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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Sicherheitsministerium für mich haben«, sagte Chizkel.
    Um Mitternacht fuhr ich nach Hause, müde und traurig.

     
    Am nächsten Tag, kurz vor der Abfahrt nach Tel Aviv zu dem Termin im Sicherheitsministerium, war Chizkel aufgeregt, wenngleich noch viel Müdigkeit in seinem Gesicht erkennbar war. Er hatte rote Augen, und meine Mutter träufelte ihm und sich selbst ihre Augentropfen ein.
    Mein Vater bat darum mitzufahren. »Es fällt mir schwer, mich von ihm zu trennen«, erklärte er. Als wir aus Jerusalem losfuhren, schlief er sofort ein und begann zu schnarchen. Chizkel betrachtete wortlos die Landschaft und schlief dann ebenfalls ein.
    Ich brachte ihn ins Büro von Herrn Katz im Regierungsviertel, und nach Ende des Termins, der nicht lange dauerte, nahm ich meinen Vater und ihn, der ein glänzender Journalist gewesen war, ins Café des Journalistenverbands im Sokolov-Haus mit. Ich dachte, er würde uns erzählen wollen, was sich bei dem Treffen im Sicherheitsministerium abgespielt hatte, doch er saß nur schweigend da, mit gerunzelter Stirn, und wir bedrängten ihn nicht.
    Mein Vater bat, in die Alijastraße zu fahren, um Kleider bei seinem Freund Abu Jussef zu kaufen, einem Iraker, der das biblische Hebräisch der Gebetsbücher sprach. Abu Jussef kleidete uns alle drei von Kopf bis Fuß ein, gab uns einen großen Rabatt und beglückwünschte Chizkel.
    »Mein Bruder, du hast viel für mich ausgegeben«, sagte Chizkel auf dem Weg zum Auto.
    »Es ist alles notiert, wenn du zu arbeiten anfängst, wirst du es mit Zins und Zinseszins zurückzahlen«, scherzte mein Vater, und danach wurde er ernst und fragte endlich: »Was hast du am Bein?«
    »Sie haben mir das Knie zerschmettert, der CID.«
    »Wir gehen ins Hadassa. Vielleicht lässt sich etwas machen«, schlug ich vor.
    »Es ist sinnlos«, entgegnete er.
    Wir gingen im Süden der Stadt zum Essen. Ich rief von dort aus Alisa an, um mich zu erkundigen, wie es in Ostjerusalem stand,
und dann Levana, um zu erfahren, was in Westjerusalem los war, und bat darum, dem amtierenden Minister danken zu können. »Gesegnet sei Er, der die Ketten löst«, deklamierte der sozialistische Minister, »pflegen Sie Ihren Zionsverfolgten gut. Die Araber im Ostteil werden Ihnen nicht davonlaufen. Und wenn Sie etwas brauchen, zögern Sie nicht, es mir zu sagen.« Ich war erleichtert.
    »Was haben sie dir im Sicherheitsministerium angeboten?«, fragte mein Vater Chizkel nach einer leichten Mahlzeit in seiner naiven Art bei einem dampfenden Tschai.
    »Nichts.«
    »Was wollten sie dann von dir?«
    »Ich weiß nicht. Sie haben nach der Baath-Partei gefragt, bloß so, was die politischen Häftlinge sagen und die Kommunisten und ob es revolutionäre Zellen gibt. Müßiges Zeug. Ich dachte, sie würden nach unserer Bewegung dort fragen, nach denen, die ihr Leben geopfert haben wie Abu Zalah al-Chibaz, er ruhe in Frieden, aber sie haben nichts gefragt.«
    »Was vorbei ist, ist vorbei«, murmelte mein Vater schmerzerfüllt.
     
    Auf der Rückfahrt sagte mein Vater, als versuchte er, sich eine schwere Last vom Herzen zu wälzen: »Bis heute brennt es mir auf der Seele, dass ich gezwungen war, dich und Raschel im Stich zu lassen.«
    Chizkel presste die Lippen zusammen, rückte ein Stückchen von meinem Vater ab und richtete seinen Blick nach draußen. »Hättest du mich und Raschel denn retten können?«
    Wir setzten die Fahrt in Schweigen versunken fort. Als wir zu Hause ankamen, änderte sich die Stimmung. Meine Mutter war aus der Altstadt mit Fingeramuletten und Anhängern gegen den bösen Blick zurückgekehrt, die sie an uns verteilte, einige auch für Kabi, Ephraim, Moschi und die Enkel aufhob, und sie hatte frisch gerösteten Kaffee gekauft, dessen Geruch die Wohnung
erfüllte, Feigen, Datteln und getrocknete Maulbeeren. Wir öffneten unsere Pakete und zeigten ihr die Kleider, die wir bei Abu Jussef erstanden hatten. »Wunderbar«, freute sie sich, »und warum habt ihr nicht mehr gekauft?« Mit heiterem Gesicht wandte sie sich an Chizkel und wollte wissen, welche Unterbringung und Arbeit man ihm in Aussicht gestellt habe.
    »Sie haben dir überhaupt nichts angeboten?«, fragte sie ungläubig, als sie seine gestotterten Antworten hörte.
    »Sie haben mir gesagt, ich solle zur Jewish Agency gehen, zum Immigrationsbüro, ich habe es nicht genau verstanden … sie haben es mir hier aufgeschrieben«, und er zog ein Stück Papier aus seiner Tasche.
    »Schande über sie! Macht man das mit einem,

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