Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
noch als unschätzbarer Vorteil erweisen. Erstmals keimte ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihm auf.
Auf dem Schreibtisch stand lediglich ein Notebook, daneben lagen ein massiver Briefbeschwerer aus Stein, ein Notizblock und ein Füller. Ein Mexikaner kam näher und hielt einen Gegenstand in der Hand, den Jay sofort erkannte. Sein eigenes Notebook wurde direkt vor ihm platziert. Also hatte er richtig gelegen. Aber sie würden ihn nicht dazu zwingen können, sich auf dem FBI-Server einzuloggen. Eine Tür, die Jay beinahe übersehen hätte, öffnete sich. Alvarez betrat den Raum. Ehe die Tür sich schloss, konnte Jay noch einen Blick in den Nachbarraum werfen. Eine atemberaubend schöne Frau spielte mit zwei kleinen Kindern. Unmengen von Spielzeug waren auf dem Boden verstreut, und helles Lachen drang an sein Ohr.
Als die Tür sich schloss, hörte er nichts mehr. Vermutlich war das Arbeitszimmer aus gutem Grund schalldicht isoliert. Der Widerspruch zwischen der scheinbaren Familienidylle und Alvarez, der kalt auf ihn herabsah, war unbegreiflich, und für einige Sekunden hatte Jay das Gefühl, in einem bizarren Alptraum gefangen zu sein, aus dem er jeden Moment erwachen würde.
Etwas tropfte auf seine Jeans und brachte ihn zurück in die Realität. Einer der Schnitte an seinem Handgelenk hatte wieder angefangen zu bluten. Dadurch war das Plastik so rutschig geworden, dass er überraschend viel Spielraum hatte. Unauffällig testet er die Dehnbarkeit des Materials. Mit etwas Glück konnte er die Fesseln abstreifen, allerdings nicht, solange er im Zentrum des Interesses stand und der Blonde jede seiner Bewegung aufmerksam verfolgte. Alvarez betrachtete ihn immer noch schweigend. Wenn es auf ein Duell hinauslief, wer als erster die Geduld verlor, rechnete Jay sich gute Chancen aus, schließlich hatte er jahrelange Erfahrung, seine Brüder mit seiner Sturheit in den Wahnsinn zu treiben. Mit einem Schnauben, das irgendwo zwischen amüsiert und ungeduldig angesiedelt war, beendete Alvarez die Musterung und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl, der eher wie ein Sessel aussah.
»Sie sind völlig anders, als ich erwartet hatte.«
Es würde Jay nicht weiterbringen, wenn er schwieg, aber eine Antwort konnte ihm unter Umständen wertvolle Informationen liefern. »Und inwiefern habe ich Ihre Erwartungen enttäuscht?«
Alvarez lächelte. »Ich bin davon ausgegangen, dass wir relativ schnell zu einer für beide Seiten vorteilhaften Übereinkunft kommen könnten, aber anscheinend bin ich Fehlinformationen aufgesessen.«
Jay gab sich keine Mühe, seine Verwirrung zu verbergen. »Wie um alles in der Welt kommen sie darauf, dass ich an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert sein könnte?«
»Geld, DeGrasse. Mit Ihrem Einkommen können Sie sich unmöglich ein Haus direkt am Pazifik leisten. Selbst wenn Sie einen Teil vermietet haben, liegt das außerhalb Ihrer Möglichkeiten. Außerdem ist das Haus nicht mit einer Hypothek belastet. Ich bin davon ausgegangen, dass lukrative Nebenjobs für Sie nicht neu und durchaus von Interesse sind.«
Jede Müdigkeit war verschwunden, stattdessen arbeitete Jays Verstand auf Hochtouren. Unwissentlich hatte Alvarez gerade Clive entlastet. Sein Partner hätte gewusst, dass Jay absolut unbestechlich war, zumal er als einziger beim FBI Jays familiären Hintergrund kannte.
Alvarez beugte sich etwas vor. »Das ändert nichts daran, dass Sie mir das verschaffen werden, was ich benötige.«
»Und was soll das sein?«
»Ich will genau wissen, inwieweit Sie meine geplanten Absatzwege kennen. Sie werden Ihr eigenes Notebook ja wohl erkennen. Loggen Sie sich ein. Einer meiner Männer wird sich die Daten ansehen.«
»Und warum sollte ich das tun? Mit Geld bekommen sie mich nicht, und töten werden Sie mich sowieso.«
Alvarez nickte langsam, aber sein Lächeln gefiel Jay überhaupt nicht. »Vielleicht werde ich Sie töten. Vielleicht auch nicht. Das hängt ganz davon ab, wie nützlich Sie für mich sind. Loggen Sie sich ein.«
»Das werde ich nicht tun. Meinetwegen lassen Sie ihre Schläger wieder auf mich los. Irgendwann ist auch das vorbei.«
Jay verfluchte sich innerlich dafür, dass er eine gewisse Resignation nicht verbergen konnte. Erstaunlicherweise wurde Alvarez’ Lächeln noch breiter, hatte aber immer noch etwas Wölfisches. »Mit der Antwort habe ich schon fast gerechnet. Das ist übrigens ein weiterer Punkt, der mich irritiert. Nach meinen Informationen nehmen Sie nichts ernst und
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