Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Janusliebe

Janusliebe

Titel: Janusliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mier
Vom Netzwerk:
blickenden Augen sah er zu Lawrence auf, der ihn um Haup-
teslänge überragte, und streckte ihm die Hand entgegen. Carry hielt entsetzt die
Luft an.
Lawrence übersah die Hand. Ohne Robby weitere Beachtung zu schenken,
wandte er sich erneut an Carry.
«Du kommst mit mir.»
Carry warf kampflustig den Kopf in den Nacken. Sie riss Robby den Mantel aus
den Händen, den er wie einen Schutzschild vor sich hielt.
«Ich gehe, wohin es mir passt!» Wütend knäulte sie den Mantel unter ihrem
Arm zusammen. «Schließlich gibt es nicht einen vernünftigen Grund, der mich
veranlassen könnte, den Abend in deiner Gesellschaft zu verbringen.»
«Nicht nur diesen Abend», korrigierte Lawrence. «Aber darüber reden wir
noch. Vorläufig muss dir mein Wille Grund genug sein, zusammen mit der Vor-
aussage, dass ich immer erreiche, was ich will.»
«Wenn ich mal ...», mischte Robby sich schüchtern in den Disput, aber Carry
schnitt ihm das Wort ab.
«Einmal ist immer das erste Mal», lächelte sie süßlich. «Bei mir beißt du auf
Granit.»
«Das wollen wir doch mal sehen.» Plötzlich wirkte Lawrence ganz ruhig. Eine
Veränderung, die Carry hätte warnen müssen, aber sie war viel zu erregt, um es zu
bemerken.
«Soll ich vielleicht ...?», hörte sie Robbys Stimme neben sich.
Aber er kam nicht mehr dazu, seinen Vorschlag zu formulieren, denn Law-
rence packte zu. Er warf sich Carry wie einen Mehlsack über die Schulter und ging
mit seiner Last unter den erstaunten Blicken der Umstehenden aus dem Foyer,
ohne sich im Geringsten um den jungen Mann zu kümmern, der ihm mit offenem
Mund nachstarrte.
«Lass mich runter!» Carrys Fäuste trommelten gegen Lawrence’ Rücken, krall-
ten sich in seinen Anzug, aber er schien es nicht zu spüren. Festen Schrittes trug
    er sie aus dem Lokal an dem erstaunten Portier vorbei zu seinem Wagen, während
Carry vor Scham am liebsten in seinem Jackett verschwunden wäre.
Aber sie konnte nichts gegen diese Behandlung tun. Kopfüber hing sie auf Law-
rence’ Schulter und musste sich auch noch an ihm festhalten, denn wenn sie sich
zu sehr wehrte, lockerte Lawrence womöglich seinen Griff und sie fiel herunter.
«Essen Sie da drin bloß keinen Fisch!», rief Carry einer Passantin zu, die ihnen
neugierig hinterhergaffte.
Lawrence lachte. «Du gibst wohl nie auf?»
Carry verzichtete auf eine Antwort. Mit Erleichterung bemerkte sie, dass der
Chauffeur bereits Lawrence’ Jaguar vorgefahren hatte. Er wartete, bis der Page die
Fondtür öffnete, und ließ Carry dann vorsichtig in die Polster gleiten.
«Downtown», informierte Lawrence den Fahrer kurz, als er neben ihr auf den
Rücksitz rutschte. Chris Harrison nickte und legte den Gang ein.
«Verdammt!» Carry knirschte vor Wut mit den Zähnen. «Ich habe keine Lust,
spazieren zu gehen.»
Lawrence reagierte nicht. Er lehnte sich bequem in die Polster, legte den Kopf
an die Nackenstütze und schloss die Augen.
Seine zur Schau gestellte Gelassenheit brachte Carrys Blut noch mehr in Wal-
lung, aber da es absolut blödsinnig war, aus einem fahrenden Auto zu springen,
lehnte auch sie sich in die Polster zurück und versuchte, sich auf die Bilder vor
dem Fenster zu konzentrieren.
Die Innenstadt war noch belebt. Vergnügungssüchtige Bummler drängten
sich auf den Bürgersteigen, bunte Leuchtreklamen blinkten, Autos schoben sich
Stoßstange an Stoßstange durch die Straßen.
«Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet?»
Carry wandte den Kopf und sah Lawrence an, nicht sicher, ob er eben wirklich
diese Worte ausgesprochen hatte.
«Warum, Carry?» Er hielt die Augen geschlossen, während er sprach.
Carry schnaubte verächtlich.
«Das fragst ausgerechnet du mich?» Sie schüttelte den Kopf, als begriffe sie
Lawrence’ Frage nicht. «Wer hat sich denn wie ein verschreckter Kater in sein
Körbchen verkrochen? Ich doch nicht!» Sie sah wieder aus dem Seitenfenster auf
die pulsierende, hell erleuchtete Innenstadt. «Übrigens hättest du nur einen einzi-
gen, kurzen Satz sagen müssen, nämlich: Es tut mir leid, ich habe mich geirrt. Aber
dazu warst du ja zu feige. Ich hätte mich bestimmt nicht wie eine hysterische Diva
an deinen Hals geklammert.»
«Das glaube ich dir sogar.» Lawrence öffnete die Augen und sah sie an. Carry
fühlte, wie sie am ganzen Leibe zu zittern begann. «Du hast dich mit einem Lä-
    cheln umgedreht und ‹Gute Nacht, Lawrence› gesagt. Aber das ist nicht in mei-
nem Sinne gewesen. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher