Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
Feldwege.«
    »Doch. Überall. Ein ganzes Spinnennetz. Fahren Sie zur Not ein Stück zurück.«
    Sie hörte ihn fluchen, während er wendete.
    »Gut. Ich bin auf einem Forstweg. Der Wald rückt näher.«
    Katinka trat zwischen den Bäumen hervor, um nach Hardo Ausschau zu halten. Wieder war es Instinkt. Roher, blutiger Instinkt. Sie sprang hinter einen Baumstamm, eine Bö ließ die Äste rauschen, und ein Schuss hallte.
    »Katinka!«, schepperte Hardos Stimme aus dem Handy.
    »Ich bin o.k.«
    »Rufen Sie mich gleich wieder an!«, befahl der Kommissar. »Ich verständige die Kollegen.«
    »Gut.« Katinka drückte auf Aus , sah auf ihre Uhr und ging langsam weiter. Dorniges Gestrüpp krallte sich an ihre Hosenbeine. Die zwei Minuten, die sie abwarten wollte, kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie fiel in Trab und kämpfte sich keuchend durch das Dickicht.
    »Alles in Ordnung?«, drängte Hardo, als sie ihn wieder anrief.
    Abrupt war der Wald zu Ende. Ein kleiner See lag vor Katinka, rund wie eine Salatschüssel.
    »Ja. Ich bin an einem See. Warten Sie mal. Hier steht ein Stein mit einer Inschrift.«
    »Palfy, verdammt, ich ...«
    »Erbrechtshauser Ursee, steht hier. Können Sie den finden?« Sie beschrieb, wie sie gelaufen war. »Südöstlich der Reichsburg. Hier sind überall Bienenhäuser und Waldlehrtafeln.«
    Beinahe hätte sie gegrinst, als sie Hardo schnauben und schimpfen hörte. Ein Blitz erleuchtete die Hügel. Sie ging auf einem schmalen, erdigen Weg weiter und zählte die Sekunden. Bei zehn krachte der Donner. Weit genug, dachte Katinka und blickte zum Himmel. Der Wind kam nun stürmisch, wütend riss er an den Bäumen und kräuselte die braune Wasseroberfläche des Sees. Es wurde kühl. Katinka fröstelte. Sie kauerte sich ans Ufer und wartete.
    Wenig später hörte sie Motorengeräusch. Ein altbekanntes. Hardos Golf pirschte über die Piste. Er gab Lichthupe. Sie lief auf ihn zu und winkte erleichtert.
    »Palfy, Ihretwegen kriege ich noch einen Herzinfarkt!«, blies er sie an, während er aus dem Wagen stieg.
    »Nicht nötig«, entgegnete Katinka und überspielte ihre Erleichterung. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Ein Blitz beleuchtete sein Gesicht, als er auf sie zukam und sie kurz in die Arme nahm.
    »Was war denn los?«
    Katinka wies auf den Wald hinter sich.
    »Ich kam von dort hinten«, begann sie, als ein wütender Donnerschlag niederkrachte. Sie zuckte zusammen und drängte sich unwillkürlich an Hardo. Sie hatte Angst vor Gewittern. Wirklich Angst. Mysterium tremendum.
    »Wo ist der Kerl und in was sind Sie da wieder verwickelt!«
    »Ich vermute, dass es etwas mit Ihren Morden zu tun hat. Wo sind Ihre Kollegen?«
    »Unterwegs. Zeigen Sie mir die Richtung, in der Ihr Auto steht.«
    Katinka führte ihn zum Waldrand. Sie gingen den Weg entlang, den sie gekommen war. Der Wind rüttelte an den Bäumen, pfiff und schnaubte. Hardo und Katinka mussten sich anschreien, um sich zu verständigen. Eine Viertelstunde später wies Katinka über die Wiesen zur Straße.
    »Noch ein Stück weiter steht mein Käfer. Hinter der nächsten Kuppe. Vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten zu gehen. Die Schüsse kamen von der anderen Straßenseite.«
    Hardo spähte mit zusammengekniffenen Lidern in die angegebene Richtung. Als sein Handy klingelte, brüllte er wie ein Verrückter auf seine Kollegen ein. Ein violetter Blitz sauste zur Erde, ohrenbetäubender Donner folgte.
    »Die Kollegen sind bei Ihrem Wagen. Sie haben Motorradspuren gefunden. Aber weit und breit keinen Menschen.«
    Die Bäume schwankten im Wind.
    »Ein Motorrad. Ich hab’s mir beinahe gedacht«, murmelte Katinka.
    »Was haben Sie gesagt?«, rief Hardo.
    »Ein Motorradfahrer hat Krähenfüße auf die Straße geworfen, deswegen der Plattfuß«, brüllte Katinka zurück.
    »Krähenfüße?«
    Der nächste Donner. Zornig bogen sich die Bäume im Wind.
    »Erkläre ich Ihnen später. Wir müssen raus aus dem Wald.«
    Ihre letzten Worte gingen im Rauschen eines Wolkenbruchs unter, der sich über ihnen mit einer Brutalität entlud, als wolle er den Wald, die Hügel, und überhaupt alles, was existierte, von diesem Planeten herunterspülen.
    Hardo hielt sie am Arm fest.
    »Warten Sie. Das wird Hagel.«
    Katinka blinzelte zwischen den Bäumen durch. Faustgroße, knotige Hagelkörner prasselten auf die Wiese. Matsch spritzte auf.
    »Verdammter Mist!«, rief sie, während sie die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählte. Zwei. »Bei Gewitter und Sturm im

Weitere Kostenlose Bücher