Jasmin - Roman
wurde vom Teppich verschluckt. Meine Mutter hatte ihn auf dem Machane-Jehuda-Markt von einem persischen Einwanderer gekauft, der Israel bald wieder verließ. Zwei Autobusfahrer hatten sich geweigert, sie mit dem Teppich zu befördern, bis sie den dritten vor vollendete Tatsachen stellte, indem sie den Teppich zur hinteren Tür hineinwarf. Danach schleppte sie ihn einen ganzen Kilometer über den felsigen Boden, von der Endhaltestelle im alten Katamonviertel bis zu den neuen Wohnsiedlungen. Kam zur Tür herein, verschwitzt und stolz, als hätte sie sich die Pracht des roten persischen Teppichs in unserem Zuhause in Bagdad zurückerobert, und mein Vater rümpfte die Nase.
Ich ging duschen. Ich spülte den Staub von mir ab, wusch mir mehrmals die Haare, die wild in alle Richtungen abstanden und vor Dreck und Schweiß starrten. Aus dem Spiegel blickten mir erloschene Augen und ein eingefallenes, von schwarzen Bartstoppeln überzogenes Gesicht entgegen. Ich warf das schmutzige Unterhemd und die Unterhosen in den Mülleimer, wischte den abfallenden Betonboden der Dusche mit einem Gummischrubber und Lumpen trocken und öffnete das Fenster, um den Dampf
und den Modergeruch hinauszulassen. Dieses verschimmelte Viertel sah nie das Licht der Sonne. Danach setzte ich mich wieder zu meinem Vater.
»Erzähl, mein Sohn, wo warst du? Was war los? Stimmt es, dass die Ägypter geflüchtet sind?«
»Nein. Es gab Orte, wo sie gekämpft haben wie die Teufel, viele von uns sind gefallen …«
»Was sagt du also, wird Nasser Frieden schließen?«
»Die sollen Frieden schließen, die? Getilgt sei ihr Name«, mischte sich meine Mutter ein. »Die können nicht verlieren und keine Kompromisse schließen. Und die Ehre! Weh ihnen und ihrer Ehre.«
»Aber wenn Nasser einen Kompromiss schließt, bringen sie ihn um«, argumentierte mein Vater.
»Was soll ich dir sagen, Alt wird nicht Neu und der Feind kein Freund, so ist das«, erwiderte meine Mutter. »In Bagdad sind Araber, und hier sind Araber. Wohin sollen wir fliehen?«
»Umm Kabi, wir haben sie besiegt, warum sollen wir fliehen?«, sagte mein Vater und wandte sich mir zu:
»Was hat Kabi dir gesagt, mein Sohn, geht er nach London zurück?«
Ich nickte.
»Sicher wird er zurückgehen. Was soll er hier machen? Sie haben ihm das Herz aufgezehrt, gut, dass er weggefahren ist«, sagte meine Mutter und begann in schwindelerregendem Tempo Petersilie zu hacken. Ich sah ihr zu wie ein Kind einem Zauberkünstler. Sie streute eine kleine Prise Petersilie auf die Fleischlaibchen, viel auf den Salat und die grüne scharfe Peperonipaste.
»Hol uns ein Gläschen, lass uns anstoßen«, bat mein Vater.
»Siehst du, was er macht? Er darf nichts trinken!«, zürnte meine Mutter.
»Kennst du jemanden, der an einem kleinen Gläschen Arrak gestorben ist?«
Mein Vater trat zur Speisekammer, holte die Arrakflasche heraus, schenkte ein und sprach zwei Segen, um sie zu beschwichtigen. »Auf dein Wohl, mein Sohn, auf das Wohl von Kabi, Moschi und Ephraim. Auf den Frieden«, sagte er und trank das Glas mit winzigen Schlückchen, erfreute sich an dem verbotenen Getränk. »Frau, die Kriege sind zu Ende!«, rief er, sprach den Segen über dem Brot, riss ein Stück Pita ab, wickelte Petersilie, grüne Zwiebeln und scharfe Peperonipaste hinein, so wie ich es liebte, und reichte es mir. Erst dann machte er es sich auf seinem Stuhl am Kopfende des Tisches bequem. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.
»Iss nichts von dem Fleisch. Ich habe Hühnerbrust für dich gemacht«, befahl meine Mutter, und er blickte mich an und breitete die Hände aus, als sagte er, siehst du, wie sie mit mir umspringt?
»Mein Sohn, man muss ein Dankgebet für die Rettung aus der Gefahr sprechen«, ignorierte meine Mutter Vaters Protest. »Wenn Kabi und Moschi zurückkommen, werden wir alle euch zu Ehren feiern, und zu Ehren Papas, der es heil überstanden hat. Und wer wird uns ein Tor öffnen«, zitierte sie eine Gebetszeile.
Ich stand auf, um zu gehen.
»Nuri, mein Sohn, setz dich, wo willst du so schnell hin, du bist doch gerade erst gekommen! Vielleicht solltest du hier schlafen, damit wir dich noch ein bisschen riechen«, fiel sie mir wieder um den Hals.
»Ein andermal. Ich muss morgen im Büro sein, und ich habe keine Kleider hier.«
»Schon wieder zur Arbeit? Was ist los?«
»Al-Wazir, der Minister, hat mich gerufen.«
Mein Vater nickte bedeutsam mit dem Kopf.
»Moment, Moment, ich mach dir noch Ghasas«, und sofort
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