Jasmin - Roman
israelisch-arabischen Konflikt anlässlich einer Versammlung der jungen Garde der Partei ein, die er organisierte.
»Wie kann ich an einem solchen Ort reden?«, fragte Chizkel bestürzt.
»Eine solche Gelegenheit darf man nicht versäumen«, redete ihm mein Vater zu.
»Mein Sohn«, sagte Chizkel zu mir, »bewahre mich davor, mein Hebräisch ist nicht gut genug.«
»Ich werde dir sowohl bei der Materialsammlung als auch beim Hebräischen helfen, kein Problem«, erwiderte ich. Es war kaum zu glauben, dass er früher der Anführer einer Untergrundbewegung gewesen war, der Kopf von jungen Löwen, in den sich die Frauen verliebten und dessen Zauber alle erlagen. Jetzt war er scheu geworden, verschlossen und introvertiert, und wenn es so schien, als hätte sich ein Spalt geöffnet, verschloss er sofort siebenfach die Pforten.
35.
IN DEN OBEREN ETAGEN
Ein dreister Wind misshandelte die Bäume, entkleidete die Zweige und wirbelte die Blätter über die Erde. Der Regen peitschte erbarmungslos herab, überflutete die Straßenränder, überströmte Höfe und Felder. Bittere Kälte, Nässe, Graudämmer. Die Tage erloschen früh, wurden immer kürzer. Die Lichter in den Büros brannten den ganzen Tag.
Ich hätte Jasmin anrufen sollen, doch ich verschob das Gespräch vom Morgen auf den Abend und vom Abend auf den nächsten Morgen. Das Büro wurde von hilfesuchenden Menschen belagert, und der Anlass des Anrufs war unangenehm, eine äußerst unglückliche Kombination. Ich rufe jetzt an, beschloss ich und streckte meine Hand nach dem Telefon aus, doch da kamen zwei Familien herein, und ich verschob es wieder, wollte sie nicht draußen in Regen und Kälte warten lassen. Als die Besprechung mit ihnen zu Ende war, rief ich sie endlich an: »Jasmin, es tut mir sehr leid, aber ich hatte keinen Erfolg, der Senator wird ausgewiesen. Ich habe mit dem Minister gesprochen, mit dem Colonel, mit allen und jedem … man hat meinen Standpunkt nicht akzeptiert.«
Sie schwieg, ich konnte ihren Atem durch den Hörer vernehmen. »Danke«, murmelte sie und legte auf.
Eine verschleierte junge Frau klopfte an meine halboffene Tür. Ich erkannte sie sofort, Ghadir. »Darf ich hereinkommen?«, flüsterte sie und schloss die Tür, als hätte sie eine Zuflucht gefunden. Sie legte den regennassen Schleier und den Umhang ab, rieb ihre Hände, um sich aufzuwärmen, und setzte sich mir gegenüber.
Als Erstes stellte sie eine Schachtel auf den Tisch, öffnete sie, und im Nu füllte sich der Raum mit dem süßlich scharfen Duft nach Nelken. Von ihrer Gewohnheit, stets ein kleines Geschenk mitzubringen, konnte ich sie nicht abbringen. Dann reichte sie mir Blätter, die mit der großen Handschrift einer fleißigen Schülerin beschrieben waren: »Das sind die Verwandten aus Jaffa und Ain Mahel, an die sich Mama erinnert. Vielleicht haben wir jemanden vergessen …«
»Das genügt, keine Sorge.«
»Wann wird meine Angelegenheit erledigt sein?«, fragte sie in großer Bedrängnis. »Ich schlafe nicht in der Nacht, ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Mann, Izam, hat mir eine Nachricht geschickt, wenn ich nicht sofort nach Amman komme, schmuggelt er sich hier ein und nimmt mich mit Gewalt mit. Und außerdem habe ich jetzt noch ein neues Problem: Karim, mein Vetter aus Gheine, du hast ihn gesehen, als wir dort waren, kommt in einem fort zu uns, sagt, dass er mich will und dass sie mich ihm vor Izam versprochen haben. Überall, wo ich hingehe, folgt er mir, schweigend und mit bösem Blick, es ist beängstigend. Wenn man Izam herkommen lässt, wird Karim gehen, er hat keine andere Wahl, hilf mir, Nuri«, und die Tränen quollen ihr aus den Augen.
»Es wird alles gut, Ghadir, ich werde mit Haramati reden.«
Der Regen ließ ein wenig nach, und ich schlug ihr vor, die Gelegenheit zu nutzen und zu gehen. Für einen Augenblick erwog ich, sie in meinem Auto hinzufahren, doch ich hielt mich zurück. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr Schwierigkeiten mit dem Mann mit dem finsteren Blick bekäme, der sie eventuell bis hierher verfolgt hatte.
Ich bat Alisa umgehend, einen Termin mit Haramati zu vereinbaren. Ich musste diesen ärgerlichen Menschen überzeugen, die Sache endlich abzuschließen, alles dazu Nötige lag ihm vor.
Drei Tage lang bemühte sich Alisa unermüdlich, doch es gelang ihr nicht, einen Termin festzulegen. Entweder war er nicht da, oder er war beschäftigt. Alisa, die im Zustandekommen des
Termins bereits eine persönliche Mission sah,
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