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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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legte eine Katinka um die Schultern.
    »Ein Persianer für die Dame.«
    »Danke.«
    Sie lehnte sich an ihn. Beide schwiegen sie eine Weile, um zu Atem zu kommen. Schließlich fragte der Kommissar:
    »Haben Sie das geahnt?«
    »Was?«
    »Dass der Blitz in unseren Baum schlägt?«
    »Nicht geahnt in dem Sinn«, begann Katinka, dann verfiel sie in Schweigen. Der Wille und die bewusste Intention sind nur zwei der Kräfte, die uns antreiben, dachte sie, und lange nicht die stärksten. Ein Donnerschlag ließ die Scheunenwände erzittern.
     

13. Intentionen
    Nachdem Hardo mit einem Zipfel seiner Decke Katinkas Haar notdürftig trockengerubbelt hatte, sagte er:
    »Während wir hier warten, dass das Gewitter nachlässt, haben Sie die Chance, mir Ihre Geschichte zu erzählen. Das hatten Sie doch sowieso vor, oder?«
    Katinka nickte und legte sich die Fakten zurecht. Während die Windböen an der Scheune rüttelten, berichtete sie von Charlotte Isenstein, Ewalds Krankheit, seiner Familie, erwähnte Kroll, ihr Gespräch mit Dr. Thompson. Sie gab wieder, was in der Briefen stand, und betrachtete beunruhigt Hardos stoisches Gesicht.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie schließlich. »Charlotte will nicht zur Polizei. Angeblich, um Ewald zu schützen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie mehr für ihn tun könnte, wenn sie zur Polizei ginge.«
    Hardo sagte lange nichts. Schaudernd kuschelte sich Katinka unter ihre Decke. Die nassen Sachen klebten an ihr wie eine eiskalte Folie. Sie konnte ihm beim Denken zusehen. Schließlich seufzte er.
    »Ich spreche mit Frau Isenstein. Dann werden wir sehen.«
    »Das geht nicht, Hardo. Ich habe Ihnen vertrauliche Dinge erzählt.«
    »Doch, das geht, Katinka. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie mit keinem Wort erwähne. Meine Güte, Sie zittern wie Espenlaub.«
    Katinka stöhnte.
    »Ich kann nichts dafür.«
    Hardo stand auf und zog die Tür ein Stück auf. Eisiger Wind fegte herein. Katinka verkroch sich tiefer in ihre Pferdedecke. Durch den Spalt sah sie hauchfeinen, dichten Regen niedergehen. Die Blitze wurden weniger, das Donnergrollen entfernte sich.
    »Dr. Thompson ist leidenschaftliche Motorradfahrerin«, sagte Katinka mehr zu sich selbst. »Ein Hobby, das sie von den Geisteskranken ablenkt.«
    Hardo schloss die Tür. Mit der räudigen Decke um die Schultern sah er aus wie ein ausrangierter Matador.
    »Sind Sie sicher, dass der Motorradfahrer und der Schütze identisch sind?«
    Katinka zuckte die Achseln.
    »Nicht hundertprozentig. Aber Ihre Leute haben doch Motorradspuren gesehen, oder?«
    »Ich hoffe, sie haben sie noch aufgenommen, denn inzwischen sind sie weggeschwemmt.«
    »Das Motorrad hat mich überholt. Es war völlig verdreckt, das Nummernschild nicht zu entziffern. Dreckspritzer fielen herunter, jedenfalls dachte ich das zunächst, aber dann hatte ich diesen Krähenfuß im Reifen, und deswegen glaube ich, der Motorradfahrer hat sie verstreut, um mich zum Halten zu bringen und ...«
    »... auf Sie zu schießen?«
    »D...da war nicht nur ein Krähenfuß in meinem Reifen. Auf der Straße habe ich noch mehr gefunden. Das war k...kalkuliert. Die Kralle lag nicht zufällig auf der Straße.«
    »Wusste jemand von Ihrem Ausflug?«
    »N...nein.«
    »Sie sind Veit und Mariele gefolgt. Haben die beiden etwas bemerkt?«
    »Ich g...g...glaube n...nicht.«
    »Warum eigentlich dieser Ausflug?«
    »M...Markus ist der wunde Punkt in der Familie Isenstein«, erklärte Katinka. »Seinetwegen gibt es Ärger. Ich hörte Mariele mit Veit sprechen, und sie sagte, sie könne es nicht länger akzeptieren, wie Markus sich benimmt.«
    »Worum geht es genau?«
    »Ich habe k...k...keine Ahnung.«
    Hardo sah sie mitleidig an.
    »Armes Mädchen«, sagte er. »Ich verspreche Ihnen einen heißen Kaffee, sobald wir wieder in der Zivilisation sind.«
    Katinka winkte ab. Sie dachte an ihren Aufenthalt in Krolls Haus und an die erfolglose Durchsuchung bei Markus Isenstein. Die Worte brannten auf ihrer Zunge. Sie hätte gerne gebeichtet, aber dann wäre Hardo in der Bredouille. Von wegen Anzeigepflicht. Schlotternd machte sie sich noch kleiner unter der stinkenden Decke. Hardo warf ihr seinen Wollten-Sie-mir-noch-etwas-sagen-Blick zu, runzelte die Stirn und betätigte sein Handy.
    »Keine Verbindung!« Ungläubig sah er das Telefon an.
    »Das Gewitter«, vermutete Katinka. Sie versuchte es mit ihrem. Nichts.
    »Reizend«, beschwerte sich Hardo. Entnervt steckte er das Handy in die Hosentasche.
    »Sie haben am Telefon

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