Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
interessieren sich für alles Mögliche, aber nicht für Ihren Job. Ihr Verhalten in den letzten Tagen passt nicht dazu. Ich bin davon ausgegangen, dass alleine die Vorstellung, einige Stunden in der Sonne verbringen zu müssen, Sie zur Kooperation überreden würde.«
Jay zwang sich zu einem Grinsen. Es konnte nur Vorteile bringen, etwas Unfrieden zu stiften oder Zweifel zu wecken. »Sie sollten wirklich Ihre Quellen überprüfen. Sie merken ja selbst, dass die nichts taugen.«
»Das befürchte ich allmählich auch. Es wird interessant werden, einen weiteren Punkt zu überprüfen.«
Ein Schauer lief Jay den Rücken hinunter. Was denn noch? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Alvarez einen weiteren Trumpf besaß, aber er würde nicht den Fehler machen, seinen Gegner zu unterschätzen. Gleichzeitig hatten Alvarez’ Worte über seine Einstellung zu seinem Job in ihm eine Erinnerung geweckt, die er nicht richtig zu fassen bekam. Sobald er in Ruhe darüber nachdenken konnte, fiel ihm vielleicht ein, wer sich ähnlich über ihn geäußert hatte, und er kannte endlich den Namen des verdammten Verräters.
Ein Mexikaner näherte sich Alvarez und überreichte ihm mit einer entschuldigenden Geste ein Telefon. Jay starrte scheinbar unbeteiligt auf den Boden, während er sich kein Wort entgehen ließ. Vielleicht wusste Alvarez nicht, dass er die Sprache fließend sprach.
Mit einer Lieferung, auf die Alvarez gewartet hatte, schien es Probleme gegeben zu haben, die nun gelöst waren. Der Mexikaner wirkte so erleichtert, dass Jay sich den Punkt gedanklich notierte. Anscheinend verstanden die Abnehmer von Alvarez bei Lieferengpässen keinen Spaß. Das deutete darauf hin, dass Alvarez’ System noch lange nicht etabliert war und keinerlei Störungen verkraftete. Konkurrenten würden vermutlich sofort die Gelegenheit ergreifen, die Lücke auszufüllen. Jay fielen die Diskussionen mit seinem Team und Joss wieder ein. Die Sicherheitsmaßnahmen auf der Ranch sollten vermutlich nicht nur die Regierungsbehörden, sondern auch die anderen Drogenkartelle abhalten. Alvarez spielte ein verdammt gefährliches Spiel, und Jay hätte gut darauf verzichten können, das live und in Farbe mitzuerleben.
Während Alvarez noch freundschaftliche Floskeln mit dem Anrufer austauschte, stand nur noch ein Mexikaner hinter Jay. Der Blonde verfolgte eher missmutig das Telefonat seines Vorgesetzten. Eine bessere Gelegenheit würde Jay nicht bekommen. Jetzt kam es darauf an, ob er schnell genug war. Aus den Augenwinkeln schätze Jay die Entfernungen ab, dann gab es keinen Grund, länger zu warten. Er sprang hoch, wirbelte herum und trat gegen den Stuhl, sodass das massive Möbelstück gegen den Mexikaner prallte. Instinktiv taumelte der zurück, und Jay konnte nachsetzen. Er entriss dem Mann die Pistole und schlug ihm den Lauf gegen die Schläfe, sodass er bewusstlos zusammensackte.
Die Zeit hatte nicht gereicht, um die Fesseln loszuwerden, aber Jay blieb genug Spielraum, um die Waffe zu entsichern und auf Alvarez und den Blonden zu richten.
Der Blonde hatte sich entschieden zu schnell von der Überraschung erholt, und seine Hand lag bereits in der Nähe seiner Pistole.
»Lass es, so schnell bist du nicht.«
Der Blonde machte einen Schritt nach vorn, sodass er zwischen Jay und Alvarez stand. »Und wie hast du dir das jetzt vorgestellt?«
»Im Zweifel reicht es mir, euch beide mitzunehmen. Danach könnte ich einen Abstecher ins Kinderzimmer unternehmen.«
Mut hatte Alvarez, das musste Jay ihm lassen. Er gab die Deckung hinter dem Blonden auf und sah Jay kalt an. »Sparen Sie sich die Drohungen, DeGrasse. Ich kenne Typen wie Sie, es gibt Grenzen, die Sie niemals überschreiten werden.«
»Irrtum. Wenn man mich genug ärgert, fallen diese Grenzen. Sie hätten meine Partnerin nicht töten sollen. Damit gelten völlig neue Regeln.«
Der Blonde und Alvarez wechselten einen Blick, den Jay nicht deuten konnte. Dann lächelte Alvarez unerwartet und flüsterte dem Blonden etwas zu. Trotz der Waffe in der Hand hatte Jay das Gefühl, dass ihm die Kontrolle entglitt, und er wusste weder warum noch was er dagegen tun sollte.
Der Blonde hob langsam die Hände. »Gib mir zwei Sekunden für ein Telefonat, sonst stirbt vielleicht jemand, der dir was bedeutet. Außer der Sig an meinem Oberschenkel habe ich keine Waffe. Ich hole jetzt langsam mein Handy aus der Tasche. Einverstanden?«
Jay nickte, konnte aber die geflüsterten Befehle des Blonden nicht verstehen.
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