Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
hätten.«
Falls sie vorgehabt hatten, Jay mit ihren Handlungen in den letzten Tagen fertigzumachen, so hatten sie keinen Erfolg gehabt. Aber das Gefühl, versagt zu haben, war schmerzhafter als jede Verletzung, die er davongetragen hatte. Er hatte es in der Hand gehabt, die Dinge zu ändern, und sich dann wie ein Anfänger ablenken und überrumpeln lassen. Die Konsequenzen würde nicht nur er, sondern auch Elizabeth tragen müssen. Er brauchte eine weitere Chance, und die würde er nicht vergeuden.
Alvarez lehnte sich zurück. »Sie werden mir nun meine Fragen beantworten. Sollten Sie vorhaben, zu schweigen, so kann ich Ihnen versichern, dass Ihnen und Ihrer Freundin ein qualvollerer Tod bevorsteht, als Sie sich in Ihren schlimmsten Alpträumen ausmalen könnten. Mir ist schon klar, dass Sie bereit wären, das Risiko eingehen. Aber können Sie die Schreie der Rothaarigen ertragen, wenn meine Männer sie sich vornehmen?«
Jay antwortete nicht, aber das schien Alvarez auch nicht zu erwarten. Stattdessen hatte Jay das Gefühl, dass der Drogenboss es genoss, ihm seinen Sieg noch einmal in aller Deutlichkeit zu präsentieren. Als ob das notwendig gewesen wäre.
Alvarez lehnte sich wieder vor. »Vielleicht tröstet Sie der Gedanke, dass es danach vorbei sein wird. Sie sind zu gefährlich, und selbst mit Ihrer kleinen Freundin als Druckmittel werden wir Sie nicht kontrollieren können.« Er breitete die Hände aus. »Aber keine Angst, ich werde Sie nicht töten. Das wird ein Freund von mir übernehmen, der eine ganz besondere Vorliebe für Amerikaner hat. Und wenn er sich vorher noch ein wenig mit der kleinen Rothaarigen vergnügen möchte, werde ich ihn nicht davon abhalten. Vielleicht lässt er Sie lange genug am Leben, dass Sie zusehen dürfen. Können wir jetzt beginnen oder benötigen Sie eine Demonstration, dass ich es ernst meine?«
Jay brachte es kaum fertig, den Kopf zu schütteln, aber Alvarez deutete seine ruckhafte Bewegung und sein Schweigen als Zustimmung.
Eine gefühlte Ewigkeit später sackte Jays Kopf auf seine Brust. Obwohl er seine Lider kaum noch offenhalten konnte, riss er den Kopf entschlossen wieder hoch und blickte auf die Uhr in dem Bücherregal. Seit fast acht Stunden stellten Alvarez und der Blonde ihm abwechselnd Fragen. Die endlosen Wiederholungen nervten ihn nur noch. Da er sich weitestgehend an die Wahrheit hielt und ihnen nur einige wesentliche Dinge verschwieg, ging jede ihrer Fangfragen ins Leere. Was schadete es schon, dass sie wussten, dass ihnen die Herkunft der Drogen und die geplanten Absatzwege bekannt waren. Er verschwieg auch nicht, dass er nicht daran glaubte, dass Clive ein Verräter war. Als daraufhin Alvarez und der Blonde einen vielsagenden Blick wechselten, fühlte er sich bestätigt. Von Joss und dessen Doppelleben als DEA-Agent und Anwalt durften sie ebenso wenig erfahren wie von Lucs Einsatz in Afghanistan, und das würde er problemlos hinbekommen, da sie offenbar keinerlei Informationen über einen der beiden hatten. Er hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, private Mails auf seinem Dienstrechner sofort zu löschen. Dort würden sie keinen Hinweis auf Luc oder Joss finden.
Seine Augen brannten und seine Glieder waren schwer wie Blei. Alvarez und sein Sicherheitschef hatten sich wiederholt ausgiebige Pausen gegönnt, aber dann hatten andere Männer dafür gesorgt, dass er wachblieb. Die nächste Frage drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr, und er runzelte verständnislos die Stirn, als nur unzusammenhängende Laute in seinem Gehirn ankamen. Statt die Frage zu wiederholen, stand der Blonde auf und musterte ihn nachdenklich.
»Mir reicht es. Wir können die Absatzwege weiter nutzen. Gut, sein Team war auf dem richtigen Weg, aber nachdem einer von ihnen als Verräter gilt und zwei verschwunden sind, war es das. Es wird noch einige Tage dauern, dann wird das Team aufgelöst und wir haben wieder unsere Ruhe.«
Alvarez nickte. »Sorge dafür, dass er morgen in besserer Verfassung ist. Ein halbtotes Opfer wird als Beleidigung empfunden werden. Ein bisschen Ruhe und etwas zu essen sollten reichen, um seinen Kampfgeist wieder zu wecken, auch wenn es ihm nichts bringen wird.«
Alvarez’ herablassende Worte reichten, um Jay einen Energieschub zu verschaffen. Er hob den Kopf und sah den Mexikaner verächtlich an. Seine Entschlossenheit wuchs, jede noch so kleine Chance zu ergreifen. Wenn es ihm einmal gelungen war, eine Waffe in die Hände zu bekommen, würde er das
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