Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Parkplatz diente. Das war der ideale Weg, um zu verschwinden. Eine erfolgreiche Flucht durch die Wüste wäre schon alleine schwierig gewesen, aber zusammen mit Elizabeth so gut wie ausgeschlossen. Dennoch würden sie es zur Not riskieren müssen. Alles war besser, als ruhig auf den Tod zu warten. Da eine Ausbildung zum Autodieb nicht Bestandteil des FBI-Trainings war, musste er sich eben noch passende Zündschlüssel besorgen.
Stimmen drangen an sein Ohr, deren Herkunft er zunächst nicht eindeutig zuordnen konnte. Angespannt drehte er sich langsam einmal um die eigene Achse und atmete dann auf. Das kam aus dem Arbeitszimmer. Er lauschte kurz, verstand aber nur einzelne Worte, die ihn nicht weiterbrachten. Vorsichtig bewegte er sich weiter durch den stockdunklen Flur. Nach einigen Metern fiel ihm ein schwacher Lichtschimmer auf dem Fußboden auf. Eindeutig eine Tür und dieses Mal auf der rechten Seite, die ihn hoffentlich weg von Alvarez und hin zu einem Fluchtfahrzeug führte. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte durch den Spalt. Klare Nachtluft empfing ihn. Der Himmel war zwar pechschwarz, aber Tausende von Sternen und der Mond spendeten genug Licht, um Einzelheiten zu erkennen. Lautlos zog Jay die Tür hinter sich zu und sah sich um. Nichts. Soweit er es überblicken konnte, war das Gelände vor ihm menschenleer.
Der Geruch nach einem würzigen Tabak lag in der Luft, aber von einem Raucher war nichts zu sehen. Jay wartete, bis sich seine Augen vollständig an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten und hielt sich dann dicht an der Hauswand. Auf der anderen Seite der freien Fläche lagen die Gebäude, in denen er die Drogenlager vermutete. Die interessierten ihn im Moment nicht, obwohl er sie liebend gern in Schutt und Asche gelegt hätte. Wenigstens hatte er nun die Bestätigung, dass er sich genau dort befand, wo er es vermutet hatte. Nun kam es darauf an, wie die Fahrzeuge gesichert waren, die hoffentlich auf dem Parkplatz auf ihn warteten.
Ohne erkennbaren Anlass richteten sich plötzlich seine Nackenhaare auf, und er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Sorgfältig sah er sich um, konnte aber keine unmittelbare Bedrohung erkennen. Dennoch blieb das schlechte Gefühl. Verdammt! Auf eine Auseinandersetzung mit einem schwerbewaffneten Wachposten konnte er verzichten. Aber wenn es dazu kam, war er bereit. Er hatte die beste Motivation, die es gab, jeden Kampf für sich zu entscheiden. Es ging nicht länger nur um sein Leben, sondern auch um Elizabeth. Egal, was er tun musste, um zu gewinnen, er würde es tun. Ihretwegen.
Da er niemanden erkennen konnte, der es auf ihn abgesehen hatte, schlich er vorsichtig weiter und hielt sich sicherheitshalber dicht an der Wand. Am Ende des Gebäudes angekommen, atmete er auf. Vielleicht hatte seine Fantasie ihm einen Streich gespielt. Einer von Alvarez’ Leuten hätte ihn kaum seinen Streifzug unbehelligt fortsetzen lassen. Vorsichtig spähte er um die Ecke und ballte unwillkürlich die Hand zur Faust. Perfekt in einer Reihe aufgestellt, erkannte er die Silhouetten von mindestens zehn verschiedenen Fahrzeugen. Der Parkplatz war extrem großzügig angelegt, allerdings von einer hüfthohen Mauer umgeben. Auf Anhieb konnte er aus der Entfernung keine Zufahrt sehen, aber die musste es geben und er würde sie finden.
Immer noch kein Hinweis auf Wachposten. Damit hatte er nicht gerechnet. Im Gegenteil, er war davon ausgegangen, dass durch den Stromausfall mehr Männer als sonst auf dem weitläufigen Gelände unterwegs waren. Wenn er sich geirrt hatte, würde er sich deswegen nicht beschweren. Die Mauer, die den Parkplatz umgab, würde ihm ausreichend Deckung geben, um sich die Fahrzeuge näher anzusehen. Ein letztes Mal blickte er sich um, dann wollte er auf die Mauer zu sprinten. Ehe er einen Schritt in die Richtung getan hatte, wurde er von hinten gepackt und zurückgerissen. Sein erschrockener Laut wurde von einer Hand, die sich fest auf seinen Mund presste, gedämpft.
Sekundenlang lähmte ihn der Schock über den unerwarteten Angriff, dann reagierte er instinktiv, riss den Ellbogen nach hinten und versuchte, einen Fußtritt anzubringen. Aber sein Gegner hatte damit gerechnet und blockte seine Gegenwehr ab. »Ganz ruhig. Wenn sie uns hier finden, sind wir beide tot.«
Der Mann sprach fließend Englisch mit einem kaum hörbaren britischen Akzent. Selbst wenn sie beide nicht von Alvarez’ Leuten bemerkt werden wollten, machte sie das noch lange nicht zu
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