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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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einundzwanzig arabische Staaten und fünfundfünfzig muslimische Staaten, da frage ich Sie doch, was würde passieren, wenn die Familienzusammenführung bei ihnen und nicht bei uns gemacht wird?«
    »Sie wollen nicht, und das ist ihr gutes Recht.«
    »Aber mein lieber Herr Amari, Geduld! Geduld! Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, je länger die Antwort auf sich warten lässt, desto größer werden die Chancen, dass die Familienzusammenführung doch auf der anderen Seite stattfindet, und für Zion kommt die Erlösung«, lachte er auf und trommelte vor Vergnügen auf den Tisch.
    Eine scharfe Schweißwolke schlug mir entgegen, als ich auf den überfüllten Gang hinaustrat. Gequälte, stille, ergebene Gesichter blickten mich an. Ein Teil umringte mich, überschüttete mich mit Bitten, und ich spürte, dass ich von ihrem Schmerz erdrückt wurde. »Anta al-Mustaschar, Sie sind der Berater, ich habe Ihr Bild in der Zeitung gesehen, Allahs Segen über Ihren Vater, helfen Sie mir, mein Sohn ist draußen, und ich bin allein«, ergriff eine alte Frau meine Hand und brach in Tränen aus. Ich schämte mich, dass ich keine Antwort darauf hatte. Mein Kopf schmerzte. Als mir ein wenig leichter wurde, wusste ich nicht, welchen Kopf ich gegen die Wand schlagen sollte, seinen oder meinen. Kultivierte Besatzung! Auserwähltes Volk! Ein Licht für die Völker!, schrie es in meinem Herzen. Herr Haramati, Einzelhändler in Menschenschicksalen, Schuft, Bösewicht, gebe Gott, du würdest unterdrückt! Das Magengeschwür soll dir bluten!, ertappte ich mich, wie ich fluchte. Schamluk und Haramati, die neuen Juden!
Scheiße! Und warum warf ich nicht alles hin und ging einfach? Es war besser, Spieße auf dem Markt zu braten, als hier verbraten zu werden. Moment, Moment, Genosse, du kapitulierst schon?
    Ich fuhr geradewegs zum Regierungsviertel im westlichen Teil der Stadt.
     
    »Ich will ihn sofort sehen«, sagte ich zu Levana und deutete auf die Tür zum Büro des Ministers.
    Sie sah mich einen langen Augenblick an mit einem Lächeln in den Mundwinkeln. »Darf man dich zu einer Tasse Kaffee einladen?«
    »Levana, ich muss ihn sofort sehen«, verweigerte ich jede Besänftigung.
    »Er ist gleich frei, es sitzen welche bei ihm«, lächelte sie beruhigend. »Inzwischen sei so gut, geh in die Cafeteria, und bestelle zur Abwechslung einen Hefekuchen, keinen Käsekuchen, in Ordnung?«
    »Was quält dich?«, fragte sie, als wir in der Cafeteria saßen.
    Ich erzählte es ihr.
    »Schwer zu glauben. Was passiert mit uns?«
    »Sie haben keine Ahnung, was diese armen Leute durchmachen. Wozu?«
    »Darf ich dir einen Rat geben?« Ihre hellen braunen Augen blickten direkt in die meinen. »Sprich ruhig und gemäßigt mit dem Minister. Du weißt, dass er keine Seelenstürme liebt, er interpretiert sie als persönlichen Angriff.«
     
    »Herr Minister, ich habe die Gelegenheit genutzt, dass Sie einen Moment frei sind, um mich mit Ihnen zu beraten«, eröffnete ich. »Ich suche die ganze Zeit Wege, unsere Position im Ostteil der Stadt zu stärken, das Leben wieder in Gang zu bringen, die Bevölkerung zu beruhigen. Das verhindert überflüssiges Leid und das Entstehen von Komplikationen, aus denen man nachher schwer wieder herauskommt.«

    »Was schlagen Sie vor?«, sagte er und legte, seine Lieblingshaltung, seine Füße auf den Tisch.
    »Ich bin der Meinung, dass Probleme im Bereich von Grundstücken und Besitz schmerzlich und quälend sind, doch das größte Leid wird auf privater Ebene verursacht, Ausweise, Familienzusammenführung, und daher schlage ich vor, Sie bitten den Innenminister, mich als Ihren Repräsentanten an der Kommission für persönliche Angelegenheiten zu beteiligen.«
    »Wollen Sie mich in Schwierigkeiten bringen?«
    »Ich möchte auf einem Gebiet helfen, auf dem es viel Erbitterung und Klagen gibt, die sich an Sie und den Ministerpräsidenten richten, über einen Ehemann, der in Amman festsitzt und seine Frau in Jerusalem, über eine Tochter, die studieren ging und die man nicht mehr zurückkehren lässt.«
    »Ich verstehe nur, dass Sie vorschlagen, die Zügel zu lockern. Was sind wir, ein Jesuitenorden? Vor uns steht ein demografisches Problem, das breite nationale Auswirkungen hat! Sie selbst haben mich nicht nur einmal darauf hingewiesen.«
    »Herr Minister, es handelt sich um humanitäre Dinge, um zerrissene Familien …«
    »Das ist es gerade, lieber hinter dem Rücken der Sicherheitskräfte und des Innenministers agieren, die das

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