Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
auch ein zweites Mal schaffen.
»Mal sehen, wer zuletzt lacht, Alvarez.«
Alvarez’ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Oh, ich bin sicher, dass Sie sich bemühen werden, aber das macht die Sache nur noch interessanter, auch wenn das Ende schon feststeht.«
Dabei übersah Alvarez, dass Jay mit Elizabeth einen verdammt guten Grund zum Kämpfen hatte. Es war eine Sache, den Mistkerlen Zugang zu den FBI-Daten zu verschaffen, aber kampflos aufgeben würde er auf keinen Fall. Zumindest der Blonde schien ihn richtig einzuschätzen. Er wirkte ausgesprochen nachdenklich und keineswegs so überzeugt wie sein Boss, als er ihm ein Zeichen gab, aufzustehen. Jay war nicht bereit, seine Schwäche offen zu zeigen, und verbarg vor dem Blonden so gut es ging, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Trotzdem hatte er noch keine Vorstellung, wie er den relativ kurzen Weg über den Innenhof bewältigen sollte.
Ehe er den Ausgang zum Hof erreicht hatte, hielt der Blonde ihn zurück. »Planänderung. Den Flur weiter runter.«
Am Ende des Korridors gab es nur eine Tür, vor der Jay stehen blieb. Er hatte keine Ahnung, was ihn jetzt erwartete, war aber zu müde, um sich deswegen Sorgen zu machen. Trotzdem zuckte er zusammen, als der Blonde ihn packte und gegen die Wand stieß. »Wie sieht es mit deinen Kontakten nach Afghanistan aus?«
Instinktiv dachte Jay an seinen Bruder und an die Lieferprobleme, von denen er etwas bei Alvarez’ Telefonat aufgeschnappt hatte. Ein winziger Hoffnungsschimmer flammte auf und erstarb sofort wieder. Luc konnte nichts von den Schwierigkeiten wissen, in denen er steckte. Außerdem war Lucs Auftrag nichts anderes als eine reine Aufklärungsmission, und selbst wenn sein Bruder die Nachschublinie lahmgelegt hatte, half ihm das auch nicht weiter.
Der Blonde wartete immer noch auf eine Antwort. Blinzelnd zwang Jay sich, ihn direkt anzusehen. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Ich habe mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, an Zufälle zu glauben. Erst stimmen unsere Informationen aus San Diego nicht und dann …«
Gespannt wartete Jay darauf, dass er weitersprach, wurde aber enttäuscht. Schweigend durchbohrte der Blonde ihn mit Blicken. »Na gut. Aber ich behalte dich verdammt genau im Auge. Genieß deine letzten Stunden und mache nicht den Fehler, dich mit mir anzulegen.«
Er drückte auf einen kleinen Kasten, der wie ein Lichtschalter aussah, und mit einem Klicken wurde die Tür entriegelt. Der Blonde öffnete sie und schubste ihn in den Raum hinein. Ehe Jay realisiert hatte, wo er sich befand, fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Das Zimmer war sparsam eingerichtet, sah aber sauber aus, und auch die Möbel wirkten ansatzweise bequem. Auf einem Stuhl an einem wackeligen Tisch saß Elizabeth und blickte ihn überrascht an. Sie sprang auf, ihr Mund öffnete sich, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
»Es tut mir leid«, brachte Jay noch hervor, dann wurde ihm schwarz vor Augen, seine Knie gaben unter ihm nach und er stürzte zu Boden.
27
Elizabeths Erstarrung verschwand schlagartig, als Jay vor ihren Augen zusammenbrach. Sie hechtete nach vorne und konnte ihn gerade noch auffangen. Aber er war zu schwer für sie und riss sie mit. Ein Bein schmerzhaft verdreht, ging sie zu Boden. Aber es war die paar blauen Flecke wert, dass sie Jays Kopf vor dem Zusammenprall mit den Fliesen bewahrt hatte. Vorsichtig zog sie ihr Bein unter seinem Körper hervor und bettete seinen Kopf in ihren Schoß.
Eine Prellung zog sich von seiner Schläfe bis zur Wange hinunter. Die blaugrüne Schwellung sah zwar gefährlich aus, hätte ihn aber kaum alleine derart umgeworfen. Sanft fuhr sie mit den Fingern durch seine zerzausten Haare und stieß auf eine weitere Beule. Tiefe, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und das hochgerutschte T-Shirt entblößte einen Streifen Haut in Taillenhöhe, der ebenfalls in den unterschiedlichsten Blautönen schillerte. Sie beugte sich vor und zog an dem T-Shirt.
Obwohl sie es befürchtet hatte, durchfuhr es sie beim Anblick der Prellungen auf seinem Oberkörper heiß und kalt. Sie schluckte hart, um die aufkommende Übelkeit in den Griff zu bekommen. Jammern und Klagen brachte sie nicht weiter. Damit half sie Jay nicht.
Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse reichten, um sich einen gewissen Überblick zu verschaffen. Seine Atmung war regelmäßig, der Puls ebenfalls, wenn auch vielleicht etwas schwächer als normal, und gebrochen schien nichts zu sein, jedenfalls soweit
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