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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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der um Zions willen verfolgt wurde? Beim nächsten Mal komme ich mit!«
    »Mein Sohn, nimm dich deines Onkels an, du hast im Kibbuz gelebt, du kennst ihre Denkart«, sagte mein Vater und bürdete Chizkel damit mir auf. So hatte er es auch gemacht, als er beschloss, aus dem Durchgangslager bei Pardes Chana nach Jerusalem umzusiedeln. Und meine Mutter fügte hinzu:
    »In Bälde werden wir alle zusammen feiern, mit Gottes Hilfe. Ruf Kabi, Moschi und Ephraim an, und vergiss Sandra nicht.«

23.
    ZWEI BEHÖRDEN
    Etwa ein Woche nachdem ich Ghadir getroffen hatte, kam sie tatsächlich zu mir ins Büro. Sie stand zögernd in der Tür, in ein knöchellanges graues Gewand gehüllt, mit einem weißen Tuch um den Kopf und gesenktem Blick, und in der Hand hielt sie einen großen Korb.
    »Tafaddali, setz dich, Ghadir, ahlan wa sahlan, willkommen!«
    Sie ließ sich auf der Stuhlkante nieder, betrachtete abwechselnd mich und das Büro, einen Platz, der so vollkommen anders war als die Felder des Har Hazofim, wo wir uns vor neun Jahren begegnet waren. Ich freute mich von ganzem Herzen, diese unschuldige, aufrichtige Seele wiederzusehen, die jetzt eine junge, reife Frau geworden war, schön wie damals, vielleicht schöner noch, und ich brannte darauf zu hören, welches Problem sie zu mir führte.
    »Mabruk, gutes Gelingen«, wünschte sie mir, entnahm ihrem Korb einen Packen großer, dünner Brotfladen, in weißen Stoff gehüllt, und legte ihn zusammen mit etwas Salz auf den Tisch, wie einen Willkommensgruß an den Toren der Stadt. Sie stellte noch eine Flasche Olivenöl hinzu und in Papier eingeschlagenes Za’atargewürz.
    Ihre bescheidene Gabe rührte mich. »Gesegnet seien deine Hände«, sagte ich, und um ihr eine Freude zu machen, holte ich einen Teller aus der Küche, legte einen frischen Fladen darauf, beträufelte ihn mit Öl, streute Za’atar und Salz darüber und aß ihn mit geräuschvollem Schmatzen. Sie schaute mich an und lächelte mit ihren schönen Elfenbeinzähnen:
    »Du isst wie ein Ibn arab asli, ein wahrer Araber!«

    »Was möchtest du trinken? Kaffee, Tee, Cola?«
    »Du willst mir etwas bringen? Das geht nicht! Ich mache es.«
    »Du bist mein Gast. Wäre es nicht eine Schande, wenn du mich in meinem Büro bewirten würdest?«
    »Hast du keine, die dir Kaffee kocht, wie die im Innenministerium?«
    »Doch, aber sie ist schon nach Hause gegangen. Und weshalb erwähnst du das Innenministerium, hängt das mit dem Problem zusammen, das du mir noch nicht erzählt hast?« Ich ahnte, dass es ihr nicht angenehm war, mit ihrem Problem zu mir kommen zu müssen, und wollte ihr einen Einstieg anbieten.
    »Es gibt Probleme, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.« Sie hob ihren Blick zu mir. »Ich habe dir erzählt, dass sie mich am Ende mit dem Cousin aus Amman verheiratet haben. Izam heißt er. Er ist ein Mensch, der durch und durch versalzen ist, kein Körnchen Zucker. Aber nichts zu machen, ich kann ihn nicht verlassen, so ist das bei uns. Jetzt ist die Situation schwierig geworden. Vor dem Krieg ist er nach Amman gefahren, um seine Familie zu besuchen, und jetzt kann er nicht zurückkehren und besteht darauf, dass ich zu ihm komme. Was soll ich in Amman, nur mit ihm und seiner Familie, anfangen? Wir haben nicht einmal Kinder, es war nicht Allahs Wille. Hier bin ich wenigstens in meinem Zuhause und bei meiner Mutter, aber dort fühle ich mich wie tot. Er muss hierher zurückkommen, so wie wir es beschlossen hatten. Er sollte seine Familie nur besuchen und danach zurückkommen. Wir wussten nicht, dass es Krieg geben und al-Quds nicht mehr mit Amman zusammen sein würde.«
    »Hast du einen Antrag auf Familienzusammenführung beim Innenministerium gestellt?«
    »Jeden Tag sagen sie mir, komm morgen. Kennst du Herrn Haramati?«
    »Ja, ich werde mit ihm reden. Aber schreib zuerst die Details auf.«
    »Das habe ich mir schon gedacht, und deshalb habe ich unsere
Papiere mitgebracht, hier.« Sie zog ein Bündel zerknitterter Dokumente aus der Tasche ihres Kleides und reichte sie mir.
    Ich schrieb mir die nötigen Daten ab.
    Sie blickte mich an und sagte: »Ich habe Angst. Ich habe Todesangst vor ihm. Er ist ein merkwürdiger Mensch, er ist zu allem fähig. Es ist nicht einfach. Izam ist religiös, ein Sufi wie mein Vater, und sie machen komische Sachen. Einmal bin ich ihnen in der Nacht nachgegangen, ohne dass sie es wussten, ich wollte sehen, was sie bei ihren Zeremonien machen. Und was sehe ich? Izam und mein Vater und alle

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