Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
ähnlich. Er hat mich gejagt.«
    »Sollen wir Licht machen?«, fragte Tom.
    »Nein. Halt mich lieber fest.«
    Tom strich ihr durchs Haar. Sie liebte diese Geste, seine zärtlichen Finger in ihrem Nacken, seinen warmen Atem. Katinka versuchte an nichts zu denken als an Toms Nähe. Sie kuschelte sich so fest an ihn, dass sie sein Herz schlagen spürte.
    »Habt ihr ein Auto für Florian?«
    »Ja. Schlaf wieder ein«, flüsterte Tom. »Mit mir zusammen. Auf drei. Eins, zwei ...«
    Sie lachte leise.
    »Langsamer. Du musst langsamer zählen.«
    Er setzte noch mal an. Dehnte jede Zahl in die Länge, bis ihm die Luft ausging. Bei fünf rutschte Katinka zurück in eine Welt aus verschwommenen Träumen.
     

11. Mariele
    Katinka schlief lange am nächsten Morgen. Als sie um halb zehn erwachte, war die Luft bereits stickig. Graue Wolken türmten sich über der Stadt.
    »Gewitter«, sagte Carla, während sie Katinkas Kaffeetasse vollschenkte. »Wurde auch Zeit. Es war unglaublich schwül gestern Nacht.«
    Katinka trank ihren Kaffee und musterte vorsichtig Carlas Gesicht. Sie musste mitbekommen haben, dass Katinka noch mal weggegangen war. Aber sie sagte nichts dazu.
    Tom rumorte in seinem Arbeitszimmer.
    »Heute Morgen kamen schon mindestens zehn Telefonanrufe«, sagte Carla und bestrich sich ein Brötchen.
    »Tom hat einen Auftrag fertig«, sagte Katinka, »und stimmt die allerletzten Kleinigkeiten mit den Kunden ab. Dann fährt er los und installiert die Programme vor Ort. Das ist so was wie eine Schiffstaufe.«
    »Ich bin Landratte«, sagte Carla und sah auf, als Tom in die Küche wirbelte. Er packte Katinka an den Schultern und rief:
    »Ich hab’s. Es läuft. Morgen fahre ich nach Leipzig und installiere die Chose.«
    »Super!« Katinka küsste ihn.
    »Sehr schön, Tom«, kam es von Carla.
    Tom schnappte sich ein Brötchen.
    »Sollen wir den Tag nicht ausnutzen? Das Wetter schlägt vielleicht bald um. Fahren wir raus? Ins Sommerhaus?«
    Katinka hatte vor einem Jahr ein Häuschen in der Fränkischen Schweiz geerbt. Es bestach durch seine herrliche Lage in einem langgestreckten Tal, umgeben von einem ausgedehnten Garten.
    »Gerne«, sagte Carla verhalten, doch Katinka sah das freudige Blitzen in ihren Augen.
    »Ich würde mitkommen«, zögerte Katinka. »Aber ich muss was klären.«
    »Dein Fall?« Tom sah enttäuscht aus. Dann zwinkerte er und raunte: »Ich hab’s kapiert.«
    »Nein«, widersprach Katinka. Sie ahnte, was er sich zusammenreimte. »Charlotte Isenstein hatte gestern einen Zusammenbruch. Ich muss nach ihr sehen und herausfinden, was genau der Auslöser war, und ich muss mit ihrer Tochter reden.«
    »Frau Detektivin ist wie immer sehr beschäftigt«, grinste Tom. »Also, was meinst du Carla: Würdest du gerne unser Sommerhaus kennenlernen?«
    Natürlich wollte Carla.
    Vielleicht habe ich Tom falsch eingeschätzt, dachte Katinka. Vielleicht war er nur angespannt wegen des Auftrags, und nicht wegen Carla. Zweifelnd sah sie zu, wie Tom sich Kaffee nahm und fröhlich sein Brötchen mit Käse belegte.
     
    Als Katinka gegen elf bei den Isensteins klingelte, öffnete ihr eine junge Frau die Tür und sah sie neugierig an.
    »Mariele Isenstein?«, fragte Katinka überflüssigerweise, denn Mariele war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Sogar dieselbe steile Falte hatte sie auf der Stirn.
    »Und Sie sind Katinka Palfy«, stellte Mariele fest. »Kommen Sie herein. Haben Sie rausgekriegt, wer die Briefe schreibt?«
    Wenn das so einfach wäre, dachte Katinka.
    »Wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Besser.«
    »Ich würde sie gerne sprechen.«
    »Warten Sie einen Augenblick. Sie liegt im Bett. Ich schaue, ob sie ...«
    »Machen Sie sich nicht die Mühe. Ich brauche nicht lange.«
    Katinka ließ Mariele stehen und stieg die Treppen hinauf.
    »Warten Sie!« Mariele stürmte hinterher. »Ich muss sie wenigstens vorher fragen.«
    Sie öffnete eine Tür und verschwand. Katinka hörte sie mit ihrer Mutter reden, bis Mariele den Kopf herausstreckte und sagte:
    »O.k. Kommen Sie rein.«
    Charlotte Isenstein saß auf ihrem Bett, vollständig angezogen, in Bluse und Jeans.
    »Ich wollte nach Ihnen sehen«, sagte Katinka.
    »Setzen Sie sich.« Charlotte Isenstein wies auf die Bettkante. »Mein Mann ist nach Königsberg gefahren. Veit, das ist der Freund meiner Tochter, bringt ihn hin. Ewald fährt nicht alleine Auto. Gestern war er in einem solchen Zustand ...« Sie schüttelte den Kopf.
    »Kann es sein, dass Sie sich mehr um den

Weitere Kostenlose Bücher