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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Kerzen an, und bevor wir uns setzten, schaltete sie die Musik aus. Ich erinnerte mich, dass sie »keine zwei Höhepunkte auf einmal« ertragen konnte. Ich versuchte, den Humus auf dem Teller wie im Restaurant anzurichten, goss ein wenig Olivenöl in die Mulde in der Mitte und zeigte ihr, wie man ihn mit dem Fladenbrot »aufwischte«. Als sie probiert hatte, verzog sich ihr Gesicht: »Was ist das denn? Sand mit Öl, wie könnt ihr das essen?«
    »Das ist Originalhumus von Abu Schukri in der Altstadt.«
    »Ich habe Angst vor denen, ich habe kein Vertrauen in ihre Hygiene«, und sie schob den Teller mit der Hand weg. Ich zog ihn an mich, stellte ihn auf meinen noch leeren und machte mich mit Freuden darüber her.
    »Iss von dem Käse, für wen habe ich das vorbereitet? Probier den Camembert, was für ein Duft, und der Knoblauch, welche Delikatesse, oh … ahh …, stöhnte sie schmelzend. Ich leckte das tropfende Olivenöl von meinen Fingern, würzte mit Sachug und stöhnte ebenfalls. Wir tranken viel, während des Essens und auch danach, sie von dem Weißwein ihres Jean Claude und ich von dem Wodka. Zum Nachtisch servierte sie Cognac. Mein Kopf drehte sich, und meine Lider wurden schwer.

    »Schläfst du mir schon wieder ein?«, protestierte sie und schaltete den Plattenspieler ein.
    Edith Piaf rüttelte mich wach. Ich hatte sie einmal in einem alten Film gesehen, eine Frau, klein wie ein Vogel und aufwühlend wie eine Löwin, traurig und nicht schön, aber wenn sie zu singen begann, gab es keine Schönere als sie.
    Michelle setzte sich neben mich, schmiegte sich an mich, öffnete einige Knöpfe an meinem Hemd und schob ihre Hand darunter. »Du hast eine behaarte Brust, und deswegen verwöhne ich dich«, lachte sie. Ich war fasziniert von den Freiheiten, die sie sich herausnahm. »Warum bist du so dünn wie ein Junge?« Ich löste die letzten Knöpfe meines Hemds und ließ sie mit mir machen, was sie wollte. »Warum stöhnst du nicht? In der Liebe muss man frei sein.«
    Der Wodka und der Cognac wirbelten in meinem Kopf. Ich brauchte frische Luft. Ich bat sie, das Fenster zu öffnen. Als sie zurückkam, ergriff sie meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer. Ich nahm das Glas mit, obwohl ich wusste, dass scharfe Getränke die Lust beeinträchtigen. Wieder schaltete sie den Plattenspieler aus.
    »Lass es, lass es doch an, ich liebe Musik bei der Liebe«, sagte ich, zum Teufel mit ihren Höhepunkten, wer garantierte uns denn den einen? Es gelang mir mit Mühe, meine Hose aufzuknöpfen, und als ich die Schnürsenkel der Schuhe löste, verhedderte ich mich beim linken Schuh, und am Ende streifte ich ihn mit Gewalt ab, so dass ich dabei fast vom Bett fiel. Ich blieb in der Unterhose zurück.
    »Zieh sie aus, ausziehen«, klopfte sie mir auf den Hintern, »ah, was für ein Klang!«
    Sie war bereits nackt. Lange Zeit streichelte sie mich und flüsterte mir französische Koseworte ins Ohr. Ich stand auf und schaltete den Plattenspieler an: Sing für mich, Edith Piaf, nimm mich mit, wie Jean Cocteau. Er hat dich so geliebt. Ihr seid beide am selben Tag gestorben, zuerst du und ein paar Stunden später
er. Sing für mich, Edith! Schwebe mit mir, sagte ich im Stillen zu ihr. Ihre leidende Stimme mischte sich in die Michelles, die sich wand und schaukelte, und mein ganzer Körper jubelte, nach dreimonatiger erzwungener Abstinenz wieder mit einer Frau zu schlafen.
     
    Ich ging duschen und stand lange Zeit unter dem Wasserstrahl, hin- und hergerissen zwischen dem Jerusalemer Gebot, jeden Tropfen zu sparen, und der Erfrischung, die das kalte Wasser mir schenkte. Eine beeindruckende Ansammlung von Cremetöpfchen und Parfümfläschchen zog meinen Blick an, als ich mich abtrocknete. Ein unbekannter Impuls trieb mich dazu, sie zu öffnen, und ich sog die Wohlgerüche aus dem Ausland ein. Als ich an ein delikates Frauenparfüm mit Jasminduft geriet, besprühte ich mich ein wenig damit und ging hinaus.
    Michelle schlief. Ich streckte mich auf dem Sessel im Wohnzimmer aus und blätterte in Omar Chaijams Rubaijats:
     
    Was kam von selber und woher zu dir?
Was ging von selber und wohin von hier?
In einem Becher nach dem andern will ich
ertränken dieses bösen Denkens Tier.
     
    Als sie schließlich erwachte, kam sie in einem hellen Seidenmorgenmantel zu mir heraus. Er stand offen und bedeckte nur eine Handbreit ihrer sonnengebräunten Blöße. Sie setzte sich auf meine Knie und fragte: »Bist du gekommen?«
    »Ein Fluch liegt auf

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