Janusliebe
Platz nahm, die rund um
das Becken aufgestellt waren. Er rückte seinen Stuhl so zurecht, dass er Carry ge-
nau im Blickfeld hatte und sich trotzdem mit seinen Gästen unterhalten konnte.
Auch Patrick, Vincent und Daphne kamen nun nacheinander aus dem Was-
ser.
Patrick, der mit seinem dunklen Haar und den großen braunen Augen seiner
Mutter ähnelte, beeilte sich, den freien Stuhl neben Carry zu ergattern. Zufrieden
ließ er sich darin nieder und lächelte sie strahlend an.
Daphne und Vincent, die ihm gefolgt waren, zogen sich auf die Liegen in der
Orchideenecke zurück, wo sie verliebt miteinander herumturtelten. So war Car-
ry ganz Patricks ununterbrochenem Monolog ausgeliefert, in dem er von seinem
Hobby, dem Reitsport, sprach, was Carry überhaupt nicht interessierte. Patrick
gehörte zu den jungen Männern, die im Überfluss aufgewachsen, ohne echte Auf-
gaben dahinlebten. Oberflächlich, satt und gelangweilt suchte er ständig neue Er-
lebnisse und Carry reizte ihn sofort.
Sie hörte ihm schweigend zu und so sonnte er sich in dem irrigen Glauben, ihr
mit seinem Geschwätz mächtig zu imponieren.
Lawrence fiel es schwer, sich auf das Gespräch mit Arthur Cromwell zu kon-
zentrieren. Arthur versuchte, ihn für eine lukrative Investition zu interessieren,
aber Lawrence’ Gedanken drifteten immer wieder zu Carry ab, die ein paar Meter
entfernt mit Patrick flirtete. So schien es Lawrence jedenfalls.
Sie hatte Jeans und Top gegen Shorts und ein bauchfreies Trägertop getauscht,
die viel von ihrem prächtigen Körper und ihren schlanken Beine seinen hungri-
gen Blicken preisgaben. Dieser junge Schnösel an ihrer Seite ärgerte ihn allerdings
ganz besonders. Am liebsten hätte er Patrick vor die Tür gesetzt, aber Lawrence
wollte jeden Ärger vermeiden, um das Wochenende nicht noch mehr zu belasten.
Als Patricks Hand vorsichtig zu Carry hinüberwanderte, begann Lawrence in-
nerlich zu kochen, aber zu seiner maßlosen Erleichterung sah er, dass Carry der
Berührung auswich und aufstand.
Langsam hob sie die Arme und begann, das Top auszuziehen. Lawrence’ Blicke
hingen wie angeklebt an ihr.
Als sie den Reißverschluss der engen Shorts aufreizend langsam herunterzog,
konnte er seine Erregung kaum mehr unterdrücken. Sein Mund wurde trocken,
während seine Finger nervös auf die Tischplatte trommelten. Arthur Cromwells
Finanzpläne rauschten ungehört an ihm vorüber. Lawrence’ Sinne waren nur auf
Carry programmiert, die nun mit anmutigen Bewegungen zum Pool ging.
Ihr Bikini bestand aus nicht mehr als vier winzigen Dreiecken, die durch
Schnüre zusammengehalten wurden. Lawrence kannte solche Modelle nur von
Werbeplakaten, auf denen braungebrannte Puppenmädchen für Sonnencremes,
Seifen und Bodylotions warben. Sie hatten ihn nie sonderlich angeregt, aber Carry
in natura so vor sich zu sehen, mit einem Nichts aus Stoff angetan, das mehr ent-
hüllte als verbarg, machte ihn beinahe verrückt.
«Diese Investition würde außer der neunprozentigen Verzinsung auch eine
hohe ... Lawrence!» Arthur unterbrach sich, enttäuscht darüber, dass seine Aus-
führungen heute auf so unfruchtbaren Boden fielen. «Lawrence!»
Erst auf seinen zweiten, energischeren Zuruf hin erwachte Lawrence aus sei-
ner Erstarrung. Wie in Trance wandte er den Kopf und sah Arthur aus glänzenden
Augen an.
«Ich spreche gerade über das Madison-Projekt», erklärte Arthur leicht ge-
kränkt. Er lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück und betrachtete sein Gegen-
über aufmerksam. «Aber dein Interesse daran ist wohl nicht übermäßig groß,
oder?», erkundigte er sich dann wirklich beleidigt, als Lawrence’ Blick durch ihn
hindurch ins Nichts ging.
Carry glitt anmutig wie eine Nixe ins Wasser und tauchte unter Patrick weg,
der ihr gefolgt war. Lawrence stieß den Atem aus, der sich in seinen Lungen ge-
staut hatte, und sah Arthur an.
«Ich ... äh ...» Mit einer matten Handbewegung strich er sich über die Augen.
«Ich bin etwas müde. Wir hatten gestern ein Problem, drüben in L. A. Die Sache
hat länger gedauert als gedacht. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.»
Arthur warf ihm einen Blick zu, der seine Skepsis ausdrückte, schwieg aber
klugerweise. Immerhin kannte er Lawrence lange genug, um zu wissen, wann
dieser in der Stimmung war, sich über Geschäfte zu unterhalten. Nach Arthurs Er-
fahrungen war Lawrence das eigentlich ständig, aber heute schien ein besonderer
Tag zu
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