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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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dachte Katinka. Da ist es wieder, das Vokabular der Geisteskrankheit.
    »Woher weißt du das?«
    »Vertraulich.«
    »Er ist durchgedreht wegen E. T. A. Hoffmann?« Ungläubig sah Katinka dem Dichter zu, der mit dem Kater Murr auf seiner Schulter spielte. Ihr fiel ein, dass sie Vishnu in letzter Zeit ziemlich vernachlässigte.
    »Am besten fragst du mal deine Polizeifreunde. Ewald gab zu Protokoll, er könne nicht zulassen, dass der große Dichter beleidigt würde.«
    »Ich mache mir gleich eine Notiz.« Katinka kramte nach ihrem Kollegblock. »Gehen wir mal schwimmen am Wochenende?«
    »Huh, die Detektivin hat Zeit? So mitten im Fall?«
    »Ich brauche Abkühlung.«
    Britta raschelte mit Papier.
    »Im Prinzip gerne. Ich sollte am Sonntag eine Story über die Kraftsteine bei Heilgersdorf machen«, sagte sie, »aber das halse ich unserem neuen Freien auf. Zu dem passt das.«
    »Ihr habt einen neuen Freelancer? Sieht er gut aus?«
    »Katinka, ich warne dich. Deine Informationsquelle wird alsbald versiegen.«
    Katinka kicherte. Britta kultivierte gerne ihr Image als Naschkatze, wenn es um gutaussehende Männer ging. Keinesfalls wollte sie einen Flirt oder eine heiße Nacht sausen lassen, obwohl sie seit zwei Jahren mit einem Redakteurskollegen zusammen war. Alban Hanke blieb nichts anderes übrig, als Brittas Eskapaden zu ertragen, wobei seine Langmut wahrscheinlich mit seinen eigenen Nebenbei-Liebschaften zu tun hatte.
    »O.k., er sieht verdammt gut aus«, fügte sie nun hinzu. »Graue Augen wie dein Kommissar. Durchtrainiert. Nur ...«
    »Moment«, unterbrach Katinka. »Heißt er Veit Behlen?«
    »Kannst du hellsehen?«
    »Nein. Er ist der Freund von Ewald Isensteins Tochter.«
    »Hast du Töne!« Britta fluchte dezent. »Aber er wäre ohnehin nichts für mich. Er steht auf reifere Frauen.«
    Katinka verschluckte sich.
    »Er – was?«
    »Was ist schon dabei!«, rief Britta. »Sei nicht immer so traditionell. Ältere Männer mit jüngeren Frauen sind dir keine Zeile wert, aber wehe, wenn umgekehrt ...«
    »Nein«, sagte Katinka schnell. »Das meine ich nicht. Aber jetzt, wo du es sagst ...« Sie spielte mit ihrer Sonnenbrille herum.
    »Was meinst du damit?«
    »Britta, geh in dich. Hat er mal was erzählt, mit wem er ins Bett steigt?«
    »Fragst du aus ermittlungstaktischen Gründen?«
    »Warum sonst. Sag schon!«
    »Typen wie Veit prahlen immer. Egal ob sie mit Fallschirmen abspringen oder alle Frauen ab fünfzig anschmachten. Reicht dir das?«
    »Danke, Britta.« Die Tür zu Nummer sechs wurde geöffnet. Katinka drehte den Zündschlüssel. »Ich muss Schluss machen. Da kommt er nämlich. Aber mit seiner Freundin.«
    Sie drückte auf die rote Taste und warf das Handy auf den Beifahrersitz, grinsend bei der Vorstellung, wie Britta entgeistert den Telefonhörer anstarrte. Veit und Mariele stiegen in Veits Wagen. Es war die Art Auto, die Katinka erwartet hatte. Sie folgte dem tiefgelegten schwarzen Monstrum aus der Stadt.
     
    Mariele und Veit verließen die Autobahn bei Viereth. Im Westen türmten sich unförmige Wolken. Die Luft war so heiß, dass sich Katinka wie im Strahl eines Föhns vorkam. Gemächlich rollten die beiden Wagen über die Landstraße. Es herrschte wenig Verkehr. Bei Eltmann überquerten sie den Main. Katinka sah kurz nach rechts. Neiderfüllt bewunderte sie die Boote in dem kleinen Jachthafen. Du bist unersättlich, schalt sie sich. Kaum hast du ein Haus in der Fränkischen Schweiz geerbt, willst du ein Segelboot.
    In Zeil hielt Veit. Katinka wartete in einer Parkbucht, bewunderte die Fachwerkhäuser und die bunten Kirchweihwimpel, die über der Straße im Wind flatterten. Veit holte Eis an einem Straßenverkauf und reichte Mariele die Waffel ins Auto. Katinka betrachtete die Ankündigung für das Weinfest. Sie kam so selten in diese Gegend, wo die Weinberge bis dicht an die Straße reichten, wo man Wein trank statt Bier, und wo das Abendlicht viele Stunden die Sandsteinmauern der Häuser wärmte.
    Als der schwarze Wagen losfuhr, ließ Katinka ein anderes Auto sich zwischen ihrem Beetle und Veits breiten Reifen einordnen. Es ging jetzt schneller vorwärts, sie fuhren geradewegs in die Haßberge hinein. Alles leuchtete grün. Bunte Gärten zierten die Ortschaften. Katinka steuerte durch goldglänzende Weizenfelder. Sie kam zu selten in die Natur. Viel zu selten. Erst jetzt, da sie die Wiesen sah und roch, bemerkte sie, wie sehr sie sie vermisste. Wie sehr sie es genoss, wenn der Wind die Ähren

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