Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
unsere Unterstützung anfordern. Muss ich dir eine Skizze machen oder ist die Botschaft angekommen?«
Vor Erleichterung wurden Lucs Knie weich, und er musste sich gegen den Schreibtisch lehnen. Das war ein genialer Schachzug und mehr, als er gehofft hatte. »Die Botschaft ist definitiv angekommen, Mark.«
»Gut, du bekommst unter anderem einen zurückdatierten Auftrag von Joss. Das klären wir alles später. Joss sitzt bereits im Flugzeug, um Scott persönlich mit sämtlichen Informationen zu versorgen.«
»Ist er bei der Aktion dabei?«
»Wäre er gerne, aber wenn dein Team sich für einen Fallschirmabsprung entscheidet, wird das nichts.« Mark zögerte kurz. »Er fühlt sich für den Mist verantwortlich.«
»Das ist doch Blödsinn. Ich kläre das mit ihm.«
»Darauf hatte ich gehofft. Wenn die Zeit reicht, tu das. Kommt gesund und mit deinem Bruder zurück. Allerdings ist die Gefahr damit noch nicht vorüber. Wenn ihr zurückkehrt, wird die Navy deinen Begleiter ignorieren und euch möglichst schnell und unauffällig zurück nach Afghanistan bringen, aber das gilt nicht fürs FBI. Das liegt außerhalb unseres Einflussbereiches, Luc. Haltet den Kopf schön unten, wenn ihr in Kalifornien seid.«
Wenn es bloß schon so weit wäre. Luc hätte sich für die Unterstützung gern noch bedankt, aber für Mark war offenbar alles gesagt. Er verabschiedete sich knapp und trennte die Verbindung.
Hamid sah ihn lediglich abwartend an, aber Kalil hatte nicht so viel Geduld. »Verdammt, rede, Luc. Wie sieht’s aus?«
Erneut wurde Luc die Ähnlichkeit zwischen Hamids jüngerem Bruder und Jay bewusst, und er musste schlucken.
»Scott und meine Männer werden dort sein. Einzelheiten kenne ich noch nicht, aber das reicht mir. Und noch was: Wir werden von Mexiko aus kaum einen Direktflug zurück nehmen, sondern das geht nur über Kalifornien. Das Interesse der US Navy wird nur darin bestehen, uns den schnellsten Flug zurück zu besorgen. Das gilt allerdings nicht fürs FBI. Da ist noch Vorsicht angesagt, Hamid. Jay ist natürlich kein Problem, der hält dicht, aber sonst kann ich da drüben für nichts garantieren, wenn die falschen Leute auf unsere Aktion aufmerksam werden.«
Hamid winkte lächelnd ab. »Darüber reden wir, wenn es so weit ist. Euer Land ist groß genug, um zur Not dort unterzutauchen.«
Impulsiv packte Luc seinen Freund an den Schultern. »Niemals, Hamid. Und wenn mein eigenes Team dich aus einem Gefängnis befreien muss, werden wir genau das tun. Ich weiß nicht, wer beim FBI Alvarez mit Informationen versorgt, aber im Zweifel weiß derjenige spätestens nach der erfolgreichen Befreiung von Jay Bescheid. Mach dir das klar, ehe du das Flugzeug besteigst.«
»Und du glaubst, das hält mich davon ab, dich zu begleiten? Das Flugzeug landet in weniger als zwanzig Minuten. Nutze die Zeit lieber, um dich in einen Taliban zu verwandeln, statt die Zeit mit sinnlosen Reden zu verschwenden, Commander.«
Dass Hamid ihn daran erinnern musste, dass er sich dringend von einigen Dingen seiner Ausrüstung verabschieden sollte, sagte einiges über Lucs Verfassung aus, aber er zog es vor, nicht genauer darüber nachzudenken. Stattdessen nahm er sein Gewehr und warf es Kalil zu.
»Hier. Behalte es. Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, aber behandele es ordentlich.«
Kalils Augen strahlten. »Eigentlich feiern wir kein Weihnachten, aber in dem Fall mache ich eine Ausnahme. Danke. Was ist mit deiner Uhr?«
Die Unverfrorenheit, die von einem Augenzwinkern begleitet wurde, brachte Luc zum Lachen. »Die darfst du für mich aufbewahren, aber wenn später ein Kratzer drauf ist, bekommst du Ärger. Die ist ein Geschenk von Jasmin.«
Die kurze Ablenkung hatte Luc gebrauchen können. Selbst wenn sie nun Unterstützung von der Navy bekommen würden, konnte er nicht sicher sein, dass ihr Bluff wirkte. Hinzu kam, dass er sich die nächsten Stunden, vermutlich eher Tage, im Hintergrund halten musste. Hamid war bekannt und besaß einen eindrucksvollen Ruf in der Region. Nur er hatte eine realistische Chance, die Forderung nach persönlichen Verhandlungen durchzusetzen. Luc würde sich mit der Rolle als Stellvertreter zufriedengeben müssen.
Ein tiefes Dröhnen wurde schnell lauter. Das Flugzeug befand sich im Landeanflug. In wenigen Minuten würde sich entscheiden, ob die Mexikaner überhaupt mit sich reden ließen oder sofort abzogen oder auf Konfrontation setzten.
Allmählich wurde es hell in der Zelle. Jay rührte sich nicht. Es
Weitere Kostenlose Bücher