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Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Titel: Jay: Explosive Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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sie es beurteilen konnte. Er war offenbar einfach nur völlig fertig. Wut breitete sich in ihr aus, die sie kaum in den Griff bekam, zumal ein Großteil des Ärgers ihr selbst galt. Sie hatten sonst was mit ihm angestellt und dennoch war es ihm gelungen, eine Waffe in die Hand zu bekommen. Erst durch ihr Auftauchen war er abgelenkt worden und hatte die Kontrolle über die Situation verloren.
    Obwohl ihr Arm immer noch schmerzhaft pochte, konnte sie es sich nicht verzeihen, dass sie geschrien hatte. Verdammt, sie hätte sich besser unter Kontrolle haben müssen. Aber nun war es zu spät, und Selbstvorwürfe waren Zeitverschwendung.
    Der Ausdruck in Jays Augen, ehe er zusammengebrochen war, ging ihr nicht aus dem Sinn. Sie bildete sich ein, ihn mittlerweile gut zu kennen, und wenn sie sich nicht täuschte, hatte sie unendliche Schuldgefühle gesehen. Dazu passte auch seine Entschuldigung eben, die nicht den geringsten Sinn ergab.
    Es wäre typisch für ihn, dass er sich selbst mit allen möglichen abstrusen Selbstvorwürfen quälte. Dabei traf ihn nicht die geringste Schuld an den Schwierigkeiten, in denen sie sich befanden. Jetzt war wenigstens die Anspannung aus seiner Miene verschwunden und er wirkte viel jünger und fast friedlich. Sie wünschte, es würde so bleiben, aber sobald er aufwachte, wäre der kurze Frieden vorbei. Dabei zeigte sein Aussehen deutlich, dass er dringend eine Erholungspause brauchte.
    Zärtlich strich sie ihm durch die Haare und über die Wange. Die Angst um ihn hatte sie die letzten Stunden beinahe in den Wahnsinn getrieben, und obwohl es an ihrer Situation nichts änderte, fühlte sie sich alleine dadurch besser, dass er bei ihr war. »Ach, verdammt, Jay. Und ich habe gedacht, mein größtes Problem sei unsere Beziehung. Ich wünschte, das wäre wirklich alles gewesen.«
    Sie ließ den Kopf sinken und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Sie hatte bisher nicht geweint und würde das auch jetzt nicht tun. Noch nie hatte sie sich bei der Beurteilung einer Situation so geirrt wie in den letzten beiden Tagen. Sie war überzeugt gewesen, dass Alvarez nur sie erwischt hatte und als Druckmittel gegen Jay benutzen wollte. Da niemand ihr Fragen gestellt hatte und Jay der eigentliche Kopf der Ermittlungen war, hatte sie das für eine logische Schlussfolgerung gehalten – vielleicht auch halten wollen. Sie hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass Jay an ihrer Befreiung arbeitete, und es nur eine Frage von Stunden sei, bis er in voller Kampfmontur vor ihrer Zellentür erschien und sie zusammen in den Sonnenuntergang ritten. Sie hatte sich geschworen, ihm dann zu sagen, dass er sie zwar verunsicherte und sie Angst hatte, ihn zu verlieren, sie aber dennoch sämtliche Vorbehalte gegen eine ernsthafte Beziehung aufgeben würde, weil sie ihn liebte. Und wenn das nicht reichte, hatte sie eben Pech gehabt und würde weiterleben wie bisher. Das hatte schließlich jahrelang funktioniert. Allerdings hatte sie da auch noch nicht geahnt, was das Zusammensein mit Jay ihr zu bieten hatte.
    Jay stieß einen leisen Seufzer aus, und sein ganzer Körper spannte sich an.
    »Nicht, ruh dich noch aus.« Wieder fuhr sie ihm sanft durch die Haare, und als das nicht reichte, über den Brustkorb und die Wange. Endlich entspannte er sich wieder, und die Bewusstlosigkeit schien in einen unruhigen Schlaf überzugehen.
    Bisher war Jay immer der Stärkere gewesen, nun war sie es, die ihn hielt und über seinen Schlaf wachte. Instinktiv wusste sie, dass es für ihn in Ordnung war. Auch wenn er es mit dem Bedürfnis, sie zu beschützen, gern übertrieb, hatte er ihr uneingeschränkt die Führung überlassen, sobald es um technische Dinge ging, und sie ansonsten immer nach ihrer Meinung gefragt.
    »Und ich weiß immer noch nicht, was du eigentlich an mir findest, Jay. Du könntest doch jede Frau mit deinem Charme rumkriegen. Stattdessen gibst du mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, und zwar im positiven Sinne. Selbst bei meinen Eltern hatte ich immer das Bedürfnis, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich anders als andere Kinder bin, irgendwie unnormal eben. Und dann kommst du und benimmst dich, als ob ich nicht nur normal, sondern auch begehrenswert wäre. Und als Dank dafür versaue ich unsere vielleicht einzige Chance, hier herauszukommen. Verdammt, Jay. Du hättest dir eine andere Frau suchen sollen.« Er bewegte sich, und sie hielt vor Schreck den Atem an. Das war ein Selbstgespräch gewesen, und es

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