen vorsichtig sein.«
    Katinka hoffte, er würde ihre wachsende Nervosität nicht bemerken.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte sie.
    »Sie dürfen Ewald auf keinen Fall aufregen. Das kann er nicht durchhalten.«
    Katinka schwieg und musterte Krolls knolliges Gesicht, die roten Flecken um seine Nase, das Gewöll schwarzer Haare, das aus seinen Ohren wuchs.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich bin nicht taub, Herr Kroll«, sagte Katinka und fragte sich, ob jemand, der sein Leben lang mit ›Herr Kroll‹ angeredet wurde, nicht zwangsläufig zum Griesgram werden musste.
    Er beugte sich vor. »Seitdem Sie gestern bei ihm waren, ist er unruhig. Ich habe heute morgen bei den Isensteins angerufen. Charlotte musste ihm ein Beruhigungsmittel geben.«
    »Joggen Sie, Herr Kroll?«
    Er starrte sie an.
    »Nein. Warum?«
    »Waren Sie heute gegen vier Uhr morgens im Luitpoldhain?«
    »Das geht Sie wohl überhaupt nichts an. Finden Sie lieber den Briefeschreiber.«
    »Meine Klientin heißt Charlotte Isenstein«, erklärte Katinka. »Sie möchte, dass ich ihrem Mann und damit der Familie helfe. Daran arbeite ich nach Kräften.«
    »Sie verstehen überhaupt nichts!«, murrte Kroll und stierte aus dem Fenster in die schattige Gasse.
    »Wenn Sie etwas wissen, was Licht in die Angelegenheit bringen könnte, dann nur raus damit.«
    »Ich bin immer auf Ewalds Seite«, schnaubte Kroll. »Daran wird sich nichts ändern. Wenn Sie ihm mit Ihren Ermittlungen kommen, wird sein desolater Zustand nur noch schlimmer. Befragen Sie alle anderen, aber lassen Sie ihn aus dem Spiel.«
    Er erhob sich schwerfällig und beugte sich über Katinkas Schreibtisch. Instinktiv freute sie sich, dass die Platte geradezu jungfräulich glänzte. Sie sah in sein mürrisches Gesicht.
    »Wenn Sie Ewald helfen wollen, müssen Sie ihn aus dem Spiel lassen«, knurrte er. »Er verliert schnell die Kontrolle über sich und seine Emotionen.«
    Abrupt drehte Kroll sich um.
    »Übrigens: Ich schlafe gerne aus!«
    Er stiefelte ohne einen Gruß hinaus. Katinka zog eine Schublade auf, schlüpfte in einen Handschuh und nahm den anonymen Brief heraus. Sie legte ihn vor sich ab und betrachtete ihn eingehend. Ewald verliert in haarigen Situationen schnell die Kontrolle, überlegte sie. Carla sagt, Emotionen sind ein starker Antrieb. Heute Morgen wurde jemand umgebracht. Angenommen – sie drehte den Brief mit den Fingerspitzen wie einen Kreisel –, der Brief sagt die Wahrheit. Angenommen, Ewald Isenstein hat Beatrix Hanf auf dem Gewissen. Wer weiß dann davon? Warum geht er nicht zur Polizei? Warum erpresst er kein Geld? Wenn Ewald Beatrix umgebracht hätte, kombinierte Katinka weiter, und Kroll davon wüsste, könnte er als Ewalds Freund alles daransetzen, Ewald zu schützen und ihn von weiteren Taten abzuhalten. So gesehen käme Kroll als Absender des anonymen Briefes in Frage.
     
    Ewald Isenstein,
    ich weiß, dass du die Frau in Königsberg auf dem Gewissen hast. Und ich weiß, dass du noch mehr auf dem Zettel hast.
     
    Keine fantasievolle Satzkonstruktion. Der Schreiber war kein Künstler. Die Sätze stakten gerade einher. Zweimal ›hast‹ am Ende. Erst jetzt stach ihr die Bedeutung des zweiten Satzes ins Auge. Noch mehr auf dem Zettel. Neue Morde. Sie suchte Krolls Einkaufszettel heraus. Die Schriften waren verschieden. Wie weit konnte man seine Handschrift verstellen? Katinka fand, dass es an

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