Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
würde nicht mehr lange dauern, bis sie kämen. Aber was sollten sie ihm schon noch antun. Er war müde und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, was ihm jedoch nur recht war. In gewisser Weise dämpfte es seine Trauer und seine Wut.
Rein körperlich war er am Ende. Es gab keine Stelle seines Körpers, die nicht schmerzte, doch das war nichts gegen die seelische Erschöpfung. Es hatte am Vorabend nicht lange gedauert, bis er die Wirkung der Drogen, die sie dem Wasser beigemischt hatten, zu spüren bekommen hatte. Sein Puls hatte sich beschleunigt und sein Herz rasend schnell geschlagen. Vermutlich wollten sie ihn so am Schlafen hindern, um ihn endgültig fertigzumachen. Das hätten sie sich sparen können. Der Gedanke an Elizabeth hatte gereicht, um ihn wach zu halten.
Irgendwann war er soweit gewesen, dass er die richtigen logischen Schlüsse aus den Worten des Blonden gezogen hatte. Wenn Alvarez noch nicht wusste, dass sich Jays Verhältnis zu Elizabeth grundlegend geändert hatte, dann waren ihm in den letzten Tagen keine Informationen aus dem FBI-Büro zugespielt worden. Vermutlich hatte er mit Clives Unfall seine Quelle verloren. Keinem aus seinem Team konnte entgangen sein, dass Elizabeth und er sich nähergekommen waren. Auch wenn er überzeugt gewesen war, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte, tat es gut, nun eine indirekte Bestätigung für ihre Loyalität zu haben.
Anscheinend war Alvarez auf Informationen über den Stand ihrer Ermittlungen angewiesen. Damit hatte Jay auch eine ungefähre Vorstellung, was sie von ihm wollten. Wahrscheinlich im ersten Schritt Zugriff über sein Notebook auf den FBI-Server, und falls das nicht reichte, würden sie ihm Fragen stellen. Aber auf Antworten konnte Alvarez nicht hoffen. Auch wenn er körperlich nicht mehr viel einstecken konnte, war er fest entschlossen, zu schweigen. Diesen letzten, wenn auch kleinen Sieg konnten sie ihm nicht nehmen. Egal, was sie an neuen Methoden auffuhren.
Es war keine besonders gute Idee gewesen, auf dem Boden liegen zu bleiben, aber Jay hatte nicht genug Energie gehabt, um aufzustehen. Trotz seines höllischen Dursts war ihm das Waschbecken wie ein unerreichbares Ziel vorgekommen, und irgendwie schienen die Qualen gerecht zu sein, wenn er an Elizabeth dachte.
Aber jetzt wurde es Zeit, sich zusammenzureißen. Er wollte Alvarez’ Männern nicht am Boden liegend, sondern aufrecht gegenübertreten. Mühsam wälzte Jay sich auf die Seite und stemmte sich hoch, sackte aber mit einem dumpfen Stöhnen wieder zusammen.
Seine Glieder waren steif, die Prellungen am ganzen Körper schmerzten und Schwindelgefühle gaben ihm das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen. Er war in noch schlechterer Verfassung, als er gedacht hatte, und fluchte leise. Es konnte doch nicht sein, dass achtundvierzig Stunden in der Gewalt eines solchen Mistkerls ausreichten, um ihn zu bezwingen. Jay tastete nach dem Bett und zog sich hoch. Als er einen Schritt auf das Waschbecken zuging, wäre er beinahe gestürzt, konnte sich aber noch an das Porzellan klammern. Das war ein Anfang. Das kalte Wasser half und die Schwindelgefühle ließen nach. Problemloser als zuvor stand er aufrecht. Die Zelle war gerade groß genug, um sie mit zwei Schritten zu durchqueren.
Nach einigen Versuchen gelang es ihm zu gehen, ohne sich an der Wand abstützen zu müssen. Zufrieden setzte er sich aufs Bett. Eine körperliche Auseinandersetzung würde er in dem Zustand kaum gewinnen, aber er war auch nicht völlig hilflos. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und erstmals wurde ihm bewusst, dass er seit dem Rückflug von New York, also seit fast zwei Tagen, nichts mehr gegessen hatte. Das erklärte, warum er sich so schlecht fühlte. Den Kopf in den Nacken gelegt dachte er wieder an Elizabeth. Es war nur ein schwacher Trost, dass ihr so einiges erspart geblieben war. Er hätte es nicht ertragen können, hilflos zuzusehen, wie sie mit ihr das machten, was sie ihm angetan hatten.
Innerhalb kürzester Zeit war es in der Zelle hell geworden. Da das Fenster eher klein war, musste die Sonne bereits relativ hoch am Himmel stehen. Jay stand auf und stellte sich auf das Bett, um hinausblicken zu können. Der Gegensatz zwischen der Weite der Wüste und dem kleinen Raum hätte nicht größer sein können. Obwohl er kaum eine Chance gehabt hätte, da draußen zu überleben, hätte er die Wüste sofort gegen diese Enge eingetauscht. Und wenn es nur bedeutet hätte, sich vor seinem Tod
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