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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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gesagt, dass die Mutter des Toten von gestern ...«
    »Ja!«, unterbrach Hardo grimmig. »Wir suchten Sie auf, um ihr die Nachricht vom Tod ihres Sohnes zu bringen. Niemand öffnete. Auf dem Fußabtreter lag die heutige Zeitung. Wir gingen rein – und fanden sie tot in ihrer Küche. Eine pflegebedürftige, ziemlich armselige alte Frau.«
    »Welches Gift?«, wollte Katinka wissen. Beinahe vergaß sie ihre nassen Kleider, so sehr beschäftigte sie der Gedanke, dass sie einen Doppelmord vor sich hatten.
    »Blauer Eisenhut.« Hardo schüttelte den Kopf. »Passt eher ins Mittelalter oder in einen Fantasyroman.«
    »Ein Sohn und seine M...Mutter«, bibberte Katinka. »W...wer von den beiden wurde zuerst umgebracht?«
    »Die Mutter höchstens eine Stunde nach dem Sohn.«
    »H...haben Sie ...«
    »Nichts. Rein gar nichts. Keine Anhaltspunkte.« Hardo sah griesgrämig drein, als sei er es leid. »Passen Sie auf, Palfy. Wir sind sowieso nass bis auf die Knochen. Schaffen Sie es bis zu meinem Auto? Dann machen wir uns auf den Weg zu Ihrem Käfer und ich sehe mir die Krähenfüße mal an.«
    »Klar«, sagte Katinka. Die Vorstellung, in den kalten Regen hinauszumüssen, schreckte sie zwar, doch hier drinnen weiter vor sich hin zu frieren, gefiel ihr genauso wenig.
    Sie liefen über die sumpfige Wiese, patschten durch Furchen voller Wasser und kamen schließlich zu einem Feldweg. Katinka trabte hinter Hardo her, als müsse sie in seinem Windschatten weniger frieren. Obwohl sie schnell gingen, brauchten sie über eine Viertelstunde zu Hardos Golf. Dicke Erdklumpen beschwerten ihre Schuhe. Katinka kickte die Turnschuhe weg, ehe sie in Hardos Wagen stieg, und schüttelte sie aus.
    »Nur keine Umstände, mein Auto hält einiges aus. Hier!« Er hielt ihr seinen altbekannten marinefarbenen Troyer hin.
    »Und Sie?«
    Er winkte ab. Katinka zog mit einiger Mühe ihr klatschnasses T-Shirt aus und schlüpfte dankbar in den trockenen Pullover. Die Uhr zeigte schon kurz nach acht. Sie hätte gerne gewusst, ob Tom und Carla inzwischen wieder zu Hause waren. Hardo ließ den Motor an, wendete und fuhr langsam zurück zur Landstraße. Der Weg war schlammig und rutschig. Zielsicher ließ Hardo ein paar Abzweigungen hinter sich.
    »Dort vorne rechts muss es zu unserer Scheune gehen!«, rief Katinka aufgeregt. »Sehen Sie?«
    »Die Richtung könnte stimmen«, sagte Hardo. Er wich einer Pfütze aus.
    Das Motorrad tauchte urplötzlich auf. Es kam von rechts, bog auf den Pfad vor ihnen und jagte schlitternd und röhrend davon. Das Kennzeichen war nicht zu entziffern. Matsch spritzte auf.
    »Verdammt!«, schrie Katinka. »Das ist er!«
    Hardo bremste und hielt. Katinka hörte den Motor brummen und die Scheibenwischer über die Windschutzscheiben schrubben.
    »Hinterher! Los!«, rief Katinka.
    »Vergessen Sie es. Mit meiner alten Kiste gewinne ich keine Verfolgungsfahrt.« Hardo biss die Lippen zusammen. Er gab Gas und bog rechts ab.
    »Wo fahren Sie hin?«
    »Zu unserem Biwak.«
    »Warum?«
    Er sah sie an und brachte mühsam ein Lächeln zustande.
    »Ich glaube, Ihr Hirn ist eingefroren.«
    Sie hielten bei der Scheune. Hardo stieg aus. Katinka wollte in nichts nachstehen. Mit Todesverachtung tauchte sie in den Regen.
    »Hier!«, sagte Hardo und deutete auf die Spuren. »Hier stand sein Motorrad. Gut verborgen hinter den Büschen. Und ich wette«, er sah nachdenklich auf die Scheune, »ich wette, unser Schatten saß die ganze Zeit mit uns im Heu.«
    »Scheibenhonig.« Katinka fuhr sich mit den Händen durch das nasse Haar. Sie fühlte sich zerrüttet wie nach einem Kampf. »Er hat alles mit angehört, was wir besprochen haben.«
    »Das ist ernst«, sagte Hardo. Er versuchte es wieder mit seinem Handy, doch die Leitung war nach wie vor tot. Sie betraten die Scheune und sahen sich um.
    »Oben, auf dem Boden«, flüsterte Katinka. »Er wurde auch vom Unwetter überrascht und suchte Schutz. Er war vor uns da!«
    Sie schauderte bei dem Gedanken. Hardo stieg die Leiter hoch. Katinka folgte. Ein frischer Abdruck im Heu, ganz hinten an der Scheunenwand, war deutlich zu sehen. Sonst nichts.
    »Die Spurentechnik ...«
    »... findet immer was«, vollendete Hardo. »Er war hier. Wir haben ihm eine Extravorstellung geliefert.«
    »Wem?«, drängte Katinka. »Wem!«
    »Wenn wir das wüssten, hätten wir den Fall wahrscheinlich schon gelöst.«
    »Spitze«, stöhnte Katinka, während sie ins Auto stiegen. Der Gedanke, dass jemand belauscht hatte, worüber sie

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